Lorenzo de' Medici, Herr über Florenz und die Kunst

Vor 550 Jahren wurde Lorenzo de' Medici geboren, Herrscher über die italienische Stadt Florenz, der berühmte Künstler wie Michelangelo und Botticelli förderte und finanzierte und dadurch das Zeitalter der Renaissance einläutete.

Foto: Palazzo Vecchio, das Rathaus von Florenz.

Während in fast ganz Europa noch mittelalterliches Denken und Handeln, mittelalterliche Kunst und Wissenschaft den Ton angeben, zieht in Italien die Morgenröte einer ganz neuen Zeit hinauf, die das Menschenbild und das Wissen, ja das gesamte Leben in Europa verändern wird: die Renaissance.

Doch damit neues Denken und neue Kunstformen sich ausbreiten können, brauchen sie Unterstützer und Förderer, vornehmlich solche mit reichlich Geld und Macht. Einer der wichtigsten von ihnen ist Lorenzo de' Medici, der die Geschicke der Stadt Florenz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bestimmt.

Klein aber oho Stadtstaaten in Norditalien

Foto: Dom "Santa Maria del Fiore" in Florenz.

Zu seiner Zeit besteht Italien aus vielen Kleinstaaten. Besonders in Norditalien gibt es zahlreiche Stadtstaaten wie Venedig, Genua, Pisa, Mailand und eben Florenz. Durch Seefahrt und Handel sind sie reich und mächtig geworden. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern werden sie nicht von Königen und Kaisern regiert, sondern sind Republiken. Tatsächlich hat jedoch auch hier nicht das Volk das Sagen sondern wenige mächtige Familien, deren Namen sich teilweise über mehrere Jahrhunderte mit der Geschichte der Städte verbinden.

Familie Medici hält die Fäden in der Hand

Bild: Gemälde von Lorenzo I. de' Medici

Florenz wird im 15. und 16. Jahrhundert von der Familie Medici gelenkt. Der Einfluss der Kaufmannsfamilie geht dabei weit über die Stadtgrenzen hinaus. Zwei ihrer Nachkommen werden Päpste und ab dem frühen 16. Jahrhundert regieren die Medici mehrere Generationen lang das Herzogtum Toskana.

Durch Einheiraten sind sie außerdem mit vielen wichtigen europäischen Herrscherhäusern verbunden. So werden Catarina de' Medici (1519-1589) und Maria de' Medici (1573-1642) Königinnen von Frankreich und Claudia de' Medici (1604-1648) Erzherzogin von Österreich. Doch das findet alles erst nach Lorenzos Tod statt. Welche Rolle spielt nun Lorenzo de' Medici, der auch Der Prächtige genannt wird?

Lorenzo und die Politik

Foto: Statue von Lorenzo I. de Medici

Am 1. Januar 1449 wird Lorenzo I. de' Medici geboren. Schon sein Vater Piero herrschte wie ein mittelalterlicher Fürst über den italienischen Stadtstaat Florenz. Als dieser 1469 stirbt übernimmt Lorenzo, gerade 20jährig die Geschäfte seines Vaters. Obwohl Lorenzo auf dem Papier gar keine Macht in der Republik besitzt, hat er in Wirklichkeit alles unter seiner Kontrolle. Nur wer von ihm unterstützt wird, kann ein Amt in der Stadt erlangen. Alle Machthaber sind mehr oder weniger von ihm abhängig.

Wie er das schafft? Er ist sehr reich, besitzt seine Familie doch das Bankhaus Banca dei Medici. Als Mäzen, also als finanzkräftiger Förderer unterstützt er die Politiker, die in seinem Sinne handeln. Er greift jedoch auch selbst immer wieder ein und wendet durch geschicktes Taktieren Unheil von der Stadt ab, die kurz davor steht, vom Kirchenstaat eingenommen zu werden. Auch einem Mordanschlag, dem sein Bruder zum Opfer fällt, entgeht Lorenzo und wird dadurch sogar noch mächtiger.

Lorenzo und die Kunst

Bild: "Geburt der Venus" von Botticelli.

Neben wichtigen Amtsinhabern schart Lorenzo auch einen Kreis von Künstlern, Philosophen, Architekten und Schriftstellern um sich, die er finanziert. Zu ihnen gehören der Maler Sandro Botticelli, dessen berühmtestes Werk, die Geburt der Venus ein Sinnbild der Renaissance ist.

Statt wie im Mittelalter üblich, christliche Heilige, stellt er antike Göttinnen dar, die voller Selbstbewusstsein ihre Schönheit zur Schau stellen. Durch den Rückgriff auf die Kunst der Antike prägt sich ein völlig neues Menschenbild aus: Nicht mehr Gott, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt. Der Einzelne wird wichtig.

Foto: Der David von Michelangelo stand lange Zeit vor dem Palazzo Veccio, dem Rathaus von Florenz. Heute steht dort aus Sicherheitsgründen eine Kopie des Werkes.

Ebenso deutlich wird diese Veränderung der Sichtweise an der David-Statue von Michelangelo Buonarotti. Auch Michelangelo, der berühmteste Künstler der Renaissance gehört zum Medici-Kreis.

Der Mäzen Lorenzo beschränkt sich nicht aufs Geldgeben, er schreibt auch selbst Gedichte und das nicht, wie bis dahin üblich in gelehrtem Latein, sondern in seiner Landessprache, dem Italienischen. Er erhält den Ehrennamen "il magnifico", der Prächtige.

Nach ihm die Sintflut

Lorenzo ist zwar ein außerordentlich erfolgreicher Politiker, doch er schafft es nicht, für einen Nachfolger zu sorgen, der ihm ebenbürtig ist. Sein Sohn Piero übernimmt zwar seine Geschäfte, interessiert sich jedoch kaum für das Lenken des Staates und verspielt so das Vertrauen des Volkes. Lorenzo stirbt 1492 und stürmische Zeiten brechen für Florenz an.

Nur zwei Jahre später reißt der Mönch Girolamo Savonarola die Führung der Stadt an sich. Er vertreibt die Familie Medici, kritisiert, dass sich die Menschen von Gott entfernt hätten und lässt alles, was nach Luxus aussieht verbrennen - seien es Kunstgegenstände oder Bücher, edle Möbel oder Schmuck. Doch auch Savonarola kann sich nur vier Jahre halten. 1498 wird er hingerichtet. Familie Medici kehrt zurück und Lorenzos Enkel, Lorenzo II. übernimmt erneut die Geschäfte. Die wechselhafte Geschichte des Hauses Medici nimmt weiter seinen Lauf, bis mit Maria de' Medici 1737 dessen letzter Nachkomme stirbt.


Text: Liane Manseicher, 29.12.08; Fotos: Statue von Lorenzo il magnifico: Frieda: GFDL; Lorenzo auf Gemälde: pd; David: fotografiert von Rico Heil, GFDL; Venus: pd; Dom und Palazzo Vecchio: Tessloff Archiv.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt