Die Magna Charta

Am 15. 6. 1215 wurde in England die Magna Charta unterzeichnet. Sie begründete die Tradition des britischen Parlaments. Als es im 17. Jahrhundert zu revolutionären Auseinandersetzungen zwischen Krone und Parlament kam, wurde sie als Dokument englischer Freiheitsrechte umgedeutet und gilt seither als das wichtigste englische Staatsgrundgesetz.

Ein glückloser König

JOHANN Ohneland (John Lackland) war nach dem Tod von Richard Löwenherz von 1199 bis 1216 König von England.

Es war eine Zeit der Kriege und Konflikte. Innen- und Außenpolitisch gab es eine Krise nach der anderen.

Als Johann im Herbst 1214 nach einer verlorenen Schlacht aus Frankreich in sein Königreich zurückkehrte, sah er sich unerwartet einer massiven Adelsopposition gegenüber. Diese Gegner nahmen die Misserfolge des Königs zum Anlass, dessen Selbstherrlichkeit einzuschränken und forderten die Wiederherstellung alter Freiheitsrechte.

Nach vergeblichen Vermittlungsversuchen des Papstes brach im Mai 1215 ein Bürgerkrieg aus. Nach gut einem Monat musste der König nachgeben.

Am 15.6. 1215 unterzeichnete er eine 63 Kapitel umfassende Freiheitsurkunde, die ihres Formats wegen später "Magna Charta" genannt wurde. Dieses Dokument spielte in der Entwicklung des englischen Parlamentarismus eine wichtige Rolle.

Freiheitsrechte als Staatsgrundgesetz

Für Johann brachte die Unterzeichnung eine Atempause im Kampf gegen den vereinigten Adel.

Die "große Freiheits-Urkunde" schränkte die königliche Allmacht zugunsten des Adels ein. Der Kirche wurde eine Unabhängigkeit von der Krone garantiert.

Außerdem sicherte sie dem Adel eine Mitsprache bei Abgaben zu sowie ein persönliche Unversehrtheit und ein ordentliches Verfahren. Sie wurde vom König nur auf erheblichen Druck der Barone angenommen.

Eine Besonderheit der Magna Carta ist, dass es über ein Dutzend Originale gab.

Damit das Dokument in allen Teilen des damaligen Reiches durchgesetzt werden konnte, wurde für jede Grafschaft ein Exemplar angefertigt und am 19. Juni 1215 durch den König unterzeichnet. Die Dokumente unterschieden sich dabei in ihrer Größe und Form sowie teilweise sogar im Wortlaut.

Bedeutung in der Krise



Ihre Wirkung begann die Magna Carta erst unter Johann Ohnelands Sohn, Heinrich III., zu entfalten. Im Alter von neun Jahren war er seinem Vater auf den Thron gefolgt. Im Jahr 1217 weigerten sich die Barone, dem zehnjährigen König weiterhin Steuern abzuführen.

In dieser Krise wurde die Magna Carta bestätigt. Von nun an diente sie immer wieder als Verhandlungsgrundlage zwischen König und Adel. Während der Regierungszeit Heinrichs III. bildete sich so das für England neuartige Prinzip der Kontrolle eines Königs durch ein schriftliches Gesetz heraus.

Wirkung bis in die heutige Zeit

Bis ins 17. Jahrhundert hinein war die Magna Carta mal mehr mal weniger bedeutsam, je nach politischer Situation. Dann nahm ihre Bedeutung wieder zu, als sich der Konflikt zwischen Krone und Parlament zuspitzte. Durch fortwährende Änderungen und Ergänzungen wurden weiteren Bevölkerungsschichten Rechte eingestanden und letztendlich die konstitutionelle Monarchie eingeläutet.

Die Magna Carta ist immer noch Teil englischen Gesetzes. Allerdings sind alle Paragraphen im Laufe der Zeit abgeschafft oder ersetzt worden, so dass sie nur noch historische und symbolische Bedeutung besitzt.

Vier Exemplare sind bis heute erhalten geblieben. Zwei befinden sich im Besitz des Britischen Museums und jeweils eines befindet sich in Lincoln und Salisbury.

Hier findest du einige Textauszüge aus der Magna Charta.

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RR - 13. 6. 2005, akt. 2010; Bilder: Darstellung König Johann Ohnelands aus der Historia Anglorum (1250-59); Krönung König Heinrichs III. von England. (Darstellung aus dem 13. Jahrhundert); Kopie der Magna Carta von 1225 (alles Wikipedia unter GNU-FDL).

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt