Wo wurde der älteste Mumienfriedhof Alt-Perus ausgegraben?

Im Jahre 1925 entdeckte der peruanische Altertumsforscher Julio Cesar Tello im Wüstensand der Halbinsel Paracas ein unterirdisches Gräberfeld, aus dem er und seine Mitarbeiter in mehreren Grabungsexpeditionen Hunderte von Mumien bargen.

Sie gehörten einer Kultur an, der Tello nach dem Fundort den Namen Paracas-Kultur" gab und die man heute in die Zeit von 600 v. Chr. bis

200 n. Chr. datiert. Wo die Menschen, die diese Kultur dereinst schufen, ihre Wohnstätten und Felder hatten, ist bis heute ein Rätsel. Möglicherweise hatten sie ihre Toten von weither nach Paracas gebracht, weil die weltverlorene Halbinsel ihnen als heilige Stätte galt.

Tello fand auf dem Friedhof von Paracas zwei unterschiedliche Begräbnisformen. Bei der älteren lagen bis zu 55 Mumien teils neben-, teils übereinander in Höhlen, zu denen 6 bis 7 Meter tiefe Schächte hinunterführten. Dieser Teil des Gräberfeldes erhielt deshalb den Namen Paracas Cavernas (cavernas = Höhlen).

Die hier Beigesetzten saßen mit angezogenen Beinen in flachen Körben und waren in mehrere Lagen aus grob gewebten Baumwollstoffen eingewickelt. Ob ihnen, wie Tello annahm, vorher die Eingeweide entfernt wurden, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Fest steht jedoch, dass man die meisten Toten mit verschiedenen Harzen oder einer Art Asphalt bestrichen und, vermutlich, über offenem Feuer sorgfältig getrocknet hatte.


Schnitt durch ein Grab von Paracas Cavernas.

A. Obere Sandschicht, B. Tiefe Sandschicht, durch die ein gemauerter Schacht führt,

C. Durchstochene feste Sedimentschicht, D. Steiniger Boden mit der Mumien-Grabkammer.

Anders als in Paracas Cavernas waren auf dem jüngeren Teil des Friedhofs die Verstorbenen nicht in Erdhöhlen, sondern in unterirdischen Häusern beigesetzt. Tello nannte diesen Teil deshalb Paracas Nekropolis (nekropolis = Totenstadt). Die hier gefundenen Mumien waren sorgfältiger präpariert als die von Paracas Cavernas und deshalb besser erhalten.

Vermutlich war Paracas Nekropolis ein Fürstenfriedhof, denn die hier Bestatteten waren ganz überwiegend ältere Männer. Für diese Annahme spricht auch der ungewöhnliche Luxus, der die Toten umgab. Ihre Körper waren in bis zu 40 sogenannte "mantos" eingewickelt: lakengroße oder noch größere Baumwolltücher in leuchtenden Farben, die Frauenhände mit Stickereien von höchster Qualität und Schönheit verziert hatten. Es sind Spitzenerzeugnisse der Textilkunst, die auf der Welt nicht ihresgleichen haben. Man hat ausgerechnet, dass geschickte Weberinnen und Stickerinnen Jahrzehnte gebraucht haben müssen, um diese Meisterwerke herzustellen.

Als Schalen eines Mumienbündels" umhüllten die mantos" von Paracas Nekropolis nicht nur die Toten selbst, sondern alles, was diese für ein standesgemäßes Leben im Jenseits brauchten: Kleidungsstücke, Schmuck, Waffen, Nahrungsmittel, Töpferwaren, Handwerkszeug und sogar kleine mumifizierte Haustiere.

Dieser Text ist ein Kapitel aus dem WAS IST WAS Band 84 Mumien.

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