Das erste Arbeitsamt der Welt stand in Paris

Um genügend Arbeiter für seine Bauvorhaben zu bekommen, eröffnete der französische König Ludwig XIII. im Jahr 1631 die erste Jobvermittlung der Welt in Paris. Gleichzeitig konnte damit den vielen verarmten Zugereisten aus Frankreichs Provinzen geholfen werden. Nun mussten sie nicht mehr betteln.

Foto: So sieht die Bundesagentur für Arbeit heute aus.

Am 4. Juli 1631, als von Arbeitsämtern - wie wir sie kennen - noch niemand träumte, öffnete in Paris ein Bureau d`Adresse (Adressenbüro) seine Pforten. Man erhoffte sich dadurch schnell neue Arbeiter für freie Stellen zu bekommen. Arbeitssuchende konnten in den Büros ihre Anschrift und eine kurze Beschreibung ihrer Fähigkeiten hinterlassen. Gegen eine Gebühr gab das Büro diese Angaben dann an die Arbeitgeber weiter.

Bettler waren eine Plage

Gleichzeitig sollte mit dieser Einrichtung ein ständig wachsendes Problem gelöst werden: Die Bevölkerungszahlen stiegen an. Nicht alle konnten sich mehr von Landarbeit ernähren. Deshalb zogen immer mehr Menschen aus den ländlichen Gegenden in die Stadt Paris. Sie hofften, dort Arbeit zu finden.

Doch oft genug wurde nichts aus ihrem Traum. Sie landeten buchstäblich in der Gosse und mussten sich mit Betteln über Wasser halten. War es bisher noch üblich gewesen, großzügige Almosen an Arme zu geben, so veränderte die Überzahl an Bedürftigen die Einstellung der Bewohner von Paris. Sie empfanden die Bettler als Plage.

Die Lösung: Eine Arbeitsvermittlung muss her

Eine Lösung musste her. Schließlich war eigentlich genug Arbeit da. Nur wussten die Zugereisten oft nicht, an wen sie sich wenden sollten, um eine Stelle zu finden.

Im Frankreich des 17.Jahrhunderts herrschte nämlich ein riesiger Bedarf an Arbeitskräften. Denn König Ludwig XIII. ließ sein Reich verschönern: Der Schlösserbau boomte und somit auch das Kunsthandwerk. Schließlich brauchte er für seine Paläste eine prunkvolle Inneneinrichtung.

Bild: Théophraste Renaudot


 

Renaudot erfindet Adressbüro

Der Arzt Théophraste Renaudot erfand das Adressbüro, das Arbeitssuchenden und Arbeitgebern gleichermaßen weiterhalf. Außerdem konnten sich arme Menschen dort umsonst ärztlich versorgen lassen.

Renaudots Idee fand jedoch nicht nur Befürworter. Viele Bürger wären die Bettler lieber anderweitig los geworden. Auch die Ärzte der Stadt sahen in den kostenlosen Versorgungszentren eine Konkurrenz.

Doch zum Glück für die Armen und Arbeitslosen war Renaudot mit dem einflussreichen Kardinal Richelieu befreundet, der sich für das neue Arbeitsamt einsetzte. Es wurde ganz zentral in der Nähe der bekannten Kathedrale Notre Dame eingerichtet.

Ausländer haben Meldepflicht

Nachdem sich das Pariser Adressenbüro als großer Erfolg erwiesen hatte, wurde es für die ausländischen Arbeitssuchenden zur Pflicht, sich dort registrieren zu lassen. Somit konnte der König leichter kontrollieren, wie viele Einwanderer zurzeit in Paris waren.

Das Adressenbüro wird zur Jobbörse

Um 1800, nachdem sich der Arbeitsmarkt durch die Industrialisierung grundlegend verändert hatte, wurde das überkommene Adressenbüro durch eine neuartige Jobbörse (Bourse du Travail) ersetzt. Neben der Jobvermittlung, war sie auch ein Zentrum zur Weiterbildung und ein Versammlungsort.

Ab 1918 bekamen Arbeitslose auch eine kleine finanzielle Hilfe vom Staat.

Mit einem Gratisflug zum Bewerbungsgespräch

Auch heute sind die französichen Arbeitsämter erfinderisch, wenn es darum geht, jemandem einen neuen Job zu vemitteln: Da Arbeitslose zumeist unter chronischem Geldmangel leiden, wird schon Mal ein Freiflug spendiert, damit sich der Jobsucher auch an entfernten Orten für eine neue Stelle bewerben kann.

Arbeitsämter in Deutschland 

In Deutschland wurden Arbeitsämter übrigens erst wesentlich später eingeführt. 1840 stand der erste Vorläufer eines Arbeitsamtes in Dresden. Deutschlandweit organisiert wurde die Vermittlung von Jobs erst ab 1922.

IRI - 3.7.01 / LM/Nic - 02.07.2012

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