Der Frieden von Tilsit

Die Friedensverträge von Tilsit beendeten den Vierten Koalitionskrieg. Von 1806 bis 1807 hatten sich Preußen, das Kurfürstentum Sachsen und Russland gegen Frankreich verbündet. Der Friedensschluss teilte Osteuropa in eine französische und eine russische Interessensphäre. Preußen fiel auf den Status einer europäischen Mittelmacht zurück.

Ende des 18. Jahrhunderts war die Welt im Umbruch. Die alten Monarchien mussten neuen Strukturen weichen. Am deutlichsten sichtbar wurde dieser Vorgang in der Französischen Revolution. In den zehn Jahren zwischen dem 14. Juli 1789 (Sturm auf die Bastille) bis zum 9. November 1799 (Beginn der Herrschaft Napoleons) vollzog sich in Frankreich der Übergang von der frühen Neuzeit zur Moderne. Diese Zeit stellt einen der wichtigsten Einschnitte in der europäischen Geschichte dar.

Die Koalitionskriege



Mit Ausnahme des ersten wurden diese Konflikte auch Napoleonische Kriege genannt. Sie dauerten von 1792 bis 1815.

Mit der ersten Koalition (1792-1797) versuchten Österreich und Preußen, die Französische Revolution rückgängig zu machen und vor allem deren Auswirkungen auf die Königshäuser einzudämmen. Weitere wichtige Mächte Europas schlossen sich an. Erst das Königreich Piemont-Sardinien, und nach der Köpfung des französischen Königs Ludwig XVI. Großbritannien, Spanien, die Niederlande und Neapel.

Den Krieg gegen die Koalition hatte allerdings Frankreich mit der Kriegserklärung vom 20.04.1792 begonnen. Zwischen 1795 und 1797 wurden mit Ausnahme Großbritanniens mit allen Beteiligten Friedensverträge geschlossen.

Ab 1799 herrschte Napoleon Bonaparte in Frankreich. Großbritannien blieb Kriegsgegner, und Napoleon konnte das Weltreich während seiner ganzen Herrschaft nicht besiegen. In wechselnden Koalitionen europäischer Mächte wurden weitere Kriege gegen die französische Republik beziehungsweise Napoleon Bonaparte geführt.

Der Vierte Koalitionskrieg



1806 verbündeten sich Preußen, das Kurfürstentum Sachsen und Russland gegen Frankreich. Diese vierte Koalition endete 1807 und hielt nicht einmal ein Jahr. Es war die einzige Staatenkoalition gegen Napoleon, an welcher Großbritannien nicht beteiligt war.

Während Preußen Napoleon den Krieg erklärte, verhielten sich die vielen kleinen deutschen Staatengebilde, der Rheinbund und die Hansestädte neutral.

In der Schlacht bei Jena und Auerstedt fügten die französischen Truppen den Preußen am 14. Oktober 1806 eine schweren Niederlage zu. Am 27. Oktober zog Napoleon triumphierend in Berlin ein.

Gesiegt hatte er aber noch nicht, denn wenige Wochen später griffen die russischen Truppen in den Krieg ein. Ein extrem harter Winter erschwerte die ersten Gefechte (Schlacht von Pultusk). Schließlich standen die Truppen sich im südlichen Ostpreußen gegenüber. Am 7.und 8. Februar 1807 kam es zur Schlacht bei Preußisch Eylau, die jedoch keine der beiden Seiten für sich entscheiden konnte.

Erst am 14 Juni, in der Schlacht bei Friedland, wendete sich das Kriegsglück zu Napoleons Gunsten: Die 80.000 Mann starke Armee schlug unter seiner Führung ein 60.000 Mann starkes russisch-preußisches Heer unter General Levin August von Bennigsen. Mit dieser Niederlage und dem anschließenden Friedensvertrag verabschiedete sich Preußen vorerst aus der Reihe der europäischen Großmächte

Der Friedensvertrag und die Folgen



Der russische Zar Alexander I. und Napoleon schlossen am 7. Juli 1807 den Frieden von Tilsit, der mit Preußen zwei Tage später geschlossene Vertrag hatte den Charakter eines Diktatfriedens. Der Zar akzeptierte den Rheinbund und das neu gegründete Herzogtum Warschau als napoleonische Vasallen und trat der Kontinentalsperre bei. Das war eine von Napoleon verhängte Wirtschaftsblockade über die britischen Inseln, die bis 1814 in Kraft blieb. Sie sollte England mit den Mitteln des Wirtschaftskrieges in die Knie zwingen. In Folge dieses Vertrages kam es zum Englisch-Russischen Krieg (1807-1812) und zum Russisch-Schwedischen Krieg (1808/1809).  Dies führte zur Teilung Schwedens am Bottnischen Meerbusen und zum Beitritt Schwedens zur Kontinentalsperre.. Der östliche Teil wurde das russische Großfürstentum Finnland.

Im Gegenzug garantierte Napoleon die Souveränität des Herzogtums Oldenburg und einiger anderer Kleinfürstentümer, die von deutschen Verwandten des Zaren regiert wurden.

Später unterlief Russland das Vertragswerk, indem es neutralen Schiffen erlaubte, britische Waren in seinen Häfen zu löschen, und somit den russisch-englischen Frieden von 1812 vorbereitete. Die daraus entstandenen Spannungen mit Frankreich lösten 1812 Napoleons Russlandfeldzug aus.

Ursprünglich hatte Napoleon Preußen von der Landkarte verschwinden lassen wollen. Nur die Intervention des Zaren verhinderte diese Absicht, doch wurden der Gebietsbestand und die Zahl der preußischen Untertanen um nahezu die Hälfte reduziert. Danzig wurde Freie Stadt, an Sachsen fiel der preußische Kreis Cottbus. Das neu gegründeten Königreich Westphalen erhielt die vormals preußischen Gebiete westlich der Elbe. Polen erstand in Form des Herzogtums Warschau als Vasallenstaat Frankreichs für wenige Jahre wieder als Staatsgebilde. Es wurde aus jenen Ländereien gebildet, die Preußen durch die Teilungen Polens erworben hatte.

Das preußische Heer wurde von vormals 200.000 Mann auf 42.000 Mann reduziert. Die wichtigsten Festungen erhielten französische Garnisonen. Der 4,94 Millionen Einwohner zählende preußische Reststaat hatte eine Kriegskontribution von 120 Millionen Francs zu leisten und musste der Kontinentalsperre beitreten.

Text : RR 9. 7. 2007

Bild: Napoléon bei der Schlacht von Friedland, Gemälde von Horace Vernet (Ausschnitt), Lizenz: GNU-FDL

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