Nikolaus von Kues und die "gelehrte Unwissenheit"

Nikolaus von Kues wurde im Jahr 1401 als Nikolaus Krebs (oder auch Cryfftz) in dem Ort Kues an der Mosel geboren. Damals war Latein die Sprache der Gelehrten in ganz Europa. Deshalb übersetzten diese Leute ihre Namen häufig ins Lateinische und so kam Nikolaus von Kues zu dem Namen Cusanus.

Bild: Nikolaus von Kues auf einem Altarbild des nach ihm benannten St. Nikolaus Spitals in seiner Heimatstadt Bernkastel-Kues

Sein Leben

Bereits mit 15 Jahren beginnt Nikolaus Philosophie und Theologie (die Lehre von Gott) zu studieren. Er beschäftigt sich aber auch mit naturwissenschaftlichen und mathematischen Fragen. So untersucht er zum Beispiel die Drehung der Erde, unternimmt wissenschaftliche Experimente und befasst sich mit Medizin, Pflanzenkunde und der Zeitrechnung. Als Kirchenmann macht er Karriere, wird Kardinal, Bischof und schließlich Berater des Papstes in Rom.

Sein Werk

Berühmt wird Cusanus durch sein Werk Die gelehrte Unwissenheit (De docta ignorantia). Darin vertritt er die Auffassung, dass man Gott nicht mit dem Verstand erkennen kann. Gott ist so umfassend, dass in ihm alles, was es gibt, eingefaltet ist. In der Schöpfung der Welt entfaltet sich das alles. Da Gott so unendlich groß ist, vereint er in sich auch alles, was der logisch erfassbaren Welt widersprüchlich erscheint, z. B. Weisheit und Unwissenheit.

Dem menschlichen Verstand bleibt Gott also verborgen. Gott kann jedoch auf eine andere Art erfahren werden: nämlich in der Offenbarung Gottes (des Unendlichen) in Jesus Christus (dem Endlichen) bzw. in einem Erleben Gottes, das verstandesmäßig nicht greifbar ist.

Cusanus ist außerdem der Meinung, dass Gott von denjenigen, die sich um Gotteserkenntnis bemühen immer gefunden werden kann. Einfach gesagt: alle, die Gott erkennen wollen, schaffen es. Auch das gehört zu den Widersprüchen, die Gott in sich vereint: Einerseits ist er nicht erkennbar und andererseits doch. Cusanus nennt das "das paradoxe Offenbarsein Gottes für den Menschen".

Seine Wirkung

Mit seinem Werk stellt Nikolaus die vorher gängige Art und Weise, wie in der Theologie über Gott gedacht wurde, in Frage. Damals gab es nämlich ganze Regelwerke, die festlegten, wie Gott ist und wie man über ihn zu denken hat. Mit Hilfe der Logik bemühte man sich, Gott zu begreifen. Die Zeit, in der so gedacht wurde, nennt man Scholastik. Cusanus stellte die scholastische Sichtweise als überholt dar.

Mit seinen Ansichten über das unbegreifliche Wesen Gottes steht Cusanus an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Seine Schriften beeinflussten viele berühmte Denker nach ihm.

Mehr über Nikolaus

Mehr über Nikolaus von Kues erfahrt ihr auf folgenden Internetseiten:

Die Stadt Kues stellt Cusanus zu seinem 600. Geburtstag vor. Hier könnt ihr auch einen Blick in die wunderschöne Bibliothek des Gelehrten werfen, die vollständig erhalten ist: www.nikolaus-von-kues.de.

Leben und Werk des Nikolaus von Kues: www.net-art.net/kropp/gelehrte.htm

Kurzbiografie: www.net-art.net/kropp/cusalang.htm

Text: LM - 28.11.01, Bild: Altarbild im St. Nikolaus-Spital in Bernkastel-Kues.

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