Schinderhannes Robin Hood oder gemeiner Dieb?

Schon zu Lebzeiten war der Schinderhannes mit bürgerlichen Namen hieß er Johannes Bückler in aller Munde. Der Räuber aus dem Hunsrück war bekannt für seine Untaten und spektakulären Ausbrüche aus angeblich sicheren Gefängnissen. Vor genau 200 Jahren am 21. November 1803 wurde seine kriminelle Karriere beendet. In Mainz wurde er geköpft.

Geburtsdatum unbekannt

Der Schinderhannes wurde wahrscheinlich 1778 oder 1779 als Johannes Bückler in Miehlen geboren. Sein exaktes Geburtsdatum ist nicht bekannt. Sein Vater war von Beruf Abdecker, auch der Schinderhannes erlernt diesen Beruf. Daher kommt auch sein Spitzname, der sich von dem Wort schinden (Haut abziehen) herleitet. Abdecker war früher die Berufsbezeichnung für jemanden, der Tierkadaver beseitigte und verwertete.

Französische Besatzungsmacht

In der Zeit des Schinderhannes hatten die Franzosen die Vorherrschaft in Deutschland. Frankreich versuchte in der besetzten Region mit zusätzlichen Einnahmen seine leeren Staatskassen zu füllen und erließ zum Beispiel eine Tür- und Fenstersteuer. Der Hunsrücker Bevölkerung ging es entsprechend schlecht. Diese politische Situation war der ideale Nährboden für die Entstehung von Räuberbanden, wie der des Schinderhannes.

Auf Abwege geraten

Seine kriminelle Karriere begann Mitte der 90er Jahre als er seinen eigenen Lehrherren bestahl. Er klaute ein Pferd, Felle und einen Hammel. Dafür erhielt er eine Prügelstrafe und kam in Haft. Ihm gelang der Ausbruch aus der Arreststube. Seit dieser Zeit betrieb er das Stehlen und Erpressen wie einen Beruf. Immer wieder folgten Verhaftungen und mindestens genauso viele Ausbrüche.

Keineswegs der gute Räuber

Auch wenn sich hartnäckig das Gerücht hält, dass der Schinderhannes ein Kämpfer gegen das Unrecht gewesen sei, sind das nichts weiter als Spekulationen. Er war weder ein Rächer der Entrechteten noch ein Freund der Armen. Bückler verstand es aber sehr gut dieses Image für sich auszunutzen. Selbst seine Häscher bescheinigten ihm ein einnehmendes Wesen, schnelle Aufassungsgabe und ein außerordentliches Gedächtnis.

Räuberleben als Gewerbe

Trotzdem schreckten er und seine Kumpanen selbst vor brutaler Folter nicht zurück. Zusammen überfielen sie immer wieder arme Bürger und Bauern, später begann er dann auch noch Juden auszurauben, einfach weil bei ihnen mehr zu holen war. Allein fünf Morde gehen auf sein Konto, dazu kommen Einbrüche, Diebstähle und brutale Folterungen. Und doch half ihm die Bevölkerung immer wieder.

Verstecke bei Hunsrücker Bauern

Insgeheim freuten sich die Menschen darüber, dass es den Franzosen nicht gelang dem Schinderhannes das Handwerk zu legen. Bauern versteckten ihn sogar vor den Verfolgern. Anfang des 19. Jahrhunderts zog sich die Schlinge langsam zu. Das französische Militär erklärte die Jagd nach dem Räuber zur Prestigefrage.

Untertauchen beim Militär

Dem Schinderhannes wurde der Boden unter den Füßen zu heiß, er musste untertauchen. Beim Militär wollte er ein bürgerliches Leben beginnen. Dort wurde er jedoch von einem Rekruten erkannt, der ihn schließlich verriet. Am 10. Juni 1802 wurde der Schinderhannes verhaftet und am 21. November 1803 in Mainz durch die Guillotine hingerichtet.

Die Mähr vom "edlen Räuber"

Dass sich der Mythos vom Schinderhannes so ausweiten konnte, liegt vor allem an der Literatur. Zahlreiche Balladen, Lieder, Bühnenstücke und Romane verfälschten die historische Realität des Schinderhannes. Er wurde zum Kämpfer gegen soziale Misstände und Unterdrückung. Eine entscheidende Rolle spielte dabei auch das Drama "Der Schinderhannes" von Carl Zuckmayer von 1927, das später auch verfilmt wurde.

20.11.03 / sw Bild: Zeitgenössische Darstellung

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