Wer war Moses Maimonides?

Seit Mose hatte im Judentum niemand einen solchen Einfluss wie Rabbi Moses Maimonides. Er gilt als der hervorragendste jüdische Gelehrte des Mittelalters. Das wissenschaftliche Werk des Arztes, Rechtsgelehrten und Religionsphilosophen hat auch europäische Denker wie Albertus Magnus und Thomas von Aquino beeinflusst.

Moses Maimonides wurde am 30. März 1135 in Córdoba geboren. Sein Name wird je nach Quelle unterschiedlich überliefert: Maimonides ist eine latinisierte Namensform. Eine ursprünglichere Schreibweise ist Mosche ben Maimon oder der arabische Name Musa bin Maimun, um nur zwei von vielen Beispielen zu nennen.

Auch zum Geburtsjahr gibt es unterschiedliche Angaben. Anderen Quellen zufolge wurde er erst 1138 geboren.


Moses stammte aus einer angesehenen Rabbinerfamilie und wurde von seinem Vater in der jüdischen Lehre unterwiesen. Im Jahr 1148 musste die Familie aus Córdoba fliehen. Dort waren die fanatischen Almohaden eingefallen und wollten die Bevölkerung der Stadt zur Annahme des Islam zwingen.  

Familie ohne Heimat

Auf der Flucht zog die Familie mehrere Jahre unstet durch Spanien und möglicherweise auch Südfrankreich. Auch in dieser Phase seines Lebens gelang es dem jungen Moses, sich weiterzubilden.

1155 schrieb er sein erstes Hauptwerk, einen Kommentar zur Mischna: dem Kodex des jüdischen Gesetzes. 1158 verfasste er eine Einführung in die Grundlagen der Kalenderberechnung und 1159 eine Einführung in die aristotelische Logik.

In dieser Zeit lebte die Familie in Marokko, zog 1165 weiter nach Jerusalem und später über Alexandria nach Fostat bei Kairo.

Tod des Bruders

Für den Familienunterhalt sorgte damals Moses Bruder David. Er handelte mit Juwelen zwischen Indien und den Mittelmeerländern und erwarb Ansehen und Reichtum.

In dieser Zeit konnte sich Moses ohne Verpflichtungen seinen Studien widmen. Doch dann kam David bei einem Schiffsunglück ums Leben. Dabei ging neben dem gesamten Vermögen der Familie auch anvertrautes Kapital anderer Händler verloren.

Der Leibarzt des Sultans

Um die Schulden zu begleichen, nahm Moses als Arzt eine Erwerbsarbeit auf. Moses Vater hatte den Sohn auch von arabischen Lehrern in der griechisch-arabischen Philosophie und den Naturwissenschaften unterweisen lassen, so dass er sich in der arabischen Welt gut zurechtfand.

Als Mediziner erwarb er sich einen so großen Ruf, dass er Leibarzt des Sultans von Ägypten wurde. Dabei hörte er niemals auf, zu lernen und schrieb seine Werke in seiner Freizeit.

Die Werke des Maimonides lassen sich grob in drei Hauptgruppen einteilen: seine Arbeiten auf talmudischem Gebiet, seine philosophischen Schriften und seine medizinischen Abhandlungen.

Ein Rabbi in Kairo

Neben der Tätigkeit als Arzt war er ab 1177 außerdem noch Rabbiner von Kairo. Moses Maimonides galt schon zu seiner Zeit als die führende Autorität des Judentums.

Jüdische Gemeinden aus aller Welt schrieben ihn an und fragten nach seiner Meinung über Glaubensfragen, Rituale und Bräuche.


Die Klarheit seines Stils und seine eindringlichen Argumente machten das gewaltige Feld des jüdischen Rechts für viele Menschen begreifbar und beeinflussten später sogar die christliche Welt.

Hoch geachtet und umstritten

Moses Maimonides religionsphilosophische Werke bestimmten das jüdische Denken auf Jahrhunderte. Sein philosophisches Hauptwerk "Führer der Unschlüssigen" (More Newuchim) ist das bedeutendste Werk der jüdischen Religionsphilosophie des Mittelalters. Es sollte nachweisen, dass die jüdische Tradition bei richtiger Interpretation der Vernunfterkenntnis entspricht.

Naturgemäß lösten seine Texte aber auch viele Diskussionen aus. Besonders seine Mischne Torah (auf Deutsch bedeutet das "Wiederholung des Gesetzes") - ein Konzentrat aus dem Talmud - in der alle wichtigen Bereiche des menschlichen Lebens behandelt werden, war heftig umstritten. Der so bezeichnete Maimonidesstreit wurde noch Jahrhunderte nach seinem Tod zwischen konservativen und fortschrittlichen jüdischen Gelehrten ausgetragen.

Drei Tage Trauer


Als Maimonides am 13. Dezember 1204 starb, riefen sämtliche jüdische Gemeinden öffentliche Trauer aus.

In seinem Wohnort Fustat wurde sogar drei Tage lang getrauert. Maimonides wurde in Tiberias bestattet, sein Grab kann heute noch besichtigt werden.

Zwei Zitate von Moses Maimonides

"Ich weiß nur, was Gott nicht ist."

"Die Freiheit ist jedem gegeben. Wenn der Mensch sich zum Guten wenden und ein Gerechter werden will, so kann er das."


Begriffserklärungen:

Mischna:

Der Begriff bedeutet wörtlich "Wiederholung, Unterweisung". Es handelt sich um die mündliche Überlieferung, die auf Mose und die Propheten zurückgeführt wird. Sie bildet die Grundlage des Talmud.

Rabbiner, Rabbi:

Der Begriff bedeutet wörtlich "Lehrer".  Er muss zusätzlich zum religiösen Studium einen akademischen Studienabschluss haben. In der Gemeinde hat er Aufgaben als Lehrer, Prediger, Seelsorger. Ein Rabbiner ist kein Priester, sondern ein gleichberechtigtes Mitglied seiner Gemeinde.

Talmud:

Der Begriff bedeutet wörtlich "Lehre". Es ist das wichtigste Buch des Judentums gleich nach der Bibel. In ihm sind die Gesetze niedergeschrieben.

Torah

Auch dieser Begriff bedeutet wörtlich "die Lehre". Es handelt sich um eine handbeschriebene Pergamentrolle mit den fünf Büchern Mose. Sie wird in einem Schrein aufbewahrt, der vor der auf Jerusalem ausgerichteten Längswand der Synagoge steht.

Eine ausführliche Erklärung der Begriffe des Judentums findest du hier.



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Wenn euch das Mittelalter interessiert, dann empfehlen wir euch WAS IST WAS Mittelalter Band 118. Viel Spaß beim Lesen.


Text: RR. Stand: 29. 3. 2010, Fotos: Dr. Manuel (Statue, PD), Hoheit (Grab, cc by sa 3.0)

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