Der Achtzigjährige Krieg wie die Niederlande entstanden

Von 1568 bis 1648 herrschte Krieg zwischen den Niederlanden und den sie beherrschenden Spaniern. Innerhalb dieser langen Zeit gab es mehrere friedliche Phasen, so auch einen zwölfjährigen Waffenstillstand, der vor 400 Jahren, am 12. April 1609 beschlossen wurde. Was der Achtzigjährige Krieg mit dem Calvinismus und der spanischen Silberflotte zu tun hatte und wie die Niederlande entstanden erfahrt ihr hier.

Karte der 17 niederländischen Provinzen, zu denen auch das Gebiet des heutigen Belgiens und Luxemburgs gehört sowie ein Teil von Nordfrankreich.

Die Geschichte der Niederlande beginnt eigentlich erst im Jahr 1568 mit dem Achtzigjährigen Krieg. Vorher war das Gebiet der Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg) niemals selbstständig, sondern gehörte zunächst zum Frankenreich, dann zu Lothringen und schließlich zu Burgund.

In seinem Reich ging die Sonne nie unter

Bild: Kaiser Karl V.

Er war der mächtigste Mann seiner Zeit Kaiser Karl V. (1500-1556). Seit 1506 war er Herrscher über Burgund und die Niederlande, 1516 wurde er König von Spanien und Süditalien sowie aller spanischen Kolonien in Amerika. 1519 erbte er das Habsburgischen Reich mit dem Kernland Österreich und wurde schließlich zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gewählt. Spätestens jetzt konnte er mit Fug und Recht behaupten, dass in seinem Reich die Sonne niemals unterging.

Laut seinem Wahlspruch Plus ultra (immer weiter) gab er sich damit jedoch nicht zufrieden.

Katholiken gegen Calvinisten

Bild: Johannes Calvin

Zur Herrschaftszeit Karls V. setzte sich in Europa die Reformation durch. Martin Luther und Johannes Calvin lehnten vieles ab, was der katholischen Kirche wichtig war, denn sie hatten ein anderes Verständnis des christlichen Glaubens. In den Niederlanden traten viele Menschen zum Protestantismus über und vertrauten Calvins Lehren.

Kaiser Karl V. und sein Sohn Philipp II., der mittlerweile König von Spanien war, versuchten, ihre Untertanen in den Niederlanden zum katholischen Glauben zurück zu bringen. Um die Ketzer (also die Andersgläubigen) zu verfolgen wurde die Inquisition eingeführt. Unter Inquisition verstand man Gerichtsverfahren gegen Andersgläubige, die von kirchlichen Würdenträgern geleitet wurden und die häufig mit dem Todesurteil endeten.

Aufstand gegen die Besatzungsmacht

Bild: Philipp II. von Spanien

Seit 1555 herrschte Philipp II. auch über die Niederlande und entmachtete deren Fürsten immer mehr. Das gefiel diesen ebenso wenig wie die ständige Anwesenheit von spanischen Truppen im Land.

1564 forderte eine Reihe von aufständischen Adeligen, die sich selbst Geusen (Bettler) nannten, die Beendigung der Inquisition und die Wiederherstellung ihrer Rechte. Ihr Protest gegen die spanischen Herrscher gipfelte im Bildersturm der Calvinisten, bei dem sie zahlreiche Heiligenstatuen, Bilder und weiteren Kirchenschmuck aus den Gotteshäusern schleppten oder zerstörten. Der Aufstand wurde von den Spaniern blutig niedergeschlagen, was zu neuen Unruhen führte.

1568 kam es zum ersten militärischen Aufeinandertreffen der beiden Staaten - der Achtzigjährige Krieg begann.

Die Niederlande teilen sich

Hatten die 17 niederländischen Provinzen bisher noch gemeinsam gegen die spanische Vorherrschaft revoltiert, so zerbrach dieses Bündnis 1579. Die Bevölkerung in den südlichen Provinzen sprach überwiegend französisch, hing dem katholischen Glauben an und schlug sich auf die Seite der Spanier. Die Nordprovinzen, in denen die Calvinisten dominierten, nannten sich 1581 Republik der Vereinigten Niederlande, erklärten sich unabhängig vom spanischen Königshaus und setzen Wilhelm von Oranien zu ihrem Statthalter ein.

Bild: Schlacht von Gibraltar

Jahrelang wurden erbitterte Kämpfe zwischen den Spaniern und den Vereinigten Niederlanden geführt. Schließlich gelang es der niederländischen Republik, sich mit England zu verbünden. Bei der Seeschlacht von Gibraltar im Jahr 1607 versenkten die Niederländer zwei Drittel der spanischen Schiffe. Daraufhin wurde ein Waffenstillstand ausgehandelt, der vom 12. April 1609 für zwölf Jahre galt.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus, in den weite Teile Europas verwickelt waren und auch zwischen der Republik der Vereinigten Niederlande und Spanien kam es erneut zu Kämpfen. Zunächst verliefen diese ergebnislos, bis es dem Niederländer Piet Heyn gelang, die komplette spanische Silberflotte zu erbeuten.

Die Silberflotte

Bild: Mit solchen Galleonen transportierten die Spanier das Silber aus den Kolonien.

Um die dauernden Kriege sowie das kostspielige Leben des Königshauses zu finanzieren, beutete Spanien die Silberminen in seinen südamerikanischen Kolonien aus. Das Edelmetall brachten sie mir ihrer so genannten Silberflotte ins Heimatland. Als Heyn die Flotte im Auftrag der niederländischen West-indischen Handelskompanie 1621 kaperte, bedeutete das für die Spanier einen Verlust von zwölf Millionen Gulden, das entspricht dem Wert von einer Milliarde Euro.

Da die spanische Armada bereits 1588 von den Engländern vernichtend geschlagen worden war (siehe verlinkter Artikel), hatte Spanien auf See kaum mehr Streitkräfte zur Verfügung, um den Niederländern Paroli zu bieten. Außerdem war Spanien an verschiedenen anderen Kriegsschausplätzen des Dreißigjährigen Krieges aktiv, sodass es gegen die Niederlande nicht mehr viel ausrichten konnte.

Auf dieser Karte, die die Staaten nach dem Friedensschluss 1648 zeigt, sieht man die geteilten Niederlande.

Im Rahmen der Westfälischen Friedensverhandlungen, die 1648 dem Dreißigjährigen Krieg ein Ende setzten, schlossen Spanien und die Niederlande einen Sonderfrieden miteinander. Damit war auch ihr 80 Jahre dauernder Krieg beigelegt.

Text: Liane Manseicher, 09.04.09; Bilder: Karte Westfälischer Friede: kgberger: cc-by-sa 2.5; alle anderen Bilder: pd.

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