Aufstand der Dekabristen

Im Dezember 1825 forderte eine Gruppe von Offizieren und Soldaten die Abschaffung des Zarenreiches in Russland und die Ausrufung einer Verfassung. Zar Nikolaus I. reagierte auf diese Erhebung mit Gewalt und ließ einen Teil der Aufständischen hinrichten. Die anderen wurden nach Sibirien verbannt.

Anfang des 19 Jahrhunderts änderten sich die politischen Grenzen in Europa. Der Geist der Französischen Revolution war auf andere Länder übergesprungen, und später sorgten Napoleons Feldzüge für ein anderes Europa.

Im Verlauf dieser Kriege waren auch viele russische Offiziere nach Westeuropa gekommen, um die Gegner Napoleons im revolutionären Frankreich zu unterstützen. Diese Männer lernten dabei die Ideen und Ideale der Französischen Revolution kennen, wodurch die Unzufriedenheit mit ihrer russischen Regierung wuchs.


Was ist ein Zar?


Ein Zar ist ein Kaiser. Mit dem Fall von Konstantinopel betrachteten sich nicht nur die fränkischen Könige als Nachfolger der Weströmischen Kaiser, sondern auch die Großfürsten von Moskau sahen sich als rechtmäßige Erben des oströmischen Kaisertums.

Großfürst Iwan III. hatte 1472 Sofia, eine Nichte des letzten Kaisers von Byzanz Konstantin XI. Paläologos geheiratet. Er erhob die Stadt Moskau zu einem  Dritten Rom  und verwendete erstmals den Titel Zar.

Mit Zar Peter I. (Peter der Große) wurde 1721 den russischen Herrschern auch im westeuropäischen System die Ebenbürtigkeit mit dem Kaiser-Titel zuerkannt.

Tod eines Zaren

Am 1. Dezember 1825 starb Zar Alexander I., in dessen Regierungszeit die Macht Russlands gewaltig ausgedehnt worden war. Seine glücklich beendeten Kriege brachten Russland neue Länder mit zusammen etwa 10 Millionen Einwohnern.

Dazu kam das innere Erstarken Russlands und der wachsende Einfluss auf die Angelegenheiten Europas.

Das russische Volk zahlte dafür jedoch einen hohen Preis. So wurden unter Alexander I. die Zensur und die strengste Überwachung der Büchereinfuhr wieder eingeführt, die Wissenschaft, Literatur und der Unterricht behindert, Untersuchungen wegen demagogischer Umtriebe eingeleitet und allmählich alle Pläne für Reformen und Fortbildung aufgegeben.

Doch auch das Netz einer offenen und geheimen Polizei, das sich über das ganze Reich erstreckte, konnte den Geist des Widerstandes nicht zerstreuen.


Die Stunde der Revolutionäre


Alexander I. starb Kinderlos, und so standen seine Brüder für die Thronfolge bereit.

Da der älteste Bruder Konstantin aufgrund einer unstandesgemäßen Ehe auf die Thronfolge verzichtete, war Nikolaus an der Reihe und übernahm am 24. Dezember 1825 formell die Regierung.

Wegen der Unstimmigkeiten in der Regelung der Thronfolge, forderte eine Gruppe von Offizieren und Soldaten die Abschaffung der Autokratie und die Ausrufung einer Verfassung.

Am 26. Dezember 1825 verweigerten die Dekabristen auf dem Platz vor Senat und Synode in Sankt Petersburg den Eid auf den neuen Zaren Nikolaus I.. Damit bekundeten sie ihren Protest gegen das autokratische Zarenregime, gegen Leibeigenschaft, Polizeiwillkür und Zensur.

Was bedeutet der Name "Dekabristen"?

Die Aufständischen wurden in Anlehnung an die russische Bezeichnung für den Monat Dezember (dekabr = Dezember) so bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum sind die Revolutionäre deshalb auch als Dezembristen bekannt.

England als Vorbild

Die Ziele der Dekabristen richteten sich gegen das autokratisch herrschende zaristische Regime. Sie wollten die Leibeigenschaft aufheben und eine Republik errichten. Viele Dekabristen favorisierten aber eine konstitutionelle Monarchie, bei der den Zaren eine Rolle ähnlich der der britischen Könige zugedacht gewesen wäre.

Ein blutiges Ende

Zar Nikolaus I. reagierte auf die Gefolgsverweigerung mit Gewalt. Der Aufstand wurde nach einem kurzen Gefecht zwischen den Aufständischen und den regierungstreu gebliebenen Gruppen auf dem Platz des Senats niedergeschlagen. Er ließ die Demonstranten niederschießen.

Die fünf wichtigsten Initiatoren, Michail Bestuschew-Rjumin, Pawel Pestel (Führer des Südbundes), Sergei Murawjow-Apostol, Kondrati Rylejew und Pjotr Kachowski, wurden zum Tode verurteilt und gehängt;


Der Weg nach Sibirien


Hunderte von Menschen wanderten in Gefängnisse, wurden ausgewiesen oder zur Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt.

In diesen damals relativ wilden Teil der Welt brachten sie als Strafgefangene Kultur und Bildung und stehen deshalb noch heute dort in hohem Ansehen.

Weil die Verbannten engen Briefkontakt mit Freunden und Verwandten in den Zentren Russlands hielten, blieben die Dekabristen ein Kristallisationspunkt für reformerische Ideen.

Nachwirkung

In seiner dreißigjährigen Herrschaft sah sich Zar Nikolaus I. als ein Bewahrer und Garant der bestehenden Ordnung sowie Verteidiger der Autokratie und führte einen andauernden Kampf gegen die Revolution. Erst sein Sohn und Nachfolger, Zar Alexander II., griff mit Beginn seiner Herrschaft ab 1855 einige der Forderungen der Dekabristen nach Reformen im russischen Reich auf.

Text: RR, Stand: 26. 12. 2010, Bilder: PD

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