Werden auch heute noch Leute zu Rittern geschlagen?

Um im Mittelalter zum Ritter geschlagen zu werden, musste man viele Voraussetzungen erfüllen. Man musste soszusagen auch die Karriere des Ritters einschlagen. Wie ist das heute? Das möchte Patrick aus Wien wissen.

Ritter wurden im Normalfall Männer aus adeligen Familien. Sie mussten über einen gewissen Besitz verfügen und sich im Kampf bewähren. Schon als Kind wurde man zum Ritter erzogen, wurde Page und Knappe. Schließlich ernannte ein anderer Ritter nach rund vier Jahren "erfolgreicher Dienstzeit" den Knappen ebenfalls zum Ritter - er bekam seinen Ritterschlag mit der Schwertklinge.

Ritter, so wie damals, kann man heute nicht mehr werden, zumindest ist es in unserer Gesellschaft nicht mehr üblich. Allerdings hat auch heute noch die Queen das alleinige Recht, Titel und Peerswürden zu verleihen. Jeder kann Briten, die sich irgendwie verdient gemacht haben, für eine Ehrung vorschlagen. Da die Queen Ehrungen auf Rat des Premierministers verleiht, müssen diese Vorschläge an das Büro des Regierungschefs geschickt werden.

Adelstitel werden zweimal im Jahr verliehen: am offiziellen Geburtstag der Queen (im frühen Juni) und Neujahr oder bei Regierungswechseln. Ritterwürden und Orden werden mehrfach im Jahr verliehen. Der angehende Ritter kniet sich während der Zeremonie vor der Königin hin, die ihn mit einer Schwertspitze auf die rechte und dann auf die linke Schulter tippt. Bei Geistlichen und ausländischen Staatsbürgern entfällt der Ritterschlag. Zur Zeit der Stuarts, die ständig in Finanznot waren, wurden Titel auch verkauft. Heute erhalten Menschen die Ritterwürde, die sich bedeutende Verdienste für die Nation erworben haben.

Unter den Empfängern befinden sich Schauspieler, Wissenschaftler, Schuldirektoren, Industriebosse und Leute aus vielen Berufen und Gesellschaftsschichten. Ausländische Staatsbürger erhalten die Ritterwürde ehrenhalber, sie dürfen nicht den Titel "Sir" führen. Unter ihnen sind der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan, Präsident Mitterrand, und Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl.

Den Titel "Sir" darf der James Bond Darsteller Roger Moore führen, der sich neben seiner Filmkarriere auch der Kinderhilfsorganisation UNICEF verschrieben hat. Ebenfalls zum Ritter wurde auch der Schauspieler, Autor und Weltenbürger Peter Ustinov geschlagen. - also "Sir" Peter Ustinov.

Auch der Milliardär John Paul Getty Junior wurde von der britischen König in den Ritterstand erhoben. Der gebürtige Amerikaner hatte Hunderte von Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gestiftet, so auch für Kinderhilfsorganisationen und britische Museen.

Geehrt wurden auch schon Paul McCartney, Cliff Richard oder Elton John. Die Entscheidung darüber, wer von der Queen in den Adelsstand erhoben wird, trifft die britische Regierung. Die Auszeichnung entspricht in etwa dem Bundesverdienstorden in Deutschland, der auch für besondere Verdienste um das Land, die Menschlichkeit, den Frieden etc. vergeben wird.

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