Das Ende der Tempelritter

Wenn man heute eine Verbrecherbande inhaftieren möchte, die in verschiedenen Städten oder Ländern verstreut lebt, so tut man das meist in einer sogenannten konzertierten Aktion. Das bedeutet, die Polizisten vor Ort werden im voraus davon informiert, dass an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit die Angehörigen der Verbrecherbande festgenommen werden sollen. Dadurch werden die Kriminellen von der Aktion überrascht und man verhindert , dass sie sich gegenseitig benachrichtigen und damit zur Flucht verhelfen.

Bild: Siegel der Tempelritter.

Schon vor 700 Jahren wurde auf diese Weise vorgegangen. Doch damals wurden nicht etwa Verbrecher inhaftiert, sondern Mönche. Genauer gesagt christliche Ritter. Die Angehörigen des Templerordens. Der französische König Philipp IV. ließ die Templer gefangen nehmen, weil er deren Geld haben wollte. Doch schauen wir zunächst, wie alles begann. Warum gab es überhaupt Tempelritter?

Wie entstanden die Ritterorden?

Im Bild sieht man ganz links einen Ritter des Deutschen Ordens mit schwarzem Kreuz auf weißem Waffenrock, daneben einen Johanniter mit weißem Kreuz auf schwarzem Rock. Im Vordergrund der Templer mit rotem Kreuz auf weißem Waffenrock.

Zur Zeit der Kreuzzüge (1096-1270) entstanden die drei großen Ritterorden: Johanniter (gegründet um 1099), Templer (gegründet um 1119) und der Deutsche Orden (gegründet um 1190). Ihre Mitglieder waren zumeist europäische Adelige. Ihre Aufgabe sahen sie darin, die Kreuzfahrer im Heiligen Land zu beschützen sowie verwundete und kranke Pilger zu pflegen und zu beherbergen.

Die Templer gelobten, sich für den Schutz der reisenden Christen im Heiligen Land einzusetzen. Außerdem verpflichteten sie sich auf die klösterlichen Gelübte Armut, Keuschheit und Gehorsam. Sie waren also gleichzeitig Mönche und Ritter.

Woher stammt der Name Tempelritter?

Links: Templerkreuz.

Gegründet wurde der Templerorden von mehreren französischen Rittern, zu denen auch Hugo von Payens gehörte, der erste Großkomtur (=Leiter) des Ordens. Von Balduin II., dem neuen König von Jerusalemer Kreuzfahrerstaates, erhielten die Ritter einen Teil seines ehemaligen Palastes. Dieser Palast befand sich auf dem Gelände des alten jüdischen Tempels. Deshalb nannte sich der Orden Arme Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem - kurz Tempelritter.

Rechts: Im Vordergrund sieht man den Rest des jüdischen Tempels, die Klagemauer, dahinter die Kuppel des Felsendoms.

Als die Kreuzfahrer nach Jerusalem kamen, stand der jüdische Tempel jedoch schon lange nicht mehr. Er war im Jahr 70 nach Christus zerstört worden. An seiner Stelle war zunächst der christliche Felsendom errichtet worden, der im 8. Jahrhundert zu einem muslimischen Heiligtum umgewandelt wurde. In der angrenzenden Al-Aqsa-Moschee verübten die Kreuzfahrer ein entsetzliches Blutbad, als sie Jerusalem 1099 einnahmen.

Wie kamen die Tempelritter zu ihrem Reichtum?

Die Tempelritter beteiligten sich an zahlreichen Kämpfen in Palästina, bis sie und die anderen christlichen Bewohner 1291 von den Ägyptern vertrieben wurden. Doch neben dem Kampf betätigten sie sich auch in Geldgeschäften. In Europa gab es zahlreiche vermögende Anhänger der Templer, die dem Orden Geldsummen zukommen ließen oder Ländereien vermachten.

So kam es, dass die Ordensritter ihr Vermögen in Palästina nicht nur verwalteten, sondern auch verliehen. Sie erfanden sogar eigene Kreditbriefe, Vorgänger heutiger Geldscheine. Eigentlich war es Ordensleuten nicht erlaubt, Geldgeschäfte zu machen, doch duldete der Papst, dem die Tempelritter unterstanden, diese Tätigkeit.

Der König wird neidisch

Der französische König Philipp IV. (1268-1314, König seit 1285) war auf die Templer nicht gut zu sprechen. Sie waren ihm zu reich und zu mächtig. Außerdem wollten sie ihn nicht in ihren Orden aufnehmen, obwohl er dies beantragt hatte. Da sich der König hoch verschuldet hatte, plante er, die Geldquellen der Templer anzuzapfen, indem er die Ritter der Ketzerei anklagte und ihr Vermögen beschlagnahmte.

Was bedeutet Inquisition?

Als Ketzerei werden Handlungen oder Lehren bezeichnet, die von der christlichen Lehre der Kirche abweichen. Die Inquisition ist eine kirchliche Untersuchungskommission, die eingeführt wurde, um Ketzerei zu bekämpfen. Folter war eine übliche Verhörmethode der Inquisiton

Das Ende der Tempelritter

Da die Tempelritter direkt dem Papst unterstanden, musste Philipp IV. diesen auf seine Seite ziehen, bevor der gegen den Orden vorgehen konnte. Dies tat der König, indem er dem Papst drohte, auch ihm einen Ketzerprozess anzuhängen, sollte er sich gegen ihn wenden.

So kam es, dass fast alle Tempelritter am 13. Oktober 1307 in einer konzertierten Aktion gefangen genommen und der Inquisition vorgeführt wurden. Tatsächlich gab es keine Beweise, dass die Vorwürfe gegen sie berechtigt waren. Der Prozess zog sich lange hin. Dem König gelang es nicht, das Vermögen des Ordens komplett an sich zu reißen. Einen Teil verbuchte er jedoch als Verfahrenskosten auf sein Konto. 1314 wurde der letzte Großmeister des Ordens, Jacques de Molay auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Damit endete die Zeit des Tempelordens.

Gibt es sie doch noch?

Um die Templer ranken sich bis heute zahlreiche Legenden. So behaupten sowohl die Freimaurer als auch die Rosenkreuzer, dass sie aus dem Templerorden entstanden seien. Auch andere neuere Templerorganisationen berufen sich auf die Kreuzritterorganisation. Außerdem gibt es Verschwörungstheorien, die sich um den Verbleib des Ordensvermögens ranken.

Mehr über die Kreuzritter erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 60 Die Kreuzzüge

Text: lm - 11.10.07, Bilder: Illustration Kreuzritter: WAS IST WAS Band 88: Peter Klaucke; Kreuz und Ordenssigel: PD, Fotos Jerusalem: Tessloff Archiv. 

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