Die Ruinen von Angkor

Vor rund 140 Jahren durchquerten französische Forscher Hinterindien. In Kambodscha, nahe der Stadt Siem Reap, machten sie einen faszinierenden Fund: sie entdeckten Angkor, die versunkene Hauptstadt der Khmer.

Die königliche Stadt

Im Urwald fanden die Forscher die Überreste der Zivilisation, die ihre Blütezeit von 800 bis 1431 n. Chr. hatte. An dieser Stelle hatte das Volk der Khmer seine Hauptstadt Angkor angelegt, das bedeutet Königliche Stadt. Die Khmer verfügten über hervorragende Kenntnisse im Bau von Wasseranlagen. Deshalb wussten sie die Ebene, in der die Hauptstadt lag, kontrolliert zu bewässern und ernteten mehrmals im Jahr Reis. So konnten die Khmer viele Menschen ernähren. In dieser Zeit, in der Paris 300 000 Einwohner hatte, wohnten in Angkor bereits 1 Million Menschen.

Die Tempel und der Glaube

Die Khmer glaubten an die Götter Indiens, wie z. B. Vischnu oder Shiva. Auch der König der Khmer würde nach seinem Tod ein Gott werden. Deshalb bauten die Khmer in Angkor für ihre Götter, aber auch für ihre Könige eine Vielzahl von Tempeln. Oft spiegelten die Bauten ihre Vorstellung des Universums wider: Ein Ur-Ozean umgibt das bewohnte Land und in seiner Mitte erhebt sich ein Gebirge, auf dessen höchsten Gipfeln die Götter wohnen. Der Tempel von Angkor Wat ist ein Beispiel für diese Bauweise.

Die Bauweise

Wie sein Volk lebte der König in Gebäuden aus Holz und Palmenblättern. Nur religiöse Bauten wurden aus Stein errichtet, sozusagen für die Ewigkeit. In Südostasien gibt es starke Regenzeiten, und Palmenblätter und Holz verfaulen mit der Zeit so auch die damit errichteten Gebäude. Da die Khmer auch auf Palmenblättern schrieben, sind auch ihre Bibliotheken und Schriftstücke verschwunden und nur wenige Inschriften auf den Steinbauten blieben erhalten.

Das Ende von Angkor

Die Khmer waren ein kämpferisches Volk. Sie führten viele Kriege mit ihren Nachbarn, aber auch untereinander. 500 Jahre lang blieben sie siegreich und beherrschten zum Teil das heutige Thailand und auch Vietnam. Sie trieben Handel mit China und verkauften Reis bis nach Peking. Am Ende wurden die Khmer von den Siamesen besiegt und mussten ihre Hauptstadt Angkor aufgeben.

Sie verfiel mit der Zeit, die Wasserbecken füllten sich mit Schlamm, die Häuser aus Holz verfaulten im Regen und der Urwald wucherte über die Tempel aus Stein. Bald war nichts mehr von Angkor zu sehen und der einst berühmte Ort geriet in Vergessenheit. Als die Franzosen um 1860 auf die Überreste stießen, erkannten sie, welch großartige Kultur hier geherrscht hatte. Man begann die Tempel von den Urwaldpflanzen zu befreien. Doch bis heute ist erst die Hälfte der Monumente ausgegraben und man findet ständig neue Relikte.

(Text und Fotos: Christoph Sandek, 31.05.2001)

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