Papst Leo X.

Am 11. Dezember 1475 wurde Giovanni de' Medici geboren. Unter dem Namen Leo X. war er vom 11. März 1513 bis zu seinem Tod Papst. Seine Politik zehrte an der Staatskasse, die er mit Ablasshandel sanieren wollte. Damit bereitete er den Boden für die Reformation.

Bild: Gemälde von Lorenzo I. de' Medici

Florenz wird im 15. und 16. Jahrhundert von der Familie Medici gelenkt. Der Einfluss der Kaufmannsfamilie geht dabei weit über die Stadtgrenzen hinaus. Zwei ihrer Nachkommen werden Päpste und ab dem frühen 16. Jahrhundert regieren die Medici mehrere Generationen lang das Herzogtum Toskana.

Durch Einheiraten sind sie außerdem mit vielen wichtigen europäischen Herrscherhäusern verbunden. So werden Catarina de' Medici (1519-1589) und Maria de' Medici (1573-1642) Königinnen von Frankreich und Claudia de' Medici (1604-1648) Erzherzogin von Österreich.

Kind einer mächtigen Familie

Giovanni de Medici wurde am 11. Dezember 1475 in Florenz geboren. Er war das sechste von insgesamt neun Kindern des Florentiners Lorenzo de Medici und seiner Frau Clarice Orsini. Leos Vater herrschte über die italienische Stadt Florenz. Er förderte und finanzierte berühmte Künstler wie Michelangelo und Botticelli und läutete dadurch das Zeitalter der Renaissance ein. Als zweitgeborener Sohn war für Giovanni eine kirchliche Laufbahn vorgesehen. Seine Mutter ließ ihn entsprechend erziehen, und bald studierte er Theologie und Kirchenrecht in Pisa.

Ein Kind als kirchlicher Würdenträger

Am 8. November 1483 wurde Giovanni als Domherr von Florenz eingesetzt. Er war damals noch nicht ganz acht Jahre alt.

Die Kirche übertrug ihm die Klöster S. Michele in Arezzo und im Jahr 1485 S. Michele in Passignano. Allerdings war der Widerstand der Mönche in Passignano so heftig, dass der Einsatz von Bewaffneten erforderlich war, um die Abtei für Giovanni in Besitz zu nehmen.

Die Heirat des Papstsohnes Francesco Cibo mit der zweitältesten Tochter Lorenzos, Maddalena de Medici, ließ Lorenzo nur unter der Bedingung zu, dass der Papst seinen Sohn Giovanni zum Kardinal erheben möge. Das geschah im Konsistorium vom 9. März 1489, Giovanni war damals gerade im 14. Lebensjahr.

Stürmische Zeiten

Als Giovannis Vater Lorenzo 1492 stirbt, brechen stürmische Zeiten für Florenz an. Giovannis älterer Bruder Piero übernahm zwar seine Geschäfte, interessierte sich jedoch kaum für das Lenken des Staates und verspielte so das Vertrauen des Volkes.

Nur zwei Jahre später riss der Dominikanermönch Girolamo Savonarola die Führung der Stadt an sich. Er vertrieb die Familie Medici, kritisierte, dass sich die Menschen von Gott entfernt hätten und ließ alles, was nach Luxus aussah verbrennen - Schmuck, Kunstgegenstände, edle Möbel und sogar Bücher.

Ein Feldherr des Papstes

In dieser Zeit hielt Giovanni sich meist in Frankreich, Deutschland oder Flandern auf.  Savonarola konnte sich nur vier Jahre halten. 1498 wurde er hingerichtet. Familie Medici kehrte zurück und Lorenzos Enkel, Lorenzo II. übernahm die Geschäfte.

Nach dem Tod Alexanders VI. kehrte Giovanni 1503 nach Rom zurück. Papst Julius II. sandte ihn 1511 nach Bologna und in die Romagna. Der Kardinal wurde zum Oberbefehlshaber der spanischen und päpstlichen Truppen im Krieg gegen Frankreich.

Ein junger Papst

Am 21. Februar 1513 starb Papst Julius II. Am 11. März 1513 erfolgte die Wahl von Giovanni de Medici zu dessen Nachfolger. Der erst 37jährige gab sich den Namen Leo X.

Durch seine Erziehung und sein Elternhaus geprägt führte Papst Leo ein Leben im Geist des Humanismus und der Renaissance. In seinem Pontifikat wurde Rom ein Zentrum für Kunst und Kultur.

Der Künstler Raffael wurde als Nachfolger Bramantes Leiter des unter Papst Julius II. begonnenen Baus des Petersdomes, Michelangelo erhielt den Auftrag zu Gemälden. In dieser Zeit verschleuderte Leo einen Großteil des päpstlichen Vermögens. Er galt auch nicht als besonders gläubiger Christ, so wird ihm der Satz: Alle Welt weiß doch, wie viel uns diese Fabel von Christus eingebracht hat zugeschrieben.

Ein verhängnisvolles Pontifikat


Auch in der Politik waren seine Erfolge gering. 1516 schlossen Rom und Frankreich 1516 ein Konkordat, das bis zur Französischen Revolution gültig blieb.

Bei der Kaiserwahl im Jahre 1519 unterstützte der Papst zunächst den französischen König Franz I, dann den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen und schließlich den spanischen König Karl I., der bis 1556 als Kaiser Karl V. an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stand.


Die hohen Geldsummen, die Leo investierte, um Rom wieder zu einem Zentrum der europäischen Kultur zu machen, sollten über einen intensiven Handel mit Ablassbriefen wieder hereinkommen.

Das veranlasste den Augustinermönch Martin Luther zu öffentlichem Protest. Über die im Jahr 1517 von Luther verbreiteten 95 Ablassthesen kam es zur Spaltung der Kirche.

Leos Pontifikat zählt kirchlich wie auch politisch zu den verhängnisvollsten in der gesamten Papstgeschichte, weil Papst und Kurie die kirchlich-religiöse Erneuerung vernachlässigten und dadurch die Reformation mit ihren weitreichenden Folgen ermöglichten, vielleicht sogar notwendig machten.


Text: RR, 10, 12, 2010, Bilder: Lorenzo auf Gemälde: pd; Porträt des Papstes Leo X. mit den Kardinälen Giulio de Medici, dem späteren Clemens VII. und Luigi de Rossi, Gemälde von Raffael, um 15181519, Wappen: Odejea (cc by sa 3.0), Statue: GNU,FDL.

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