Das Edikt von Nantes

Das Toleranzedikt von Heinrich IV. garantierte im 17. Jahrhundert die Religionsfreiheit in Frankreich. Am 18.10.1685 wurde es von König Ludwig XIV. aufgehoben, was zur Massenflucht der Hugenotten aus Frankreich führte.

Das 16. Jahrhundert wurde von der Reformation bestimmt. Die katholische Kirche verlor ihre Jahrhunderte alte Macht. Die Ideen Martin Luthers führten zur Abspaltung der evangelischen Kirche. Mehr zu Martin Luther und der Reformation findest du in den Links am Ende des Artikels.

 

Auch in anderen Ländern gab es Reformatoren, also Menschen, die in der Bibel lasen und feststellten, dass vieles, was die kathlische Kirche damals lehrte, von der heiligen Schrift abwich.

Sie kritisierten wegen des Ablasshandels die katholische Kirche und wollten das Evangelium vom Einfluss des Papsttums befreien.

 

Einer der einflussreichsten Reformatoren neben Martin Luther war Johannes Calvin. Er wurde am 10 Juli 1509 in Noyon in Frankreich geboren, studierte später in Paris Theologie und Recht.

Die Hugenotten in Frankreich

Die calvinistischen Protestanten wurden in Frankreich Hugenotten genannt. Das Wort ist vermutlich aus dem französische Wort aignos entstanden, was Eidgenossen bedeutet und auf das Zentrum der Calvinisten in der Schweiz hinweist.


Das Reformationsdenkmal in Genf. Zu sehen sind von links nach rechts: Farel, Calvin, Beza und Knox. Sie alle haben eine wichtige Rolle in der Reformation gespielt.



Johannes Calvin schloss sich um 1533 in Paris dem Protestantismus an. Er musste aus Paris fliehen. 1535 kam er nach Basel, wo er 1536 seine Schrift Unterweisung in der christlichen Religion herausgab.

Als er im gleichen Jahr nach Genf kam, sollte er sich auch dort für die Reformation stark machen. Bis 1560 durchdrang der Calvinismus das französische Protestantentum. Nun kam auch der Name Hugenotten auf.

Reformation als politischer Sprengstoff



In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bekam Kaiser Karl V. die Reformation nicht mehr unter Kontrolle, und das Kaiserreich zerfiel in eine Vielzahl von Kleinstaaten.

 

In Frankreich verfolgte Heinrich II. die Entwicklung in Deutschland mit Unbehagen.  Eine Übereinkunft wie der Augsburger Religionsfriede hätte die Zentralisierung Frankreichs schwer beschädigt.

 

In Augsburg war festgelegt worden, dass ein Fürst eines Landes berechtigt ist, die Religion für dessen Bewohner vorzugeben. Um ähnliche Entwicklungen in seinem Land zu verhindern, begann Heinrich, den Protestantismus systematisch zu unterdrücken.

Die Hugenottenkriege

Heinrich ließ hugenottischen Parlamentsabgeordnete verfolgen, und die Ordnung in irgendeiner Weise störenden Protestanten der weltlichen Gerichtsbarkeit überstellen. Im Edikt von Écouen wurde am 2. Juni 1559 festgelegt, dass die Gerichte für Häresie nur noch die Todesstrafe verhängen durften.

Nach Heinrichs Tod setzte dessen Sohn Franz II. die begonnene Vertreibung fort. 1562 überfielen katholische Soldaten bei Vassy Protestanten während eines Gottesdienstes.

Am 23. und 24. August 1572 löste die Bartholomäusnacht  erneute  Flüchtlingsströme aus. Wichtige protestantische Persönlichkeiten wurden ermordet. Die Zahl der Todesopfer betrug in Paris etwa 3.000 und auf dem Lande zwischen 10.000 und 30.000.

Das Edikt von Nantes

Erst dem französischen König Heinrich IV. gelang es, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Er war selbst Protestant gewesen und versuchte nach seinem Sieg über die ihn bekämpfende Katholische Liga Frankreich zu befrieden. In der Zwischenzeit war er aber vom Protestanten zum Katholiken konvertiert.

 

Am 13. April 1598 erließ er ein Edikt, also eine königliche Verfügung (heute könnte man auch Gesetz sagen), das den Calvinisten Gewissensfreiheit und die freie Religionsausübung in der Öffentlichkeit gewährte. Ausgenommen davon waren Paris und Umgebung sowie Städte mit Bischofssitz oder königlichen Schlössern.

 

Es wurde in Nantes unterzeichnet und trägt deshalb den Namen dieser Stadt. Das Edikt bestätigte zugleich den Katholizismus als Staatsreligion  und stellte die Möglichkeit zur Ausübung der katholischen Religion überall dort wieder her, wo sie während der vorangegangenen Kriege unterbunden worden war.

Das Edikt von Fontainebleau

Obwohl das Edikt von Nantes der katholischen Kirche viele Vorteile brachte, agierten Papst Clemens VIII., die katholische Priesterschaft und die Parlamente in Frankreich gegen das Edikt; man suchte es so einengend wie möglich zu interpretieren.

In Kardinal Richelieus Augen stellten die politischen Bestimmungen des Edikts eine Gefahr für den absolutistischen Staat dar. So annullierte er sie stellenweise 1629 im Frieden von Alès.

Am 18. Oktober 1685 widerrief König Ludwig XIV. das gesamte Toleranzedikt im Edikt von Fontainebleau. Damit hatten die französischen Protestanten ihre religiösen und bürgerlichen Rechte verloren, was bedeutete, dass sie von vielen Berufen ausgeschlossen waren.


Auswanderung der Hugenotten


Weil sie in Frankreich ihrer Lebensgrundlagen beraubt worden waren, flohen Hunderttausende Hugenotten in den folgenden Jahren ins Ausland. Ziele waren vor allem in die calvinistischen Gebiete der Niederlande, die calvinistischen Kantone der Schweiz, Bayern und Preußen. Andere wanderten nach Großbritannien und nach Nordamerika aus.

 

Frankreich hatte damit einen Großteil seiner intellektuell und wirtschaftlich aktiven Bevölkerungsschicht verloren. Umgekehrt sorgten die Hugenotten in den Ländern, in die sie auswanderten, für eine Blüte der Wirtschaft, besonders der Landwirtschaft, und öffneten für das kulturelle und Geistesleben weite Horizonte.

Wenn euch das Thema interessiert, dann schaut doch mal in unseren WAS IST WAS-Band 2: Der Mensch, in unseren WAS IST WAS-Band 44: Die Bibel das Alte Testament oder in unseren WAS IST WAS-Band 105: Weltreligionen.

Text: RR, 18. 10. 2010, Bilder: Calvin/PD; Reformationsdenkmal Paul Landowski/GFDL; Archives nationales, musée de l'Histoire de France (Edikt, PD); Gaspard Bouttats: Bartholomäusnacht, Kupferstich (PD); Syryatsu (Hugenottenkreuz, cc by sa 3.0); Frederic Chotard (Kathedrale von Nantes, PD) 

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt