Katharina die Große - eine starke Zarin

1729 wurde Sophie von Anhalt-Zerbst geboren, die am 9. Juli zur russischen Zarin Katharina die Große wurde. Diesen Beinamen erhielt sie, da sie das russische Reich in einem Maße vergrößerte wie kein anderer Herrscher vor ihr. Zunächst war jedoch ihr unfähiger Mann Peter III. an der Macht. Mehr über ihr ereignisreiches Leben in einer spannenden Zeit erfahrt ihr hier.

Bild links: Katharina als junge Frau 1745.

Am 2. Mai 1729 wurde Sophie von Anhalt-Zerbst geboren, die Tochter des preußischen Statthalters von Stettin. Im Alter von 15 Jahren wurde sie 1745 mit dem russischen Thronfolger, Großfürst Peter III. verheiratet. Katharina und Peter waren jedoch völlig unterschiedlich.

Eine ungleiche Ehe

Bild rechts: Familienportrait von Peter III., Katharina und ihrem Sohn Paul.

Sie war schön, er hässlich. Katharina war wissbegierig, intelligent und geistig rege, während Peter geistig zurückgeblieben war und eher wie ein erwachsenes Kind wirkte. Er spielte mit Puppen und Bleisoldaten und ließ Katharina tagelang preußische Uniformen tragen, da er Preußen verehrte. Sein Hang zum Alkohol war stark, so dass er sich fast täglich betrank.

Bild links: Zar Peter III.

Als die regierende Zarin Elisabeth im Dezember 1761 starb, wurde Peter Zar und herrschte nun über Russland. Es folgte eine Zeit, in der er zwar gewagte Reformen durchführte, aber auf der anderen Seite Kriege führen wollte, die seine gesamte Armee gegen ihn aufbrachte.

Katharina wird Zarin

Nach einer Regierungszeit von nicht einmal einem halben Jahr kam es zum Staatsstreich. Katharina hatte einen Teil der Armee auf ihrer Seite und ließ sich am 9. Juli 1762 zur Kaiserin ausrufen. Ihr Mann floh daraufhin und wurde wenige Tage später ermordet.

Am 12. September 1762 wurde Katharina offiziell zur Zarin Katharina II. gekrönt und regierte das Land 34 Jahre lang, bis zu ihrem Tod im Jahr 1796. Auf diese Aufgabe hatte sich Katharina lange vorbereitet. Seit sie nach Russland gekommen war, hatte sie die russische Sprache gelernt, war zum orthodoxen Glauben übergetreten und hatte sich im Selbststudium alle politischen Theorien ihrer Zeit angeeignet.

Konkurrenten werden ausgeschaltet

Bild: Katharina die Große in den 1780er Jahren.

Sie war nun die mächtigste Frau Europas jedoch eigentlich nicht die rechtmäßige Königin. Auch ihr Mann Peter III. war nur ein möglicher Nachfolger der verstorbenen Zarin Elisabeth gewesen. Einen anderen hatte diese selbst schon als Kleinkind einkerkern lassen Iwan VI. Doch Katharina ließ auch diesen möglichen Konkurrenten töten alles natürlich heimlich um ihr Ansehen nicht zu beschädigen.

Wie die Wolgadeutschen nach Russland kamen

Für ihr Land wollte sie Fortschritt und Wohlstand und ließ Ausländer ins Land, die bisher unbewohnte Gebiete kultivieren sollten. Da sie die Bauern aus Deutschland anwarb nannte man sie Wolgadeutsche.

Nicht viel fürs Volk

Bild: Voltaire

Auch über die Abschaffung der Leibeigenschaft dachte Katharina nach. Ein großer Teil ihrer Untertanen waren nämlich Leibeigene, also etwas ähnliches wie Sklaven, und gehörten den Großgrundbesitzern.

Doch obwohl sich Katharina für die aufklärerischen Ideen begeisterte, die sie unter anderen in einem Briefwechsel mit dem französischen Philosophen Voltaire diskutierte, setzte sie nur sehr wenig davon in der Realität um. Unter anderem auch deshalb, weil sie sich als unrechtmäßige Zarin die Gunst der anderen Adeligen nicht verscherzen durfte. So kam es auch, dass sie einen Bauernaufstand blutig niederschlug.

Gemeinsame Liebe zur Macht

Zarin Katharina hatte im Laufe ihres Lebens wohl mehr als 20 Liebhaber, doch am berühmtesten wurde Fürst Grigori Potemkin möglicherweise ihre große Liebe. Viele Jahre war sie mit ihm verbunden und machte ihn zu ihrem wichtigsten Feldherren. Potemkin eroberte Teile des Osmanischen Reiches, unter anderem die Halbinsel Krim, die Russland einen Zugang zum Schwarzen Meer ermöglichte.

Karte: Rot ist die heutige Ukraine zu sehen, eingekreist die Halbinsel Krim.

Er gründete zahlreiche Städte wie Odessa oder Sevastopol und baute die russische Schwarzmeerflotte auf. Auch durch die Teilungen Polens gewann Russland eine Million Quadratkilometer Land sowie sechs Millionen Menschen hinzu. So war Katharina die Herrscherin, die das russische Reich mehr als alle ihre Vorgänger vergrößerte.

Wie war Katharina?

War sie, wie man ihr nachsagt, machtgierig, selbstherrlich und kaltblütig oder war sie eher die hochgebildete Frau, die verantwortungsvoll ihrer Aufgabe als Regentin nachging? Das ist sehr schwer zu beurteilen, denn über Katharinas Denken weiß man hauptsächlich durch ihre eigenen Aufzeichnungen und ihre Briefe Bescheid. Doch ob sie auch in diesen bewusst ein bestimmtes Bild von sich zeichnete oder ob sie darin wirklich das schrieb, was ihr am Herzen lag wer will das heute noch mit Sicherheit sagen? So bleibt das Bild der Zarin vielschichtig.

Das späte 18. Jahrhundert eine Zeit der Umbrüche

In Katharinas Regierungszeit fallen bedeutende Geschichtsdaten: Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) stieg Preußen unter Friedrich dem Großen zur fünften Großmacht in Europa auf, neben Frankreich, Russland, Großbritannien und Österreich. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) machte die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika aus dem englischen Kolonialreich möglich. Die Französische Revolution von 1789 führte zur Abschaffung der Königsherrschaft in Frankreich.

Bild: James Cook

Überall in Europa setzte sich nach und nach das Gedankengut der Aufklärung durch und die Bürger wollten mehr Rechte erhalten. Schließlich wurde auch das Wissen um unseren Planeten immer vollständiger in den 1770er Jahren umrundete James Cook als Erster die Erde.

Wenn ihr mehr über diese Ereignisse wissen wollt, dann lest doch auch den verlinkten Artikel über Friedrich den Großen (Herrscher von Preußen): Wenn der Sohn den Erwartungen des Vaters nicht entspricht, sowie die Beiträge über George Washington, die Französische Revolution und James Cook.

Text: Liane Manseicher, -sw- 29.04.09, Bilder: Gemälde: Katharina als junge Frau 1745: Louis Caravaque: pd; Katharina die Große in den 1780er Jahren: Johann Baptist Lampi der Ältere: pd; Gemälde von Peter III, Katharina II und Sohn Paul zu der Zeit, als Peter noch Großfürst war: R. M. Lisiewska 1756: pd; Voltaire; Cook: pd; Karte Ukraine: pd; Peter III: Gemälde von Lucas Conrad Pfandzelt: pd.

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