Die Karlsbader Beschlüsse Angst vor der Revolution

Am 6. August 1819, also vor 190 Jahren, hielten die Herrscher der deutschen Königreiche und Fürstentümer in Karlsbad eine geheime Konferenz ab. Sie hatten Angst, bei einer Revolution gestürzt zu werden und wollten sich mit entsprechenden Gesetzen davor schützen. Das Resultat waren die Karlsbader Beschlüsse. Durch sie wurde die Bevölkerung überwacht und diejenigen, die man für gefährlich hielt, sogar verfolgt.


Im frühen 19. Jahrhundert war Deutschland ein Flickenteppich aus vielen einzelnen Staaten.


Deutschland nach Napoleon

Nach der Niederlage Napoleons bei der Völkerschlacht bei Leipzig konnten sich die einzelnen deutschen Länder von der Vorherrschaft Frankreichs befreien. Deutschland als Staat gab es damals noch nicht. Es war in einzelne Fürstentümer und Königreiche gespalten. Doch nachdem die Deutschen zusammen Napoleon besiegt hatten, gab es viele Menschen, die sich nun einen einheitlichen deutschen Nationalstaat wünschten. Vor allem an den Universitäten verbreiteten sich diese liberalen und nationalen Gedanken, sodass sich die Studenten überall im Land zu so genannten Burschenschaften zusammenschlossen.

Liberalismus im frühen 19. Jahrhundert

Wenn man heutzutage von Liberalismus spricht, so geht es meist um wirtschaftliche Fragen. Die Liberalen vertreten die Ansicht, dass sich der Staat so wenig wie möglich in die Wirtschaft einmischen soll, damit sich der Markt selbst reguliert. Im frühen 19. Jahrhundert hatten die liberalen Gedanken der Burschenschaften wenig damit zu tun. Vielmehr forderte man hier einen deutschen Einheitsstaat. Den Liberalen ging es dabei vor allem um eine einheitliche Verfassung, sodass alle deutschen Bürger unter den gleichen Gesetzen leben könnten.

1817 versammelten sich viele Studenten und Burschenschaftler auf der Wartburg.



Das Wartburgfest

Die Hoffnungen der nationalen und liberalen Bewegungen wurden enttäuscht. Auf dem Wiener Kongress 1814/15 ordneten die Herrscher der europäischen Großmächte den Kontinent neu. Auf die Forderung nach einem deutschen Staat wurde jedoch nicht eingegangen. Die Kleinstaaten blieben weiterhin bestehen. Zwar wurde mit dem Deutschen Bund ein Verband aus mehreren deutschen Ländern geschaffen, doch damit waren die Liberalen unzufrieden, da dieser sehr wenig Einfluss hatte. Beim Wartburgfest 1817 trafen sich zirka 500 Studenten, um ihre Forderungen deutlich zu machen und verbrannten viele Schriftstücke, die ihren Ansichten widersprachen.

Angst vor einer deutschen Revolution

Die Herrscher der deutschen Staaten konzentrierten sich seit dem Sturz Napoleons darauf, die Auswirkungen der französischen Revolution rückgängig zu machen. Darin eingeschlossen waren vor allem die fortschrittlichen Gedanken, wie Demokratie. Da in Deutschland die nationalen und liberalen Rufe immer lauter wurden, hatten die Monarchen nun Angst, dass auch in Deutschland eine Revolution ausbrechen könnte. Sie fürchteten, dass sie wie die französischen Monarchen zuvor gestürzt werden könnten. Als auch noch ein Kritiker der Revolution durch einen Burschenschaftler ermordet wurde, sahen sich die Herrscher gezwungen zu handeln.

Der österreichische Außenminister Fürst von Metternich war die treibende Kraft bei der Ausarbeitung der Karlsbader Beschlüsse.


Die Karlsbader Ministerialkonferenz

Vom 6. bis 31. August trafen sich in Karlsbad, das damals zu Österreich gehörte (heute liegt es in Tschechien), Vertreter der deutschen Länder, darunter auch Preußen, Bayern und Österreich. Das Treffen war geheim, weswegen der ruhig gelegene Kurort Karlsbad als Treffpunkt ausgewählt wurde. Unter der Führung des österreichischen Außenministers Fürst von Metternich wurden hier die Karlsbader Beschlüsse ausgearbeitet. Am 20. September wurden sie vom Bundestag des Deutschen Bundes verabschiedet und als Gesetz aufgenommen. Somit traten die Beschlüsse in allen Mitgliedstaaten des Bundes in Kraft.

Inhalt der Karlsbader Beschlüsse

Die Maßnahmen, die durch die Karlsbader Beschlüsse ermöglicht wurden, stellten einen tiefen Eingriff in die persönlichen Rechte eines jeden Bürgers dar. Es wurde die Überwachung, sowie die Verfolgung von revolutionären Bürgern legalisiert. Die Burschenschaften wurden verboten und alle Universitäten kontrolliert. Auch die Professoren, die als liberal galten, wurden entlassen. Somit wurde der nationalen Bewegung der Boden entzogen. Außerdem wurde die Presse zensiert, womit auch keine revolutionären Gedanken mehr veröffentlicht wurden. Dies war damals alles möglich, da die Grundrechte der Bürger, wie wir sie heute kennen (Pressefreiheit, Recht auf freie Meinungsäußerung) noch nicht richtig im Gesetz verankert waren.

Folgen der Beschlüsse

Durch die Karlsbader Beschlüsse wurden die Bestrebungen nach einem deutschen Nationalstaat zunächst zum Erliegen gebracht. Mithilfe der Mainzer Zentraluntersuchungskommission organisierte Fürst Metternich die so genannte Demagogenverfolgung. Dabei wurden alle Bürger überwacht und Verdächtige und revolutionäre Aktivisten bundesweit verfolgt und angeklagt. Somit konnte die Monarchie zunächst ihre Vormachtstellung behalten.

Während dieser Zeit einwickelte sich auch das Biedermeiertum. So nannte man die Bürger, die sich in ihre Privatsphäre zurückzogen und sich nicht um die Politik kümmerten, da sie durch die neuen Gesetze sowieso überwacht wurden.


Obwohl die Bevölkerung durch die Beschlüsse stark eingesschränkt war, kam es schließlich 1848 zur deutschen Märzrevolution.



Trotz alledem gelang es Metternich & Co. nicht, alle liberalen und nationalen Kräfte auszuschalten. 1832 trafen sich viele Studenten beim Hambachfest und 1848 kam es schließlich zur deutschen Revolution, nach der die Karlsbader Beschlüsse abgeschafft wurden.

05.08.2009 // Text: Jan Wrede; Bilder: Karte: kgberger (GNU; cc-by-sa 2.5, 3.0), Wartburgfest: pd, Metternich: Thomas Lawrence (pd), Märzrevolution: pd

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