Die älteste Feuerversicherung der Welt

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren Brandkatastrophen keine Seltenheit. Die meisten Städte und Dörfer brannten mindestens einmal komplett ab, weil die technischen Hilfsmittel noch dürftig waren. Die Handwerkerzünfte, die mit der Aufgabe des Feuerlöschdienstes betraut waren, reichten sich mühsam Wassereimer in einer Kette vom Brunnen bis zum Brandort weiter. So konnten Großbrände aber nur selten gestoppt werden.

Bilder: Im Mittelalter bekämpfte man Feuer mit Hilfe von Wasser  das in Eimern von einem zum anderen weitergegeben wurde.

Um die Folgen eines Brandes für den einzelnen zu mildern schlossen sich in der Hansestadt Hamburg 101 Bürger am 3. Dezember 1591 zu einer Feuergilde zusammen. Die meisten von ihnen waren Bierbrauer. Sie verpflichteten sich dazu, sich gegenseitig zu helfen, wenn einer nach einem Brand bedürftig war. Dadurch wurde das Risiko für den Einzelnen wesentlich geringer und die finanzielle Belastung blieb für alle zusammen erträglich. So ähnlich funktionieren bis heute Schadensversicherungen. 

Die Hamburger Feuerkasse

 


Bild: Die kolorierte Lithografie von Peter Suhr zeigt den Hamburger Brand von 1842.

Aus der Gilde entstand 1676 die erste Feuerversicherung der Welt, die es bis heute gibt: die Hamburger Feuerkasse. Ihre größte Bewährungsprobe war der große Hamburger Brand, der 1842 ein Fünftel aller Gebäude zerstörte. Das Versicherungsunternehmen musste einen Kredit aufnehmen um alle Betroffenen entschädigen zu können.

Was bedeutet der Begriff Gilde?

Gilden nannten sich im Mittelalter Zusammenschlüsse von Kaufleuten. Im Unterschied dazu hießen die Handwerksvereinigungen Zünfte. Die Mitglieder von Gilden unterstützten sich gegenseitig, wenn einer von ihnen in eine Notlage geraten war. Sie kümmerten sich gemeinsam um die Sicherheit ihrer Waren beim Transport und trafen sich auch zur Religionsausübung.

Die bekannteste Fernhandelsgilde war die Hanse. Bis zu 200 Städte in Nordeuropa gehörten zwischen 1150 und 1669 zu dem Verband. Am bekanntesten blieben Hamburg, Bremen und Lübeck.

Und wie funktionieren Versicherungen heute?

Das Grundprinzip von Versicherungen beruht auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das bedeutet, dass man die Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Unglücksfälle wie z. B. Brand oder Einbrüche eintreten, berechnen kann. Für den einzelnen sind solche Risiken nicht kalkulierbar, wohl aber für eine große Menge von Personen. Man spricht hier vom Gesetz der großen Zahl.

Das Gesetz der großen Zahl

Stellt euch vor, ihr spielt Mensch ärgere dich nicht. Würfelt ihr sehr viele Male nacheinander, so wird etwa in einem Sechstel der Fälle die Zahl 6 erscheinen. Genauso häufig erscheinen die anderen Zahlen. Das funktioniert jedoch nur, wenn ihr wirklich sehr, sehr oft würfelt. Im Laufe eines einzelnen Brettspiels können die Ergebnisse jedoch ganz anders aussehen und es mag so scheinen, als sei ein Mitspieler vom Glück besonders bevorzugt und werfe ständig die 6. Erst bei sehr vielen Wiederholungen gleicht sich das Ergebnis aus.

Auf dieser Basis kalkulieren Versicherungsgesellschaften die Beiträge ihrer Mitglieder. Hier ein Beispiel: Wenn jedes Jahr durchschnittlich 200 von 500.000 Versicherten einen Schaden von durchschnittlich 250.000 Euro anmelden, so macht das, umgelegt auf jeden einzelnen Versicherten eine jährliche Gebühr von 100 Euro. Lächerlich wenig, wenn man es mit dem Risiko vergleicht, den gesamten Betrag von 250.000 allein tragen zu müssen.

Zusätzlich legt das Versicherungsunternehmen noch weitere Kosten wie z. B. die Gehälter ihrer Angestellten oder nötige Rücklagen für Großkatastrophen auf die Versicherten um.

Mehr über Wahrscheinlichkeitsrechnung erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 12 Mathematik.

Wie Feuerwehren aufgebaut sind und mit welchen Hilfsmitteln sie heute arbeiten steht im WAS IST WAS Band 114 Feuerwehr.



Text: lm 01.12.06, Illustrationen: inklink, WAS IST WAS Band 114; Fotos und Wappen: wikipedia.

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