1707: Die Gründung Großbritanniens

Im Jahre 1704 reiste ein weltberühmter englischer Schriftsteller in geheimer Mission nach Schottland. Sein Ziel: Die Vereinigung Schottlands mit England. Wie er das geschafft hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel...

England da denkt man spontan an die Beatles, die Queen, an Earl-Grey-Tee mit Milch, an Harry Potter vielleicht oder auch an Bond, James Bond. All das ist irgendwie englisch und im Falle Bonds lässt sich sogar ein Bogen zur Geschichte Großbritanniens schlagen. Denn die Gründung Großbritanniens hat nicht wenig mit dem Secret Service, dem Geheimdienst Englands, zu tun.

Geheimagenten des 18. Jahrhunderts




Allerdings traten die Agenten damals anders auf: Während wir heute angeregt durch Actionfilme die Agenten gern als durchtrainierte Superhelden sehen, trugen sie damals Puder und Perücke.



Abbildung: Daniel Defoe, ein Spion des 18. Jahrhunderts.

Der Agent und Schriftsteller, der an der Gründung Großbritanniens beteiligt war, hieß Daniel Defoe. Daniel Defoe? Was hat der noch mal geschrieben? Richtig: Robinson Crusoe, die Geschichte eines Seefahrers, der als Schiffbrüchiger 28 Jahre auf einer einsamen Insel lebte.



Defoes Karriere als Spion begann mit seiner Freundschaft zu dem Politiker Robert Harley. Beide verband neben gemeinsamen politischen Absichten eine besondere Neigung für eine strenge Geheimhaltung. Defoe war der Meinung, England benötige ein Agentennetz, um über die politischen Pläne des Nachbarlandes Bescheid zu wissen. Besonders wichtig war dabei der Aufbau eines Spionageringes in Schottland.

Was England wollte und Schottland konnte

Die Betonung Schottlands hatte folgenden Grund: England wollte sich schon seit langem mit Schottland vereinigen. Denn Schottland war ein mächtiger Gegner und es bestand die Gefahr, dass es sich in naher Zukunft mit Spanien und Frankreich gegen England verbinden würde. Davor hatten die Engländer Angst.

Foto: Kilt und Dudelsack - schottisches Militär in traditioneller Uniform

Defoes Reise nach Schottland

Also reiste Daniel Defoe 1704 unter falschem Namen, getarnt als harmloser Reisender, nach Schottland. Dort sprach er mit den Menschen, die den größten politischen Einfluss hatten. Er überzeugte sie davon, dass eine Vereinigung mit England notwendig sei. Doch alles musste unter größter Geheimhaltung geschehen: Hätte man seinen wirklichen Namen erfahren, wäre er unglaubwürdig geworden.

England und Schottland vereinen sich

Die Vereinigung mit England brachte Schottland Nachteile wie Vorteile: Als nachteilig sahen die Schotten den Verlust ihrer Unabhängigkeit an. Der Vorteil lag in der finanziellen Unterstützung Schottlands durch England. Denn die Schotten quälte ein großes Geldproblem, genauer gesagt: Sie waren bankrott. Der Grund: Um so mächtig wie England zu werden, hatten die Schotten eine Kolonie in Panama gegründet. Doch die war teuer, viel zu teuer für Schottland. Die Kolonie musste 1700 wieder aufgelöst werden.



Am 1. Mai 1707 war es dann soweit: England und Schottland wurden vereinigt. Das geschah durch das Vereinigungsgesetz, das auch Act of Union genannt wird. Seitdem gibt es kein englisches und kein schottisches Parlament mehr. Die mächtigsten Männer des Landes versammelten sich von nun an im so genannten britischen Parlament.

Foto: Das britische Parlament

Daniel Defoe hat viel zu dieser Einigung beigetragen, doch hat er als Spion der englischen Regierung nie Weltruhm erlangt. Zum Glück! denn vielleicht hätten wir sonst nie etwas von den spannenden Abenteuern Robinson Crusoes gehört oder gelesen.

16.4.2012 - Ronny Waburek / alle Fotos: pd

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