Ignatius von Loyola und der Jesuiten-Orden

Aus einem Freundeskreis entstand 1534 eine der mächtigsten Organisationen der katholischen Kirche: die Gesellschaft Jesu, auch bekannt als Jesuitenorden. Noch heute, im Jahr 2010, hat der Orden rund 19.000 Mitglieder.


Ignatius von Loyola wurde am 31. Mai 1491 als Íñigo López de Oñez y de Loyola auf Schloss Loyola bei Azpeitia; geboren. Er war das 13. Kind einer baskischen Adelsfamilie, und diente schon in früher Kindheit als Page am Hofe des Großschatzmeisters von Kastilien, wo er für eine höfische Karriere ausgebildet werden sollte. Nach dem Tod seines Dienstherren schloss sich López de Loyola im Jahr 1517 dem Militär an.

Lebenswende durch Kanonenkugel

Er diente zunächst als Offizier, bis ihm im Alter von dreißig Jahren eine Kriegsverwundung den weiteren Aufstieg in dieser Karriere versperrte: Es war am 20. März 1521, als er bei der Verteidigung Pamplonas gegen französische Truppen von einer Kanonenkugel getroffen wurde, die ihm ein Bein brach und das zweite verwundete.  Mystische Erfahrungen auf dem Krankenlager brachten ihn dazu, sich statt seiner bevorzugten Ritterromane mit theologischer Literatur zu beschäftigen, was ihn dazu bewog, über seine bisherige Lebensweise nachzudenken und seinen weiteren Lebensweg von Gott bestimmen zu lassen. Im Kloster Montserrat legte er seine Lebensbeichte ab. Nach seiner Genesung ließ er seine Waffen am Altar der Klosterkirche zurück.

Als verletzter Ritter und Edelmann war er gekommen, als gesunder Bettler und Pilger verließ er das Kloster.

Pilger und Student

Ein Jahr lang lebte er als Büßer und unternahm eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. In den nächsten Jahren bildete er sich weiter und schaffte es, 1526 an der Universität Alcalá de Henares zum Studium zugelassen zu werden. Henares ist eine Stadt bei Madrid, die heute noch eine der ältesten Universitäten beherbergt. Dort begann er Philosophie und Theologie zu studieren. Doch seine Ansichten riefen schon bald die Inquisition auf den Plan. Nach einer intensiven Befragung wurde López de Loyola acht Wochen eingesperrt. 

1527 wechselte er an die Universität Salamanca, doch auch hier ließen ihn die Schergen der Inquisition nicht in Frieden und warfen ihn für einige Wochen in den Kerker.

Nach acht Inquisitionsprozessen, in denen ihm kein Vergehen nachgewiesen werden konnte, verließ er Spanien und flüchtete nach Frankreich. An der Sorbonne setzte er seine Studien fort und wurde dort 1535 zum Magister Artium promoviert.

Gründung der Gesellschaft Jesu

In Paris sammelte López de Loyola Gefährten um sich. Sechs davon bezeichnet er als seine Freunde im Herrn. Es sind Francisco Javier, Peter Faber, Alfonso Bobadilla, Diego Laínez, Alfonso Salmerón und Simão Rodrigues. Die sieben legten am 15. August 1534 am katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt, auf dem Montmartre ein gemeinsames Gelübde ab: Es beinhaltete gemeinsame Armut, Keuschheit und Mission in Palästina.

Allerdings stellte sich bald heraus, dass die gelobte Wallfahrt und Seelsorgearbeit in Jerusalem nicht durchführbar war, weil das Osmanische Reich die Pilgerschiffe nicht passieren ließ. Am 24. Juni 1537 wurden López de Loyola und Diego Laínez in Venedig zu Priestern geweiht. Von da an nannte Lopez sich Ignatio de Loyola. Drei Jahre später stellte sich die Gruppe dem Papst Paul III. zur Verfügung. Am 27. September 1540 genehmigte dieser das Grundstatut der Gemeinschaft und erkannte sie als Orden an.

Ignatius wurde zum ersten Oberen gewählt und leitete den rasch wachsenden Orden von Rom aus bis zu seinem Lebensende am 31. Juli 1556. Als er im Alter von 65 Jahren starb, zählte der Orden bereits 1000 Mitglieder.

Der Jesuitenorden Segen und Stein des Anstoßes

Die Jesuiten haben keine besondere Ordenskleidung. Mitglieder des Ordens tragen hinter ihrem Nachnamen den Namenszusatz SJ (Abkürzung für Societas Jesu). Die Bezeichnung Jesuiten wurde zunächst als Spottname gebraucht, später aber auch vom Orden selbst übernommen. Die anderen Gründer des Ordens sorgen für dessen Ausbreitung in alle Welt:

Francisco Javier (15061552) wurde als der Begründer der Mission in der Kulturwelt des Fernen Ostens später zusammen mit Ignatius heiliggesprochen. Peter Faber (15061546) kam als erster Jesuit nach Deutschland und gewann Petrus Canisius für den Orden. Diego Laínez (15121565) folgte auf Ignatius als Generaloberer der Gesellschaft Jesu. Im Todesjahr von Ignatius hatte die Gesellschaft Jesu Missionen in Indien, Japan, Brasilien, Äthiopien und am Kongo. Berühmt in der Geschichte des Ordens sind die Indianer-Reduktionen in Uruguay und Brasilien im 17. und 18. Jahrhundert. Die Jesuiten führten die Indianer zu größeren Gemeinwesen zusammen, wo sie sich gegen Sklavenjäger schützen konnten.

Dieser politische Einfluss der Jesuiten war ein Hauptgrund dafür, dass die Höfe von Spanien und Frankreich einen starken Druck auf Papst Clemens XIV. ausübten, dass er nachgab und am 21. Juli 1773 die Gesellschaft Jesu aufhob. Nur in Russland konnte sie weiter existieren, weil Zarin Katharina sich weigerte, das päpstliche Breve zu veröffentlichen. Aber im Jahr 1814 wurde der Orden von Papst Pius VII. erneut auch gesamtkirchlich zugelassen. Heute (2010) umfasst der Orden weltweit rund 19.000 Mitglieder.

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Text: RR, 24. 9. 2010, Bild: Wikipedia GNU-FDL

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