1204: Kreuzfahrer erobern Konstantinopel

Auf dem vierten Kreuzzug zogen die Kreuzfahrer nach Konstantinopel. Dieser Kreuzzug ist ein Beispiel wie Geld, Macht und Einfluss oft wichtiger waren, als jeder christliche Gedanke. Wie es in den Kreuzzügen oft um die Wiedererlangung oder -erhaltung von Macht ging und was alles dafür geopfert wurde.

Die Sultan Ahmed Moschee

Ab 330 nach Christus wurde Byzanz vom Herrscher Konstantin dem Großen zur neuen Hauptstadt des Römischen Reiches erhoben und Konstantinopel genannt.

Byzanz, byzantinisches Reich und Konstantinopel

Unter dem Byzantinischen Reich versteht man die östliche Hälfte des Römischen Reiches, die sich noch ein Jahrtausend nach der Zerstörung des Weströmischen Reiches bis 1453 behauptete. Das römische Weltreich wurde nach dem Tod von Theodosius I 395 in ein östliches und ein westliches Reich aufgeteilt. Zunächst umfasste Byzanz die Balkanhalbinsel, die Inseln des östlichen Mittelmeers, die asiatische Provinz und Ägypten. Hauptstadt war Konstantinopel, das heutige Istanbul. Das byzantinische Reich kämpfte von außen gegen zahlreiche Bedrohungen, wie die Hunnen und Goten sowie slawische Stämme, war aber auch selbst bemüht sein Reich auszubauen.

Päpstliche Aufforderung

Papst Innozenz III, 1198 zum Papst gewählt, wollte die griechische und lateinische Kirche wieder versöhnen, die Vormachtstellung der Kirche und seinen eigenen Anspruch als Oberhaupt festigen. Deshalb rief er im Jahr seiner Wahl zum vierten Kreuzzug auf. Er suchte Verbündete. Nicht jedoch den Kaiser, den sah er als Rivalen um die Macht an.

Wie die Kreuzfahrer sich an Venezien verkaufen

Doch es fanden sich nicht so viele Kreuzfahrer wie erwartet und es mangelte auch an dem nötigen Geld. Man trat mit der reichen Seerepublik Venedig in Verbindung. Die Venezianer sollten die Kreuzfahrer mit ihren Schiffen über das Mittelmeer bringen. Da nicht genug Geld da war, um die Venezianer zu bezahlen, sollten die Kreuzfahrer zunächst die von Ungarn besetzte, katholische Stadt Zara für Venedig befreien. Der Papst verbot diesen Angriff, dennoch wurde die Stadt 1202 eingenommen und der Papst schloss das ganze Heer aus der Kirche aus.

Venezien und seine Macht

Während das Kreuzfahrerheer den Winter 1202/03 auf Korfu verbrachte, war der byzantinische Kaiser Isaak II. gestürzt worden. Sein Sohn Alexios nahm Kontakt mit Venedig auf und bat um Hilfe bei der Rückeroberung des Throns. Die Venezianer sahen in einem Angriff auf Konstantinopel die Möglichkeit sich zu rächen und Gewinn zu machen, denn viele der venezianischen Händler waren 1182 gewaltsam aus der Stadt vertrieben worden.

Die Einwohner Konstantinopels waren vor allem orthodoxe Christen und die Venezianer erinnerten an die Gegensätze zwischen Katholiken und Orthodoxen sowie an die Weigerung der Orthodoxen, sich den vorherigen Kreuzzügen anzuschließen.

Macht, Geld und Zorn

So unterstützt von den Venezianern brachen die Kreuzfahrer 1203 in Richtung Konstantinopel auf. In der Nähe von Konstantinopel gingen die Kreuzfahrer an Land und forderten von der Stadt eine Zahlung von Schutzgeldern. Der neue Kaiser floh ohne Widerstand zu leisten, und Isaak II. kehrte auf den Thron zurück, um gemeinsam mit seinem Sohn Alexios IV. zu herrschen. Als sich Konstantinopel aber weigerte das Geld zu zahlen, kam es zu immer größeren Spannungen. Die Kreuzritter wollten eine Belohnung von Isaak II. - aber die kam nicht. Die erzürnten Kreuzfahrer setzten eine Moschee in Brand, zerstörten einen ganzen Stadtteil. Das Kaisergespann geriet immer mehr unter Druck und wurde schließlich ermordet. Der neue Kaiser warf die Kreuzfahrer aus der Stadt.

Die Quadriga am Markusdom in Venedig

Sturm auf Konstantinopel

Daraufhin begann der Sturm auf Konstantinopel, die am 13. April schließlich erobert wurde. Tage lang wurde gemordet und geplündert. Grausam wurden angeblich Im Namen des Herren 2000 Griechen niedergemetzelt, die Stadt wurde gebrandschatzt und geplündert. Kostbare Kunstschätze, auch aus der Hagia Sophia, wurden zerstört, andere geraubt und nach Venedig gebracht. So auch die berühmte Skulptur mit den vier Pferden die Quadriga, die noch heute auf dem Markusdom in Venedig zu sehen ist.

Das Lateinische Kaiserreich

Nachdem die Stadt eingenommen war, begann man das Byzantinische Reich unter sich aufzuteilen.
Knapp einen Monat später, am 12. Mai 1204, wurde Graf Balduin von Flandern und Hennegau als Balduin I. zum ersten Kaiser des neu errichteten Lateinischen Kaiserreichs gekrönt. Er erhielt ein Viertel des Reiches. Die anderen drei Viertel wurden zwischen Venedig und den Kreuzfahrerstaaten aufgeteilt: In Griechenland entstanden lateinische Fürstentümer, Venedig erhielt die Dalmatinischen und Ionischen Inseln.

Konstantinopel wird zurückerobert

Folgende Kaiser bewiesen ihre Unfähigkeit das Lateinische Kaiserreich zu führen und so war es nur von kurzer Dauer. Das Byzantinische Reich lebte in den drei von Flüchtlingen gegründeten Nachfolgestaaten Nicäa, Epirus und Trapezunt weiter. Am 25. Juli 1261 eroberten die vereinten byzantinische Truppen Konstantinopel zurück und stellten das Byzantinische Reich wieder her.


Mehr über die Kreuzritter erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 60 Die Kreuzzüge
Wenn euch das Mittelalter interessiert, dann empfehlen wir euch WAS IST WAS Mittelalter Band 118. Viel Spaß beim Lesen.

-ab-08.04.04 Text / Fotos: Photo-CD

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