Napoleon Bonaparte: Genial und selbstherrlich

Am 2. Dezember 1804 ließ sich Napoleon Bonaparte zum französischen Kaiser ernennen. Zuvor hatte sich der geniale Feldherr und Militärstratege zum Konsul auf Lebenszeit ernannt. Der Staatsmann dominierte wie kaum ein anderer die weltpolitischen Geschicke des frühen 19. Jahrhunderts.

Nur mit unermüdlichem Arbeitseifer, fast schon krankhaftem Ehrgeiz und einer geschickten Heiratspolitik schaffte der italienischstämmige Korse, der am 15. August 1769 in Ajaccio zur Welt kam, den Aufstieg vom Sohn eines kleinadeligen Advokaten zu einem der erfolgreichsten Regenten der Menschheitsgeschichte. Denn seine familiären Voraussetzungen waren alles andere als rosig.

Papas Liebling


Napoleon in seinem Arbeitszimmer

(Jacques-Louis David 1812)

Als zweitältester von zwölf Geschwistern - noch dazu als Liebling des Papas - hatte der als starrköpfig und temperamentvoll geltende Napoleon das Privileg ab 1779 eine ausgezeichnete Schule auf dem französischen Festland besuchen zu dürfen. Und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt kaum französisch, sondern nur seine Muttersprache italienisch beherrschte. Kurz nachdem der lernbegierige Schüler 1784 auf die Pariser Militärakademie gewechselt war, schlug das Schicksal zu: Der Vater starb an Magenkrebs und hinterließ seiner Familie kaum Geld zum Leben.

Oberhaupt der Familie

Damit war der sechszehnjährige Sprössling ganz auf sich alleine gestellt. Er nahm die Position seines Vaters ein und ernährte die Familie mit dem geringen Sold eines Unterleutnants. Immerhin musste er die Mutter, sieben Geschwister und sich selbst durchbringen. Die Offizierslaufbahn durfte der viel zu junge Soldat 1785 übrigens nur mit einer Sondergenehmigung antreten - als Auszeichnung für seine herausragenden Mathematikleistungen.

Ein genialer Schachzug

In den kommenden acht Jahren will die militärische Laufbahn des jungen Mannes nicht so recht in Gang kommen. Erst als ihm 1793 mit einer gewitzten Strategie die Rückeroberung des Marinestützpunkts Toulon von den Engländern gelang, begann Napoleon die Karriereleiter nach oben zu steigen. In Paris schlägt er den Aufstand Pariser Royalisten nieder, von den Österreichern erobert er kurz darauf einen Großteil Oberitaliens und macht eine Kriegsbeute von mehreren Millionen Francs.

Geschickte Heirat

Darüber hinaus zeigte sich die Heirat mit der adeligen Witwe Sophie de Beauharnais 1796 als brillanter Schachzug. Der Weg zur herrschenden Gesellschaftsschicht, die ihm bislang verschlossen war, war damit frei. Denn Napoleon, dessen großes Vorbild Julius Cäsar war, wollte noch höher hinaus. 1799 beteiligte er sich an einem Staatstreich und wurde zum ersten von drei Konsuln ernannt. Er sollte zunächst für zehn Jahre regieren, ließ sich jedoch schon 1802 zum Konsul auf Lebenszeit ernennen. Sein Größenwahn kannte keine Grenzen: Zwei Jahre später, am 02. Dezember 1804 krönte er sich in der Pariser Kirche Notre-Dame selbst zum Kaiser.

Demokratie trotz Monarchie

Auch wenn Napoleon in erster Linie durch Machtgier und Ruhmsucht vorangetrieben wurde - für sein Land leistete er eine ganze Menge: Innerhalb kürzester Zeit ordnet er Frankreich innenpolitisch neu - baute ein straff organisiertes, zentralistisches Staatswesen auf, reformierte die Verwaltung, die Justiz und das Erziehungswesen. Auch für mehr Demokratie machte sich der arbeitswütige Monarch stark. Der von ihm eingeführte code civil, ein bürgerliches Gesetzbuch, schreibt erstmals die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und die Religionsfreiheit fest also wichtige Forderungen der Französischen Revolution.

Krieg gegen ganz Europa


Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard

(Jacques-Louis David 1800)



Außenpolitisch übernahm sich Napoleon jedoch mit der Zeit und stellte sich zusehends ins Abseits. Sein Anspruch auf die Vormachtstellung in Europa und seine weltpolitischen Pläne führten seit 1803 zu immer neuen militärischen Auseinandersetzungen, die auch Napoleonische Kriege genannt werden. Sieben solcher Feldzüge gab es, u.a. gegen England, Preußen, Österreich und Russland.

Frankreich am Ende

Die Konsequenz seiner bis zur Erschöpfung betriebenen Eroberungspolitik: Spätestens 1812 waren die Ressourcen Frankreichs durch die vielen Kriege völlig aufgebraucht. Und auch bei der Bevölkerung büßte der einst so angesehene Monarch an Sympathie ein. Vor allem die rigorose Steuerpolitik und die von Napoleon aufgebaute strenge Polizeiherrschaft waren eine Zumutung für das Volk.

Der Fall eines Kaisers

Der letzte große Stolperstein wird für Napoleon die Völkerschlacht bei Leipzig. Trotz heftiger Gegenwehr müssen sich die französischen Truppen gegen die Überzahl der verbündeten Feinde aus Preußen, Russland, Österreich, England, Schweden und Bayern geschlagen geben. Am 2. April 1814 zwingt der Senat den Kaiser abzudanken und sich nach Elba zurückzuziehen. Doch der eiserne Willen des großen Herrschers ist noch nicht gebrochen. Als so genannter 100-Tage-Kaiser kehrt er 1815 in einer letzten dramatischen Aktion zurück, um noch im selben Jahr in der Schlacht von Waterloo seine vernichtendste Niederlage zu erleben.

Verbannt nach St. Helena

Napoleon wird auf die englische Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, wo er am 5. Mai 1821 an Magenkrebs stirbt. Erst 1840 werden seine sterblichen Überreste nach Paris überführt und im Invalidendom beigesetzt. Dort liegt auch Napoleons Sohn Franz begraben. Das aus zweiter Ehe mit Marie-Luise von Österreich stammende Kind hat es nie auf den Thron geschafft. Die Siegermächte lehnten 1814 eine Nachfolge des jungen Monarchen ab. Er starb im Alter von 21 Jahren am Hof seines Großvaters Franz I. in Wien.

Noch mehr Napoleon

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Nic 30. Juli 2002 / ergänzt 26.11.2004

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