2. September 1666: London brannte lichterloh

Der 2. September 1666 war ein schwarzer Tag in der Geschichte Londons. Bei einem Großbrand, der fünf Tage dauerte, wurde die mittelalterliche Stadt fast zu 80 Prozent zerstört. Eine Katastrophe einerseits, aber auch die Chance zum Neubeginn: In den Folgejahren wurde die Stadt an der Themse zum Großteil so aufgebaut wie wir sie heute kennen mit vielen prachtvollen Kirchen, stattlichen Häusern, repräsentativen Plätzen und anderen Sehenswürdigkeiten.

Im 17. Jahrhundert war London neben Paris die wichtigste Metropole Europas. Immerhin 500.000 Einwohner zählte die von den Römern im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründete Siedlung zum damaligen Zeitpunkt. Doch 1665 schlug das Schicksal zum ersten Mal zu. Eine Pestepidemie raffte 90.000 Menschen dahin also fast ein Fünftel der gesamten Bevölkerung.



Das große Feuer

Der verheerende Großbrand suchte London dann ein Jahr später heim. Die Bedingungen für die Katastrophe waren mehr als günstig. Denn die überwiegend aus Holzfachwerk bestehenden Häuser waren nicht nur eng zusammengebaut, sondern dazu noch mit überhängenden Stockwerken ausgerüstet, so dass gegenüberliegende Gebäude schon auf der zweiten Etage fast aneinander stießen. Erschwerend kam hinzu, dass Anfang September ein warmer Südwestwind wehte, der das Feuer weiter begünstigte.

In der Backstube wurde das Feuer entfacht

Entfacht wurde der Brand übrigens in der Nacht des 2. September in Backstube des Hofbäckers Thomas Farynor. Der Meister hatte wohl am Abend die Glut in seinem Backofen übersehen - ein fataler Fehler! Innerhalb weniger Stunden waren die aus Holz und Pech gebauten Häuser der Pudding Lane vernichtet. Vernünftige Löschmaßnahmen waren auch deshalb nicht eingeleitet worden, weil der zuständige Bürgermeister das Feuer verharmloste. Statt sich vor Ort von dem Ausmaß der Katastrophe zu überzeugen, legte er sich unbesorgt wieder schlafen.




Die Abbildung zeigt einen Stadtplan von London zur Zeit der Katastrophe. Die weiß eingezeichneten Flächen - also fast die gesamte Innenstadt - wurden alle durch das Feuer zerstört.


Massenpanik

Weil das Feuer auch vor den Lagerhäusern an der Themse nicht halt machte, konnten sich die Flammen in Rekordgeschwindigkeit ausbreiten. Denn die dort gelagerten Waren wie Öl, Teer, Weinbrand, Hanf, Seile, Hopfen und Flachs brannten wie Zunder. Löschen mit Eimern oder Wasserpumpen hatte schon längst keinen Sinn mehr. In ihrer Panik rissen die Leute deshalb die Straßen auf, um an die Wasserleitungen zu kommen. Doch damit erreichten sie genau das Gegenteil: Der Wasserdruck sank sofort auf Null.

Flucht aus der Stadt



Es wurde schnell klar, dass das Feuer so bald nicht in den Griff zu bekommen war. Viele Menschen verließen deshalb mit Sack und Pack London. Überall verstopften Flüchtende und Pferdefuhrwerke die Stadt, was die Löscharbeiten zusätzlich behinderte. Der Adel bekam zunächst von dem Großbrand gar nichts mit. Oder schaute großzügig darüber hinweg. Denn man selbst war ja nicht unmittelbar betroffen. Erst als am fünften Tag der Katastrophe der Whitehall-Palast bedroht war, ließ man auf Empfehlung der Marine Häuserzeilen sprengen, um das Feuer endgültig aufzuhalten.

Traurige Bilanz

Die traurige Bilanz der Katastrophe, die auch als Great fire of London in die Geschichtsbücher einging: 100.000 Obdachlose, 13.200 zerstörte Häuser, 87 abgebrannte Kirchen und erstaunlicherweise nur neun Tote so zumindest die offiziellen Zahlen. Einen positiven Nebeneffekt hatte der Brand allerdings. Die Pest konnte damit endlich besiegt werden. Denn von den Ratten, die die Krankheit hauptsächlich übertragen, überlebten nur wenige Exemplare.

Wiederaufbau



London, wie wir es heute kennen, ist übrigens auch eine Folge des großen Brandes. Denn viele Sehenswürdigkeiten, so zum Beispiel die beeindruckende St. Pauls Cathedral, entstanden unmittelbar in den Jahren nach dem Brand. Mit dem Plänen zum Wiederaufbau der Stadt war der Architekt Christopher Wren beauftragt. Er entwarf zwischen 1671 und 1677 über 50 Kirchengebäude. Um den 2. September 1666 nie in Vergessenheit geraten zu lassen, ließ er The Monument errichten. Die mit 61,50 Metern höchste freistehende Steinsäule der Welt, kann heute noch in London bewundert werden.

Nic- 31.8.2006 / Abbildungen: Wikipedia, public domain 

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