Kirchenbann für Luther
Martin Luther lehrte ab 1514 nicht nur als Theologieprofessor an der Universität Wittenberg, sondern predigte auch in der Wittenberger Stadtkirche. Verärgert musste er feststellen, dass immer weniger Menschen seinen Gottesdienst besuchten und ihre Sünden beichteten. Stattdessen fuhren sie in nahe gelegene Orte und kauften Ablassbriefe, mit denen man sich angeblich von seinen Sünden freikaufen konnte. Luther war dieser Ablassverkauf ein Dorn im Auge. Er ärgerte sich, dass die Menschen nicht in Demut an Gott glaubten, sondern ihre Sünden einfach durch Geld bereinigen wollten.
Martin Luther als Mönch, Kupferstich von 1520, Metropolitan Museum of Art in New YorkBezahlen für die Sünden
Verkauft wurden die Ablassbriefe von der Kirche selbst und von ihr bestimmten Ablasshändlern. In Deutschland war Bischof Albrecht von Brandenburg damit beauftragt. Je mehr Geld die Kirche und der Bischof benötigten, desto mehr zog der Handel an. Mit marktschreierischen Methoden sollten die Ablassbriefe an reuige Sünder und Sünderinnen verkauft werden - auch das ärgerte Luther.
Zunächst predigte Luther gegen den Ablasshandel. Aber als das nichts half, schrieb er am 31.10.1517 einen Brief an seinen kirchlichen Vorgesetzten. Darin prangerte er den Ablasshandel an und forderte die Kirche auf, diesen Handel zu unterlassen. Diesem Brief legte er auch 95 Thesen bei. Es war damals durchaus üblich Argumente zu sammeln, die als Grundlage für ein Streitgespräch dienen sollten. Genau das machte auch Luther mit seinen 95 Thesen, die er an seine Vorgesetzten und Freunde schickte.
Martin Luther gemalt von Lucas Cranach dem Älteren, 1529
Hat Luther die Thesen an die Tür gehämmert?
Dass Luther diese Thesen auch an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg nagelte, wie es immer heißt, ist nicht wirklich belegt. Die berühmten Darstellungen auf Bildern stammen aus der Zeit nach Luthers Tod. Luther selbst hat dazu nie etwas gesagt oder aufgeschrieben, was erhalten geblieben wäre. Und die erste schriftliche Darstellung des Thesenanschlags stammt von Philipp Melanchthon - doch der war 1517 noch nicht in Wittenberg und kein Augenzeuge. Es war durchaus gebräuchlich Ideen oder Thesen durch einen öffentlichen Aushang unter das Volk zu bringen um eine Diskussion anzuregen - ob Luther das allerdings mit so gewagten Thesen auch machte, ohne mit seinen Vorgesetzten zuvor gesprochen zu haben, wird von Forschern bezweifelt.
Luther löst einen Kirchenstreit aus
Die Thesen werden in einigen Städten veröffentlicht und es entsteht ein wilder Streit. Während die katholische Kirche in Rom entsetzt ist über Luthers Thesen, sind humanistische Gelehrte und einige Fürsten ganz begeistert. Rom sieht in Luther einen Rebellen. Dieser versucht sich zu verteidigen, indem er einige seiner Ansichten genauer darlegt. So wollte sich Luther ja nicht gegen den Papst und die katholische Kirche an sich auflehnen, sondern nur gegen einige Praktiken. Allerdings wird seine Kritik am Papst und dessen Unfehlbarkeit immer deutlicher. Dieser ist unerbittlich und nennt ihn einen Ketzer, dem der Prozess gemacht werden muss. Mit seinen eigenen Schriften grenzt sich Luther immer stärker von der katholischen Kirche ab.
Adolph Menzel: Luther verbrennt die päpstliche Bulle. Steindruck von 1872
Luther entscheidet sich
Am 15. Juni 1520 wird Luther der Bann angedroht, würde er seinen Lehren nicht abschwören. Doch statt zu widerrufen, verbrennt Luther am 20. Dezember 1520 den kirchlichen Erlass, die so genannte Bulle, gemeinsam mit weiteren kirchlichen Schriften und dem Kirchengesetzbuch mitten in Wittenberg. Damit entschied er sich endgültig gegen Rom. Und der Vatikan reagierte hart: Am 3. Januar 1521, vor 490 Jahren, verhängte der Papst den Bannfluch über Luther. Luther wurde damit öffentlich zum Ketzer erklärt, sein Leben war in Gefahr.
Luther in Worms
Im Land herrschte aber durchaus auch Sympathie für Luther, zum einen von Kirchengegnern, zum anderen von Fürsten, die die Möglichkeit sahen, den Einfluss des Papstes auf die Politik im Reich zu schwächen. Auch im Volk fand Luther viele Anhänger. Deshalb wollte Kaiser Karl V. ihn auf dem Reichstag in Worms nochmals anhören. Luther sollte seine Thesen hier wiederrufen - doch dazu kam es nicht, denn Luther erklärte sehr sachlich, dass ihn nur Argumente aus der Bibel und Vernunftgründe zu einem Umdenken bringen könnten, sicher aber nicht Anordnungen des Papstes oder der kirchlichen Vertreter, denn die hätten bisher mehr geirrt als er selbst. Damit war der Bruch zwischen Luther und der katholischen Kirche endgültig besiegelt!
Mehr über Luther findest du im unten angehängten Artikel.
Hier die 95 Thesen.
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