Philipp II. von Frankreich

Am 21. August 1165 wurde Philipp II. August geboren. Er regierte Frankreich als König von 1180 bis 1223 und gilt als einer der bedeutendsten Könige in der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs.

Philipp II. August war der einzige Sohn von König Ludwig VII. dem Jüngeren und dessen dritter Gemahlin Adele von Champagne. Als er 14 Jahre alt war wurde er im Jahre 1179 von seinem Vater einer Adelsversammlung als Mit-Regent vorgestellt.

In der Feudalzeit erreichten Knaben in diesem Alter die Volljährigkeit. Im Herbst 1179 hatte Ludwig VII. einen Schlaganfall erlitten, der ihn halbseitig lähmte. So hatte er  die Nachfolge noch zu Lebzeiten geregelt und konnte seinem Sohn den Weg bereiten.

Ein junger König und viele Feinde

Nach dem Tode Ludwig VII. wurde Phillipp 1180 offiziell zum König von Frankreich gekrönt.

Es war eine schwierige Zeit, denn überall lauerten innere und äußere Feinde: Da war zum einen das anglonormannische Königtum, dann der Graf von Flandern und sogar Philipps Mutter und deren Brüder Erzbischof Wilhelm von Reims und die Grafen Heinrich von Champagne, Teobald V. von Blois-Chartres sowie Stephan von Sancerre.


Seine Hauptgegner blieben aber Flandern und England, deren Macht er während seiner Regierungszeit entscheidend brechen konnte.

Eine herrschsüchtige Mutter

Bedingt durch den zeitweise geschwächten gesundheitlichen Zustand des Königs, hatten Philipps Mutter und deren Brüder schon in den letzten Lebensjahren Ludwigs VII. den königlichen Hof dominiert und einen Großteil der Macht ausgeübt.

Philipp entzog sich bald dem Einfluss seiner Mutter und wandte sich dem Grafen Philipp von Flandern zu. Ohne die Zustimmung seiner Eltern heiratete er am 29. Mai 1180 Isabella von Hennegau, die Angehörige des flandrischen Grafenhauses war. Adela von Champagne war darüber so erbost, dass sie versuchte, mit Heinrich II. von England ein Bündnis gegen Philipp einzugehen, was der englische König jedoch ablehnte.

Trotz des gespannten Verhältnisses übertrug Philipp ihr die Regentschaft, als er ab 1190 am Dritten Kreuzzug teilnahm. Nach seiner Rückkehr im Winter 1191 war Adelas politisches Wirken am französischen Hof zu Ende.

Das anglonormannische Königtum

Die gesamte westliche Hälfte Frankreichs, sowie das Königreich England waren von etwa 1150 bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz des Hauses Plantagenet. Diese Epoche wird heute als Angevinisches Reich (eng.: Angevin Empire) bezeichnet. In Frankreich wird dagegen vom Empire Plantagenêt gesprochen.

Die festländischen Territorien gehörten zum französischen Königreich. Die Plantagenets waren für diese Gebiete Vasallen des französischen Königs und waren ihm zur Gefolgschaftstreue verpflichtet. Der höchste Titel, den sie führten, war der eines Königs von England, mit dem ausschließlich in England Herrschaftsrechte verbunden waren

Zu dieser Zeit verfügten die Könige Frankreichs nur über die Krondomäne, das war im Vergleich zu den Plantagenets ein winziges Gebiet, auf das sie einen direkten Zugriff besaßen. Die Plantagenets stellten somit ein ständiges Bedrohungspotenzial für den König von Frankreich dar.

Ein kluger Diplomat

Schon in jungen Jahren beherrschte Philipp II. die Kunst der Diplomatie. Noch zu Lebzeiten seines Vaters traf er sich am 28. Juni 1180 mit Heinrich Plantagenet, um ein gemeinsames Verteidigungsbündnis zu schließen.

Dies führte jedoch zu einem Bruch Philipps mit dem Grafen von Flandern, der ein Rivale der Plantagenet war. Dieser schmiedte eine Allianz mit den Grafen von Blois-Champagne, den Grafen von Nevers und Hennegau sowie dem Herzog von Burgund und sorgte für eine gefährliche Einkreisung der Krondomäne.

Heinrich Plantagenet gelang es, den Erzbischof von Reims und die Grafen von Blois-Champagne zur Anerkennung von Philipps Herrschaft zu zwingen. Philipps Frau Isabella von Hennegau gelang es, auch ihren Vater aus dem Bündnis zu lösen. Nur der Graf von Flandern blieb feindselig.

Im Juli 1185 gelang Philipp der endgültige Sieg über Flandern. Im Frieden von Boves erhielt er Amiens, Teile des Vermandois und die Anwartschaft auf das Artois.

Somit hatte sich Philipp in den ersten fünf Jahren seiner Regentschaft gegenüber seinen Konkurrenten behauptet und die Alleinherrschaft übernommen.

Rivalen

Philipp wusste, dass die Errichtung einer starken Königsgewalt in Frankreich nur über die Zerschlagung des Territorialkonglomerats der Plantagenets machbar war. So nutzte er geschickt die Rivalitäten in der anglonormannischen Königsfamilie für sich aus.

Obwohl Heinrich II. Plantagenet in der Auseinandersetzung mit Flandern sein Schutzherr und Verbündeter gewesen war, wandte sich Philipp im Kampf um das Thronerbe Heinrichs dessen Söhnen Heinrich, Richard, Gottfried und Johann zu.

Heinrich und Gottfried starben früh, so dass nur noch Richard Löwenherz und Johann Ohneland blieben.

Heinrich bevorzugte seinen jüngsten Sohn Johann Ohneland als Erben, den er mit der Prinzessin Alix verheiraten und mit der Normandie belehnen wollte. Dies wiederum trieb Richard in die Arme Philipps, der Heinrichs Erbpläne ablehnte.

Nach ersten Kämpfen in den Jahren 1187/88 kam es im November 1188 zu einem Treffen in Bonmoulins. Sehr zum Entsetzen des englischen Königs warf sich sein Sohn, Prinz Richard, vor den französischen König und huldigte ihm für Normandie, Poitou, Anjou, Maine, Berry und Toulousain. Das bedeutete eine lehnsrechtliche Teilung des Angevinischen Reiches.

Heinrich II. musste dies zwei Tage vor seinem Tod am 4. Juli 1189 im Vertrag von Azay-le-Rideau akzeptieren.

Das dort abgegebene Kreuzzugsversprechen der Könige führte zu deren Teilnahme am 3. Kreuzzug. Darüber erfährst du mehr, wenn du unten auf den entsprechenden Link klickst.

Die Erweiterung des Königreiches

Zu Philipps Glück verstarb Richard Löwenherz 1199 bei einem Kampf mit dem Vicomte von Limoges. Das nutzte Philipp, um den internen Familienstreit im englischen Königshaus weiter anzufeuern. Im Jahr 1202 strengte er einen Lehensprozess gegen König Johann I. ohne Land an, weil dieser gegen die Vasallenpflicht verstoßen hatte.

Nachdem Johann vier Vorladungen vor das Hofgericht in Paris ignoriert hatte sprach Philipp ein Versäumnisurteil über ihn und erklärte ihn all seiner Länder in Frankreich für verlustig.

In den kommenden Jahren gab es weitere Kriege. Durch Philipps Sieg über die Engländer bei Bouvines im Jahr 1214 war schließlich das Ende des Angevinischen Reichs besiegelt.

Unter Philipps Herrschaft avancierte Paris endgültig zur zentralen Hauptresidenz des französischen Königtums. Durch die Konzentration der wichtigsten Hofbehörden machte er Paris zur Hauptstadt des Landes.

Philipp II. August starb am 14. Juli 1223 in Mantes und wurde in der Abtei Saint-Denis bestattet.

 

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Text: RR; 19. 8. 2010; Bilder: PD


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