Wallenstein und der 30-jährige Krieg

Die Bühne des später durch Friedrich Schiller literarisch dargestellten Wallenstein war das Europa zur Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648). Durch geschickte Ränkespiele brachte er es zu Macht und Reichtum. Aber die politischen Intrigen brachten ihm schließlich auch einen gewaltsamen Tod.

Wallenstein wird am 24.9.1583 in Hermanitz im heutigen Tschechien geboren. Sein richtiger Name lautet Waldstein, auf tschechisch Valdstyn. Der Name Wallenstein hat sich durch Schillers Drama eingebürgert. Überhaupt hat sich das allgemeine Bild von Wallenstein in weiten Teilen dem Drama Schillers zu verdanken und weniger den Fakten aus dem Leben des echten Waldstein.

Seine protestantischen Eltern sterben früh. Jesuitische Mönche kümmern sich um seine weitere Erziehung. Schließlich tritt er zum katholischen Glauben über, was für seine politische Karriere entscheidend sein wird. Er studiert unter anderem in Altdorf bei Nürnberg und Padua/Italien Astronomie und Mathematik. Schließlich tritt er in den Dienst der mächtigen Habsburger Monarchie.
Foto: Wallensteinfestpiele in Altdorf

Wallenstein, das Organisationstalent

1606 heiratet ein armer Wallenstein die gut betuchte Witwe Lukretia Nekyssowa von Landeck. Sie stirbt 1614 und hinterlässt ihm umfangreiche Ländereien. Zur selben Zeit erbt er auch von einem Onkel weitere Ländereien, die Wallenstein mit viel Talent organisiert: Er lässt Lager und Manufakturen errichten und regelt per Vorschrift, wie viel von was produziert werden soll. So soll eine Kuh im Jahr eine Tonne Butter und 40 Kilo Käse bringen. Durch dieses Vorgehen erwirbt er sich ein Vermögen, das ihm schließlich auch politisch und militärisch zu Macht verhilft.

1617 bittet der Habsburger Erzherzog Ferdinand Wallenstein darum, ihn im Krieg mit Venedig zu unterstützen. Wallenstein kommt dieser Bitte nach und stellt auf eigene Rechnung einige Dutzend Reiter und Fußvolk. Auch Wallenstein selbst kämpft und gewinnt durch seine Tapferkeit den Respekt seiner Soldaten. Er trägt durch seinen Einsatz dazu bei, dass die Festung Gradisca gehalten werden kann. Erzherzog Ferdinand zeigt sich großzügig: Wallenstein wird zum Grafen erhoben und erhält das Kommando über ein Regiment.

Krieg im Namen des Herrn

1618 kommt es zum Prager Fenstersturz, der zum 30-jährigen Krieg führt. In der anschließenden Rebellion kommt er Erzherzog Ferdinand zu Hilfe. Nach dem Sieg in der Schlacht am Weißen Berg (1620) erhält Wallenstein zum Dank noch mehr Ländereien und militärische Befugnisse. Er erwirbt, teilweise mit Falschgeld, weiteren Besitz. Skrupellos nutzt Wallenstein die sich ihm bietenden Chancen und wird so im weiteren Verlauf des Krieges zu einem mächtigen Mann auf der politischen Bühne Europas.

Die folgenden Jahre sind von blutigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten geprägt, in denen Wallenstein immer wieder auf katholischer Seite mitmischt. 1625 kommt er dem mittlerweile Kaiser gewordenen Ferdinand zu Hilfe und stellt auf eigene Kosten ein Heer bereit.

1630 erzwingen die Reichsfürsten in Regensburg die Absetzung Wallensteins als Oberbefehlshaber durch den Kaiser, weil er ihnen zu mächtig wird. Zur gleichen Zeit landet Gustav Adolf II. von Schweden, ein Verbündeter der Protestanten, auf Usedom. Mordend und brandschatzend zieht er durch Deutschland und erobert fast das ganze Reich.

In dieser Situation bittet der Kaiser wieder Wallenstein um Hilfe. Innerhalb von vier Monaten stellt dieser ein 100.000 Mann starkes Heer auf und schlägt im September 1632 König Gustav Adolf II. bei Nürnberg zurück.

Ende mit Schrecken...

Sein Einsatz wird Wallenstein nicht gedankt. Durch verschiedene Militäroperationen und wegen seiner religiösen Toleranz macht er sich in den Augen anderer mächtiger Leute verdächtig. Zudem verhandelt er gleichzeitig mit Brandenburg, Sachsen und Schweden geheim über einen Friedensschluss. Wallenstein wird des Hochverrats verdächtigt und im Februar 1634 auf kaiserlichen Erlass hin ermordet.

Das heute existierende Bild von Wallenstein ist hauptsächlich Friedrich Schiller zu verdanken, der das Leben Wallensteins literarisch verarbeitete. Dichtung und Wahrheit haben selten miteinander zu tun. So ist der historische Wallenstein ein wortkarger und gemäßigt lebender Mann. Er steckte voller Tatendrang und Ungeduld, war aber auch freigebig bis zur Verschwendung. Gleichzeitig war er ein strenger und konsequenter Herrscher und Feldherr. Er bemühte sich, seine militärische Macht zur Beendigung des Krieges im Reich einzusetzen und wollte Toleranz der Religionen.

Die literarische Darstellung Wallensteins legte immer die Betonung auf seinen Tatendrang. Besonders der kometenhafte Aufstieg und seine militärischen Erfolge beeindruckten die Autoren sehr. So ist die Darstellung Wallensteins und damit das heutige Bild sehr einseitig.

Dass diese Seite Wallensteins gerne übersehen wird, bringt Schiller in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges auf den Punkt. Er schreibt:

"Ein Unglück für den Lebenden,
daß er eine siegende Partei sich zum Feinde gemacht hatte;
ein Unglück für den Toten,
daß ihn dieser Feind überlebte und seine Geschichte schrieb."

Wenn ihr mehr wissen wollt ...

Wallensteinfestspiele in Altdorf b. Nürnberg

Text: -jj- 25.2.2004 / Illustration: mit freundlicher Genehmigung des S.Fischer Verlags

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