Andreas Hofer und der Tiroler Landsturm am 9. April 1809

Während der Napoleonischen Kriege, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa geführt wurden, erlangte Bayern die Kontrolle über einige österreichische Gebiete, darunter auch Tirol. Doch die Tiroler wollten sich die bayerische Herrschaft nicht gefallen lassen. Am 9. April 1809, vor 200 Jahren, führte Andreas Hofer die Tiroler Bauern zum Aufstand gegen die Besatzer an und ging somit als Freiheitskämpfer und Nationalheld in die Geschichte ein.

Der dritte Koalitionskrieg und der Friede von Pressburg





Im dritten Koalitionskrieg, der 1805 begann, kämpfte Frankreich unter Napoleon gegen eine Koalition aus Österreich, Großbritannien, Russland und Schweden um die Vorherrschaft in Europa. Napoleon wurde zwar am 19. Oktober auf dem Wasser von der britischen Flotte besiegt, an Land waren seine Truppen jedoch weiterhin stark. Er wollte Teile von Österreich erobern, weshalb er mit süddeutschen Ländern, darunter Bayern ein Bündnis schloss. Am 23. September 1805 erklärte Frankreich Österreich den Krieg und griff mit den Verbündeten an.





Tirol (grün) innerhalb des Österreichischen Kaiserreichs (orange).





Die Truppen konnten bis Wien vorrücken und vernichteten am 2. Dezember das österreichisch-russische Heer der Koalition in der Schlacht von Austerlitz. Daraufhin wurde am 26. Dezember 1805 der Pressburger Friede unterzeichnet.



Österreich musste mehrere Gebiete im Westen des Landes an deutsche Länder abgeben. So kamen Tirol und Vorarlberg an das Kurfürstentum Bayern. Kaiser Franz legte schließlich die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation nieder und war somit nur noch Kaiser von Österreich.



Die bayerische Herrschaft in Tirol





Nachdem Tirol nach dem Frieden von Pressburg an Bayern gefallen war, setzten die neuen Herrscher einen Reihe von Reformen durch. So wurde zum Beispiel die allgemeine Wehrpflicht für die bayerische Armee eingeführt und damit die seit 1511 bestehende Tiroler Wehrverfassung außer Kraft gesetzt.



Außerdem gab es einige Kirchenreformen, die in das Leben der stark religiös geprägten Gemeinden in Tirol eingriffen, indem Prozessionen, Wallfahrten und andere katholische Bräuche verboten wurden. Damit waren die meisten Tiroler nicht einverstanden und es entwickelten sich starke Feindseligkeiten gegen die Bayern.



Der Gastwirt Andreas Hofer führte den Widerstand gegen Bayern an.





Die Widerstandsbewegung unter Andreas Hofer





Tirol war eine sehr bäuerlich geprägte Provinz in der hauptsächlich einfache Menschen lebten. Unter ihnen war auch Andreas Hofer. 1767 in St. Leonhard geboren, führte er als Wirt das Gasthaus Am Sand. Wie die meisten Leute in Tirol war auch er sehr religiös und gegen die Beschneidung des kirchlichen Lebens durch die bayerischen Reformen.



Er vertraute eher auf die alten Werte anstatt auf das neue, aufgeklärte Denken. Deshalb tat er viel für den Widerstand der Tiroler gegen die bayerische Herrschaft und hatte bereits im dritten Koalitionskrieg gekämpft.



Aufstand am 9. April 1809





Als für die bayerische Armee Zwangsrekrutierungen durchgeführt wurden, kam es am 9. April 1809, nach fast vier Jahren unter bayerischer Herrschaft, schließlich zum Aufstand in Innsbruck. An der Spitze stand Andreas Hofer, der eine große Truppe von Bauern zusammen rief. Dieser Landsturm entfachte ganz Tirol und am 12. April vertrieb das Tiroler Bauernheer die Bayern aus Innsbruck in der ersten Schlacht am Bergisel.



Hofer entfachte den "Landsturm", um die Besatzer zu vertreiben.





Der fünfte Koalitionskrieg





Doch die bayerische Armee bekam daraufhin Unterstützung von Frankreich und konnte somit Teile von Tirol und Innsbruck zurückerobern. Der fünfte Koalitionskrieg hatte begonnen, denn auch die österreichische Armee hatte sich mittlerweile eingeschaltet, um mit dem Tirolern die Vorherrschaft Frankreichs bzw. Bayerns zu beenden. In einem Sturm auf Innsbruck am 25. und 29. Mai 1809 eroberten die österreichischen Truppen mit Hofers Bauernheer die Stadt zurück.





Doch nach einer weiteren Niederlage wurde der Znaimer Waffenstillstand geschlossen, wonach Vorderösterreich, sprich Tirol weiterhin französisch und bayerisch besetzt blieb. Andreas Hofer rief daraufhin erneut zum Landsturm auf. Es folgten ihm zirka 15.000 Tiroler Schützen die am 13. August wiederum 15.000 französische, bayerische und sächsische Soldaten besiegten.




Der Friede von Schönbrunn





Allerdings war der Sieg des Tiroler Landsturms der einzige auf österreichischer Seite. Die Franzosen unter Napoleon schlugen alle Angriffe der Österreicher nieder, sodass der Krieg insgesamt verloren wurde. Im Frieden von Schönbrunn verzichtete Österreich auf große Gebiete seines Reiches und Tirol fiel abermals an Bayern.



Die Tiroler, die ja gegen die Bayern gesiegt hatten, wollten nicht akzeptieren, nun doch auf der Verliererseite zu stehen. Andreas Hofer wollte nun wieder einen Aufstand anführen, doch sowohl am 1. als auch am 11. November wurde er besiegt. Hofer musste nun fliehen, um der Gefangennahme durch die Bayern zu entgehen.




Viele Denkmäler ehren Andreas Hofer als Nationalhelden.





Das Ende eines Freiheitskämpfers





Nach gut einem Jahr auf der Flucht, wurde Andreas Hofer schließlich doch gefangen genommen, weil ihn der Tiroler Landwirt Franz Raffl gegen Geld im Januar 1810 verriet (Dieser wurde daraufhin in Tirol verachtet und musste nach Bayern auswandern).



Hofer wurde nach Mantua in Italien gebracht und vor ein Kriegsgericht gestellt. Nach dem Todesurteil erschoss man ihn am 20. Januar 1810. Heute gilt Andreas Hofer in Tirol wegen seines Freiheitskampfes als Nationalheld. Am 20. Februar wird er jedes Jahr als Vaterlandsheld vor allem von Tiroler Schützenvereinen gefeiert. Der Text der Tiroler Landeshymne handelt von Hofers Hinrichtung.




Wie kam Tirol wieder an Österreich?





Napoleon wollte ganz Europa beherrschen, doch dazu musste er auch Russland einnehmen. 1812 begann er deshalb mit seiner Grande Armée den Russlandfeldzug. Doch im eisigen russischen Winter konnte er sich nicht behaupten und musste bald den Rückzug anordnen. Von den 600.000 Soldaten der Grande Armée, die mit Napoleon nach Russland marschierten, kamen nur 40.000 zurück.



Erheblich geschwächt konnten die Franzosen die Befreiungskriege in Europa nicht mehr unter Kontrolle halten und wurden im Juni 1814 in der Schlacht bei Waterloo endgültig besiegt. Im Wiener Kongress wurden die europäischen Gebiete neu eingeteilt und Tirol gehörte von nun an wieder zu Österreich.




Heute ist Tirol keine zusammenhängende Provinz mehr, sondern ist geteilt. Die nördliche Hälfte bildet das Bundesland Tirol und gehört zu Österreich, während der südliche Teil als Provinz Südtirol zu Italien gehört.



06.04.2009; Text: Jan Wrede; Bilder: Wikipedia (Hofer: Gryffindor, Karte: David Liuzzo (cc), Landsturm: Machahn, Denkmal: T. S. (GNU))


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