1631: Das Massaker von Magdeburg

Der Dreißigjährige Krieg (1618 1648) kostete Millionen Menschen das Leben: durch Hunger, Seuchen oder Kriegshandlungen. Ein trauriger Höhepunkt war die vollständige Zerstörung der Stadt Magdeburg am 20. Mai 1631 durch Feldherr Tilly und seine Truppen.

In der Geschichtsschreibung ist immer vom Dreißigjährigen Krieg die Rede. Aber eigentlich waren es mehrere Kriege, die zwischen 1618 und 1648 auf deutschem Boden ausgetragen wurden. Grund für die Auseinandersetzungen war einerseits der Streit zwischen Katholiken und Protestanten. Andererseits gab es Konflikte zwischen einzelnen Staaten und Königshäusern, die um Macht und Herrschaftsgebiete stritten.

Ein Gott, zwei Kirchen

Dazu musst du wissen, dass es in Deutschland erst seit 1529 offiziell zwei christliche Kirchen gibt, die katholische und die evangelische. Die Bewegung, die dazu geführt hatte und an deren Spitze Martin Luther stand, heißt auch Reformation. Luther wollte wieder einen echten Glauben an Gott fördern und verurteilte die Praxis der Katholiken, sich mit so genannten Ablassbriefen von ihren Sünden freikauften. Je mehr Geld desto weniger Gefahr im Fegefeuer zu schmoren. Damit verdiente die katholische Kirche eine Menge Geld.  

Katholiken gegen Protestanten

Rund 100 Jahre nach der Reformation entflammte der Streit zwischen den Religionen in Deutschland erneut. Mit der Zeit zog der Konflikt auch nichtdeutsche Anhänger der protestantischen und katholischen Parteien an. Vor allem Schweden und Frankreich mischten sich in die Kriegshandlungen ein und machten dem katholischen Haus Habsburg mit dem Verbündeten Spanien seine Vorherrschaft in Europa streitig.

 

Was bedeutet "Magdeburgisieren"?


 

Der Dreißigjährige Krieg sollte einer der verheerendsten Europas werden. Schätzungen zufolge ist die deutsche Gesamtbevölkerung während der Kriegsjahre um ein Drittel zurückgegangen. Magdeburg, das sich bereits 1524 zur Reformation bekannt hatte, traf es so schlimm, das sich später sogar der Begriff Mageburgisieren einbürgerte. Das bedeutet so viel wie vollständig zerstören, dem Erdboden gleichmachen". Die Stadt hatte sich jahrzehntelang geweigert Abgaben an den Kaiser zu zahlen.

Grausames Massaker 


  

Anfang 1631 hatte Magdeburg noch 35.000 Einwohner, am 20. Mai nur noch zwischen 5.000 und 10.000. Die kaiserlichen Truppen unter den Feldherren Tilly und Papenheim wüteten mehrere Tage in der Stadt, so dass fast alle Männer, Frauen und Kinder Opfer von Mord, Raubzügen oder Misshandlungen wurden. Nur sehr reiche Bürger konnten sich freikaufen und unter dem Schutz der Soldaten die Stadt verlassen. Einige Hundert sollen im Magdeburger Dom Schutz gesucht und überlebt haben.   

 

Freude beim Papst


Die Einnahme Magdeburgs war so grausam und beispiellos, dass rund 205 Flugschriften und 41 illustrierte Flugblätter im ganzen Land und Europa darüber berichteten. Selbst Feldherr Tilly soll über die Brutalität seiner Soldaten erschrocken gewesen sein. Anders dagegen der regierende Papst Urban VIII., der in einem Schreiben vom 24. Juni seine Freude über die Vernichtung des Ketzernestes (Ketzer = Andersgläubige) zum Ausdruck brachte. Am 25. Mai wurde im Magdeburger Dom ein katholischer Gottesdienst gefeiert, als Triumph der Katholiken über die Protestanten.

Kein Leben mehr möglich

Im niedergebrannten Magdeburg war nach dem Massaker kein Leben mehr möglich. Selbst die Menschen, die überlebt hatten verließen die Stadt, weil sie nichts zu Essen mehr hatten und nicht mehr wussten was sie arbeiten sollten. 1639 hatte Magdeburg noch ganze 450 Einwohner. Erst im 19. Jahrhundert verzeichnete die Stadt wieder seine urspüngliche Einwohnerzahl von 35.000.   

Westfälischer Friede

Beendet wurden der Dreißigjährige Krieg am 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück durch den Westfälischen Frieden. In einem Abkommen wurde das Ende der Kriegshandlungen zwischen Kaiser und Reich, Schweden und Frankreich sowie ihren jeweiligen Verbündeten festgelegt. Wichtige Folgen: die Macht des Kaisers wurde zugunsten der einzelnen Reichsstände eingeschränkt, das Reich in souveräne Einzelstaaten aufgesplittert.

 

Nic 19.5.2011 / Kupferstich: Matthäus Merian, gemeinfrei, Dom bei Nacht: Creative Commons Lizenz 2.0 US-amerikanisch, Autor: Prinz Willi, Martin Luther: Bild von Lucas Cranach, gemeinfrei

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt