Friedrich I. - der erste König in Preußen

Die deutsche Geschichte wäre ohne Preußen sicher anders verlaufen ob besser oder schlechter, darüber streiten sich die Historiker bis heute.

Preußen bedeutete Militarismus und Bürokratie, aber auch Reformstreben, Liberalismus und Religionsfreiheit.
Sprichwörtlich sind die so genannten preußischen Tugenden wie Disziplin, Ordnungssinn, Zuverlässigkeit, um nur einige zu nennen. Auch durch die Pflege von Kunst und Wissenschaften zeichneten sich die Preußen aus. Stärker ins Geschichtsbewusstsein haben sich jedoch die Kriege eingeprägt, welche die Preußenkönige immer wieder führten zum Leidwesen ihrer Untertanen.

In seinem Bestseller Preußen ohne Legende vertrat Sebastian Haffner die These, dass die preußische Geschichte am 18. Januar 1701 begann. An dem Tag proklamierte sich der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. zum König in Preußen und nannte sich fortan Friedrich I..

Aus Rücksicht auf die Tradition des Deutschen Kaiserreiches fand die Krönung im ostpreußischen Königsberg statt. Die Stadt war ausgewählt worden, weil sie nicht zum Reich gehörte und es somit kein zweites Königreich in Deutschland geben konnte. Das war wichtig, da der Titel des deutschen Königs in der Tradition des Deutschen Kaiserreiches zugleich Ansprüche auf den Kaiserthron signalisiert hätte. So fand die Proklamation (Bekanntmachung) auch die Zustimmung Kaiser Leopolds I..

Vorgeschichte

Das ehemalige Herzogtum Preußen entstand am 8. April 1525. An diesem Tag schlossen König Sigismund I. von Polen und der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht der Ältere, Markgraf von Brandenburg-Ansbach den Krakauer Vertrag. Darin wurde die Umwandlung des Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit vereinbart.

1618 fiel es an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, die bis 1660 die Souveränität (Hoheit) in Preußen erlangen konnten. Dazwischen lag der Amtsantritt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Jahre 1642.

Der "schiefe Fritz"

Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte mehrere Söhne. Der älteste, Wilhelm Heinrich, war im Alter von ein-einhalb Jahren gestorben. Friedrich war der dritte Sohn. In der Erbfolge stand noch Karl Emil vor ihm.

Im ersten Lebensjahr wurde Friedrich von seiner Hebamme so unglücklich fallen gelassen, dass ihm für den Rest seines Lebens eine verkrüppelte Schulter blieb. Die Berliner Bevölkerung nannte ihn deswegen spöttisch den Schiefen Fritz.


Kurprinz Friedrich


Als am 7. Dezember 1674 sein Bruder Karl Emil nach kurzer Krankheit verstarb, wurde Friedrich Kurprinz und somit direkter Thronnachfolger. Trotz seiner Behinderung begleitete seinen Vater im Nordischen Krieg. Auch während der Feldzüge in Pommern von 1675 bis 1678 blieb er an der Seite des Vaters. Anfang 1679 zogen die beiden auf einen beschwerlichen Winterfeldzug gegen die in Preußen eingefallenen Schweden.

Am 13. August 1679 heiratete Friedrich in Potsdam die hessische Prinzessin Elisabeth Henriette. Sie starb am 7. Juli 1683 an den Pocken.

Kurfürst Friedrich III.

Am 9. Mai 1688 starb Kurfürst Friedrich Wilhelm. Er hatte das Land unter allen seinen Söhnen aufteilen sollen, doch Friedrich setzte sich durch und bewahrte so die Einheit des Landes.

Außenpolitisch unterstützte Friedrich III. im November 1688 Wilhelm von Oranien bei der Landung in England. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697 entsandte er außerdem brandenburgische Truppen in die große Allianz gegen Frankreich.

In dieser Zeit überlegte er, wie er sein Land zum Königtum erhöhen und selbst dessen König werden konnte.

König Friedrich I.

Am 1. November 1700 starb Karl II., der letzte habsburgische König in Spanien.

Die Thronfolgestreitigkeiten nutzte Kurfürst Friedrich III. für seine Zwecke, da die Habsburger im Krieg gegen Frankreich Bündnispartner benötigten. So beteiligte  sich Friedrich, an dem vom Habsburgischen Kaiser mit geführten Spanischen Erbfolgekrieg mit 8.000 Soldaten.

Am 18. Januar 1701 setzte sich Friedrich in der Schlosskirche des Königsberger Schlosses die Krone selbst aufs Haupt, krönte dann seine Gemahlin Sophie Charlotte und ließ sich erst dann von zwei evangelischen Bischöfen salben.

Der Papst akzeptierte den neuen König nicht, denn Preußen war seit 1525 lutherisch.


Friedrich I. wurde von der Geschichtsschreibung nur wenig beachtet. Er stand immer im Schatten seines Vaters, des Großen Kurfürsten, seines Sohnes, des Soldatenkönigs, und seines Enkels Friedrichs des Großen.

Aufstieg zur Großmacht

Von 1701 1772 nannten sich die preußischen Herrscher König in Preußen (König von Preußen durften sie sich nicht nennen, denn noch gab es Teile von Preußen unter polnischer Hoheit.). Erst ab 1772 bezeichneten sie sich als König von Preußen. Die kostspielige Prunkentfaltung im preußischen Barock brachte das Land an den Rand des finanziellen Ruins.

Friedrich I. pflegte vor allem Kunst und Wissenschaft. In seine Zeit fiel die Gründung der Universität Halle und der Kurfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften, die spätere Preußische Akademie der Wissenschaften.

Nach Sebastian Haffner bestand Preußen exakt 170 Jahre. In seinem Buch Preußen ohne Legende vertritt er die These, dass das wahre Preußen am 18. Januar 1871 unterging, als im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Reich unter König Wilhelm I. als Kaiser Wilhelm I. ausgerufen wurde. Mit der Reichsgründung ging die preußische Geschichte in die deutsche über.

Die Geschichte Preußens als Staat endet mit seiner endgültigen Auflösung durch die siegreichen Alliierten am 25. Februar 1947 (Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats).


Hier findest du das Königreich Preußen zum Anklicken. Du kannst das Wappen und alle preußischen Herzog- und Fürstentümer erkunden.

Text: RR, 17. 1. 2010, Bilder: PD

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