Die Frage der Woche: Gab es Pocahontas wirklich?

Jeden Samstag beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Lea P. aus Dirmstein: Gab es Pocahontas wirklich? Hier erfahrt ihr die Antwort...

Die Häuptlingstochter Pocahontas vom Stamm der Powhatan ist ganz im Gegensatz zu Winnetou keine erfundene Figur. Sie war Nordamerikas berühmteste Indianerin und lebte von 1595 bis 1617 in Virginia und England. Sie war auch unter dem Namen Matoaka bekannt. Das bedeutete die Verspielte, die kleine Übermütige.

Mutig und selbstbewusst


Mit den Siedlern aus England pflegte sie ein besonderes Verhältnis. Diese begannen sich damals in der neuen Welt, wie die Europäer Amerika damals nannten, niederzulassen. Wohl aus Neugier fühlte sie sich zu den Weißen hingezogen. Schon als junges Mädchen soll sie mutig und selbstbewusst gewesen sein und immer wieder die Friedensverhandlungen zwischen Indianern und Weißen vorangetrieben haben.  

Indianerprinzessin rettet Captain John Smith

Den Engländer Captain John Smith rettete Pocahontas durch beherztes Eingreifen sogar vor dem sicheren Tod. Dieser hatte im Streit zwei Indianer von Pocahontas` Stamm erschlagen und war vom Vater der Prinzessin zum Tode verurteilt worden. Als man seinen Kopf auf einen Opferstein legte und mit einer Keule zerschmettern wollte, warf sich die Zwölfjährige schützend dazwischen. Daraufhin ließ der Häuptling sein Urteil fallen und adoptierte Smith sogar.

 

Geisel für den Frieden



Später wurde Pocahontas` Heldentat häufig zu einer Liebesgeschichte weitergesponnen. Auch der nach der Häuptlingstochter benannte Disneyfilm setzt hier an. Doch mit John Smith verband Pocahontas nur Freundschaft. Einen Weißen heiratete sie dennoch. Ihren künftigen Ehemann lernte Pocahontas kennen, als sie ein Jahr als Geisel in der Siedlung Jamestown wohnte. Die Engländer hatten Pocahontas entführt, um ihrem Vater einen Friedensvertrag aufzuzwingen 

Abbildung: Ein Kupferstich zeigt Häuptlingstochter Pocahontas.



Ehe mit einem Briten

Pocahontas gefiel das Leben in der Kolonie. Sie lernte perfekt Englisch und verliebte sich in den wohlhabenden Sir John Rolfe, der indianischen Tabak anbaute. Um den Frieden weiterhin zu sichern, heiratete Pocahontas 1614 den Kolonisten mit dem Einverständnis ihres Vaters in einer christlichen Zeremonie. Es war die erste registrierte Ehe zwischen einer Indianerin und einem Engländer.

Pocahontas wird "Lady Rebecca"

Die Reaktionen auf die Hochzeit in England waren positiv. Sie wurde als Zeichen dafür gewertet, dass sich Indianer sehr wohl umerziehen lassen. Pocanhontas wurde fortan europäisch gekleidet und in Prinzessin Rebecca umbenannt. Sie wohnte mit ihrem Ehemann in der Ortschaft Henrico das angenehme Leben einer reichen Lady. 1615 brachte sie ihr einziges Kind, Sohn Thomas, zur Welt.

Liebling bei Hofe

Bei Hofe wollte man die Vorzeigefamilie endlich persönlich kennenlernen. In England angekommen, stieg die exotisch anmutende Indianerprinzessin schnell zum Liebling der feinen Gesellschaft auf. Ihr Ehemann wurde aufgrund seiner einfachen Herkunft nur geduldet. Ihre Heimat sollte Pocahontas nie mehr wieder sehen. Nicht gewöhnt an das nasskalte Klima,  starb sie mit nur 22 Jahren überraschend an einem Infekt. Ein Porträt kurz vor ihrem Tod gemalt hängt noch heute in der National Gallery of Art in Washington.

Abbildung: Aus Pocahontas wird "Lady Rebecca".

Das Ende der Indianer

Pocahontas`Sohn Thomas blieb in der Obhut von Verwandten in England und kehrte später als Siedler nach Virginia zurück. Hier brachte er es als Besitzer einer Tabakplantage zu Reichtum auch auf Kosten der Indianer. Durch die raumgreifenden Pflanzungen wurden die Männer, die zu seinen Vorfahren gehörten, immer weiter zurückgedrängt und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Der Ausrottungskampf gegen die Indianer hatte begonnen.

"Mutter Amerikas"

Thomas Rolfe wurde zum Begründer einer der erfolgreichsten Dynastien Virginias, die auch viele Politiker hervorbrachte. Bis zum Verbot der Rassenmischung 1864 galt es als schick, Thomas Rolfe im Stammbaum zu haben. Pocahontas wurde deshalb lange als Mutter Amerikas bezeichnet.  

Mehr über Indianer erfährst Du in WAS IST WAS Band 42 "Indianer".

Nic 6.9.2012  / Abbildungen: pd          

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