Goldrausch in Kalifornien

Am 24. Januar 1848 fand ein Mann namens James W. Marshall in Kalifornien ein paar Stückchen Gold. Er war gerade dabei eine Sägemühle am Sacramento River zu errichten, als er das wertvolle Metall im Fluss entdeckte. Zwar ordnete sein Arbeitgeber, der Großgrundbesitzer Johann August Sutter an, Stillschweigen über den Fund zu bewahren, doch daraus wurde nichts.


Bis zu diesem Zeitpunkt war Kalifornien noch kaum von Europäern besiedelt. Nur wenige Tausend Menschen hatten sich hier niedergelassen. Die meisten Einwanderer blieben an der Ostküste. Doch der Fund veränderte mit einem Mal die Lage. Im Laufe des Jahres 1848 sprach es sich in ganz Kalifornien und schließlich bis ans andere Ende des amerikanischen Kontinents herum, wo man reich werden konnte.

Der Lockruf des Goldes

Im Jahr 1849 machten sich mehr als 80.000 Menschen auf den Weg nach Kalifornien. Sie kamen aus Mexiko, Chile und China, vor allem aber aus Europa. Die Sehnsucht nach dem schnellen Glück lockte Soldaten und Matrosen, Händler und Ärzte in den Wilden Westen.

Abbildung: Karte der Goldfelder in Kalifornien.



Während Amerikaner aus dem Mittleren Westen durch die Prärie und die Rocky Mountains zogen, mussten alle, die aus Europa oder von der Ostküste der USA kamen mit dem Schiff Südamerika umrunden, denn der Panamakanal war damals noch nicht gebaut. Mit dem Dampfschiff dauerte diese Route etwa drei, mit dem Segelschiff sogar fünf bis sieben Monate. Eine lange Zeit für die Goldsucher, die auf überfüllten Decks bei ungenießbarem Essen und fauligem Wasser ausharren mussten.

Abbildung: Mit einer Anzeige wirbt eine Schiffsgesellschaft für Überfahrten nach Kalifornien.



Lohnte sich die Mühe?


Wer Glück hatte, fand einen dickeren Goldbrocken und wurde mit einem Schlag ein reicher Mann. Doch für die meisten war die Suche nach dem Edelmetall harte Arbeit. In eine Blechpfanne schaufelten sie Sand aus dem Fluss. Den Sand spülten sie an den Rand, in der Mitte blieb das schwerere Gold übrig. Dies sammelten sie in einem Lederbeutel. War die Ausbeute üppig, konnten sie am Tag 20 Mal so viel verdienen wie ein Arbeiter an der Ostküste.

Foto: Pfanne zum Goldsuchen

Doch oft blieb von dem Geld nichts übrig. Der Grund dafür war das völlig überteuerte Leben in den Goldgräberstädten. Kaum entstand eine neue Blockhüttensiedlung, öffnete auch ein Laden und ein Saloon. Schließlich benötigten auch Goldsucher Kleidung und Nahrung.

Fernab jeglicher Zivilisation ließen sich die Händler ihre Waren teuer bezahlen ein Ei kostete zum Beispiel einen Dollar. Geld wurde gegen Wucherzinsen verliehen und viele Männer gaben die Funde des Tages abends für Alkohol und Glücksspiel im Saloon aus.






Rechts: Goldgräber-Siedlung



Die wahren Goldgruben


Die eigentlichen Gewinner des Goldrausches waren daher oftmals nicht die Goldgräber, sondern die Geschäftsleute, die von ihnen profitierten. Auch einige berühmte Erfindungen wurden im Zusammenhang mit der Goldsuche gemacht.

Der aus Franken stammende Levi Strauss sah, dass die Männer für ihre Arbeit robuste Beinkleidung benötigten und fertigte deshalb Hosen aus einem widerstandsfähigen Gewebe. Ursprünglich verwendete er Zeltstoff und verstärkte ihn mit Nieten die Geburtsstunde der Jeans. Diese Idee machte ihn zum Millionär. Für die industrielle Goldwäsche wurde 1853 der Hochdruck-Wasserstrahler entwickelt.

Abbildung: Levi Strauss

Wie der Wilde Westen wild wurde



Schon nach kurzer Zeit waren viele Fundplätze ausgeschöpft und die Goldgräber machten sich auf die Suche nach neuen Quellen. Sie verließen ihre Siedlungen und hinterließen die menschenleeren sogenannten Geisterstädte. Das Lagerleben unter miserablen hygienischen Zuständen hatte viele Seuchen zur Folge.

Der Konkurrenzkampf unter den Männern war hart, so kam es häufig zu blutigen Auseinandersetzungen, denn jeder trug eine Waffe bei sich. Da es weder Polizei noch Gefängnisse gab, war es an der Tagesordnung, die Gesetze zu brechen. Um dagegen einzuschreiten bildeten sich Bürgerkomitees, die für Recht und Ordnung sorgten.

Besonders schlimm litten die amerikanischen Ureinwohner unter den Einwanderern. Mehr als die Hälfte von ihnen starb an Krankheiten, die von den Weißen ins Land gebracht wurden. Ihr Immunsystem war darauf nicht vorbereitet. Viele Indianer wurden auch vertrieben oder umgebracht. Oft war durch den Goldabbau auch so viel Quecksilber in ihre Gewässer gelangt, dass diese vergiftet waren.

Völkerwanderung mit Folgen

1852, vier Jahre nach dem ersten Goldfund, lebten 16 Mal so viele Menschen in Kalifornien wie 1848. Viele von ihnen waren aus anderen Regionen der USA gekommen, in denen nun ihre Arbeitskraft fehlte. Schiffe konnten zum Beispiel nicht mehr weiterfahren, weil die Matrosen einmal in Kalifornien gelandet sich in Richtung Sacramento River davon machten.


Auch für die anderen Teile Amerikas hatte der Goldrausch gravierende Folgen. Der rasante Aufstieg Kaliforniens schlug sich schließlich auch in der Politik nieder. 1850 wurde Kalifornien als 31. Staat in die USA aufgenommen. Nachbarstaaten wie Nevada oder Arizona gelang das erst viele Jahre später.

Der Goldrausch in Kalifornien war eine kurze Phase. Schon nach vier Jahren war es kaum mehr lohnend, das wertvolle Metall von Hand zu suchen. Ab 1858 wurde auch am Colorado Gold gefunden und kurz vor der Jahrhundertwende in Alaska.

Abbildung: In Erinnerung an die Goldsucher, die 1849 nach Kalifornien kamen, trägt der Footballverein San Francisco den Namen "49ers".


In WAS IST WAS Band 96 Schatzsuche lest ihr mehr über geheimnisvolle, verschollene Goldminen.  



Text: lm - 21.01.08 - akt. Nic 21.1.2013; Fotos: Zeitungsausschnitt: pd; Goldteller: cc-by-sa: flickr.com; Karte: NorCalHistory; Goldnugget: Kowloonese; 49er: pd. Illustrationen: WAS IST WAS Band 18: Jörg Hennig.

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