Krone und Schleier - Frauen im Dienste Gottes

Für das weibliche Geschlecht gab es im Mittelalter wenig geistige Entfaltungsmöglichkeiten. Denn nach der damaligen Meinung war die Sünde durch Eva in die Welt gekommen, die Menschen durch ihr Fehlverhalten aus dem Paradies vertrieben worden. Mädchen und Frauen konnten sich jedoch in den Dienst Gottes stellen und als Nonne in ein Kloster eintreten. Das war eine attraktive und angesehene Alternative in einer von Männern bestimmten Gesellschaft. Frauenorden wurden seit dem frühen 12. Jahrhundert überall in Europa gegründet.


Unter dem Titel Krone und Schleier finden zu diesem Thema ab dem 18. März zwei parallel laufende Ausstellungen in Bonn und Essen statt. Krone und Schleier galten seit dem Mittelalter als Symbole für Frauen, die religiös lebten und sich in den Dienst Gottes gestellt hatten. Während im Ruhrlandmuseum Essen die Zeit der europäischen Klöster und Stifte von 500 bis 1200 im Mittelpunkt stehen, hat sich die Kunst- und Ausstellungshalle Bonn auf Orden des deutschen Spätmittelalters (1200 bis 1500) spezialisiert.

Alltagsgegenstände und Kunstwerke

Gezeigt werden neben Alltagsgegenständen vor allem auch Kunstwerke, die in Frauenklöstern entstanden sind. Lange waren Forscher der Meinung, dass Kunst von Ordensfrauen qualitativ minderwertig ist und nur die Vermittlung von theologischen Inhalten zum Thema hat. Heute weiß man jedoch, dass Bilder für Stiftsdamen und Nonnen geradezu lebensnotwendige Fenster zur Wirklichkeit waren. Die Kunstwerke spiegelten die Macht und das Ansehen der Klöster wieder und verkörperten deren Ansprüche und Ideale.



Absoluter Gehorsam

Grundsätzlich unterschied sich das Leben der Nonnen nicht wesentlich von dem der Mönche. Sie lebten nach eigenen Ordensregeln, da sie sich nicht mehr in der eigentlichen Welt bewegten, sondern ausschließlich Gott dienten. Trat eine Frau in ein Kloster ein, musste sie einen Schwur anleisten, nicht zu heiraten, nichts Persönliches zu besitzen und der Kirche und der Äbtissin (so heißt die Leiterin eines Klosters) absoluten Gehorsam zu leisten. Oft gaben Eltern ihre heranwachsenden Kinder ins Kloster, weil sie dort gut versorgt waren.

Beten und Meditieren

Das Tagwerk der Mönche im frühen Mittelalter bestand vor allem aus Beten, Fasten und Meditieren. Sie wollten ihr Leben durch diese Tätigkeiten reinigen und den Engeln gleich werden. Mönche wollten durch diese tadellose Lebensführung ein Vorbild für alle Menschen sein. Der wichtigste Orden, für den solche Regeln aufgestellt worden waren, waren damals die Benediktiner, gegründet vom Heiligen Benedikt.

Geistliche und weltliche Aufgaben

Im späteren Mittelalter wurden das Leben im Orden zumindest zum Teil verweltlicht. Zur Klosteranlage gehörte immer ein Klostergarten, oft auch Werkstätten, Viehbestand, Krankenstation, Klosterschule usw. Deshalb bildeten sich im Kloster zwei Gruppen von Ordensschwestern und - brüder heraus. Nonnen und Mönche, die sich vor allem mit dem Bibelstudium und dem Schreiben von Texten befassten und so genannte Laienschwestern und -brüdern, die die körperliche Arbeit im Kloster verrichten mussten.

Hildegard von Bingen



Eine der bekanntesten Nonnen des Mittelalters heißt übrigens Hildegard von Bingen. Sie lebte im 12. Jahrhundert und galt als kundige Heilerin und Ärztin. Ihr Wissen über Heilkräuter und die Natur machen wir uns noch heute zunutze.

Wer mehr über die Ausstellungen in Bonn und Essen erfahren möchte, klickt einfach auf diese Seite.

WIW Band 118 "Mittelalter"

Noch mehr über das Leben im Mittelalter steht übrigens in unserem im Herbst erschienenen Band 118: Mittelalter. Autor und Historiker Hans-Peter von Peschke gibt darin einen spannenden Einblick in eine faszinierende, von Gegensätzen geprägte Zeit. Neben dem Leben im Kloster und auf Burgen lernt ihr den Alltag in Stadt und Land kennen und erfahrt, wie die Menschen damals wohnten, arbeiteten, jagten, reisten, handelten und feierten.

Nic 17.03.2005 / Fotos: Kunst- und Ausstellungshalle Bonn

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