Laizismus - Trennung von Staat und Kirche

Die französische Revolution liefert den geschichtlichen Hintergrund für die Trennung von Staat und Religion. Die Menschen wollten frei sein und ihr Leben selbstbestimmt regeln, ohne sich dabei von oft selbstgerechten Vertretern Gottes auf Erden gängeln zu lassen.

Was bedeutet Laizismus?

Keine Religion oder Kirche soll Einfluss auf das öffentliche Leben von Menschen in einer Gesellschaft haben. Das staatliche, öffentliche Leben soll neutral sein. Das schließt auch Symbole wie das Kreuz oder das Kopftuch ein, die vom Staat und seinen Beamten nicht im öffentlichen Raum, also auf Straßen und Plätzen, in Kirchen oder Krankenhäusern zur Schau gestellt werden sollen.

Laizismus leitet sich vom Begriff des "Laien" ab. Laien sind alle Menschen, die keine geistliche Tätigkeit offiziell ausführen, die also nicht Priester, Bischof oder ähnliches sind. Im Gegensatz dazu stehen die Kleriker oder der Klerus. Damit bezeichnet man in der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche alle geistlich tätigen Menschen.

Der Philosoph Immanuel Kant war ein Vordenker der Aufklärung

Laizismus ist sinngemäß also die "Herrschaft der Nicht-Geistlichen". Moralische Fragen nach dem richtigen Handeln und Zusammenleben sollen diskutiert werden, ohne dabei auf eine bestimmte Religion oder einen bestimmten Gott Bezug zu nehmen.

Der Laizismus ist nicht gegen Religion an sich. Aber sie wird zur Privatsache erklärt. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. In kommunistischen und sozialistischen Staaten galt dagegen offiziell der Atheismus, also der Glaube, dass es keinen Gott gibt.

Man könnte den Laizismus als kleinsten gemeinsamen Nenner für eine Gesellschaft sehen, in der Menschen unterschiedlicher Religion zusammenleben. Keiner soll durch den Glauben des anderen beeinträchtigt oder gar bekehrt werden.

Wie kam es in Frankreich zum Laizismus?

Er entstand in Frankreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Er entwickelte sich aus dem Geist der französischen Revolution und der Aufklärung. Man wollte frei sein von einer als unterdrückend und einengend empfundenen Herrschaft, die sich selbst auch noch als Gottgegeben ansah.

Die geistige Strömung der Aufklärung plädiert dafür, dass jeder Mensch sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und nicht an ein jenseitiges Wesen abgibt. Und auch nicht an Menschen, die sich als Stellvertreter dieses jenseitigen Wesens ansehen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

1919 wurde die Trennung von Staat und Kirche eingeführt. In der Sprache der Juristen hat Deutschland zur Kirche ein "hinkendes Verhältnis". Das heißt, dass es keine vollständige Trennung gibt. Der Staat zieht die Kirchensteuer ein, christliche Feiertage sind gesetzlich geschützt und es gibt Verträge mit der katholischen Kirche, so genannte Konkordate.

Religiöse Symbole sind im öffentlichen Raum zugelassen. Aber das zeigen nichtchristlicher Symbole stößt auf wenig Gegenliebe. Um das Kopftuch einer Lehrerin als islamisches Symbol gab es sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung.

Weil die neuen Bundesländer wegen der sozialistischen Vergangenheit nur wenige Gläubige haben, versucht man, an Schulen neue Fächer einzurichten. In speziellem Ethikunterricht sollen Schülern Werte des Zusammenlebens vermittelt werden, ohne dabei Bezug auf einen Gott zu nehmen.

Gibt es andere laizistische Staaten in Europa?

Auch die Türkei ist ein laizistischer Staat. Staatsgründer Kemal Atatürk legte fest, dass islamische Symbole nicht öffentlich gezeigt werden dürfen. Aber die Trennung von Staat und Religion ist nicht vollständig. Die islamischen Imame, Vorbeter, werden vom Staat ausgebildet, wodurch er eine gewisse Kontrolle über sie hat.

Frankreich diskutiert

In Frankreich wird aktuell diskutiert, ob man in der Schule als Schüler ein Kopftuch tragen dürfen soll. Auf der einen Seite wird Religionsfreiheit als ein Menschenrecht angesehen. Auf der anderen Seite stehen die Verfechter der Idee, dass niemand öffentlich religiöse Symbole zeigen soll, damit sich niemand unterdrückt oder angegriffen fühlt

Was meint ihr dazu? Wie wichtig ist Gott in eurem Leben? Welcher Religion gehört ihr an? Schreibt uns eure Kommentare!

 

Wenn euch das Thema mehr interessiert, dann schaut doch auch einmal in unseren

WAS IST WAS-Band 44: Die Bibel

oder in den WAS IST WAS-Band 105: Weltreligionen

Text: -jj-/30.6.2005

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