Wie Lourdes zum Wallfahrtsort wurde

Bis zum 11. Februar 1858 war die vierzehnjährige Bernadette Soubirous eine ganz gewöhnliche Müllerstochter. Sie wohnte mit ihren Eltern im südfranzösischen Lourdes und lebte ein armseliges, unauffälliges Leben - bis sie an besagtem Tag eine unheimliche Begegnung hatte.

Bernadette schöpfte gerade Wasser aus einer Quellgrotte, als ihr eine weiß gekleidete Dame erschien. Sie lächelte das Mädchen milde an und ließ sich einen Rosenkranz durch die Finger gleiten. Die Frau verschwand, tauchte aber schon nach drei Tagen an der selben Stelle wieder auf. Ganze 16 Mal sollte Bernadette bis zum 16. Juni noch mit der geheimnisvollen Unbekannten zusammentreffen.

Maria gibt sich zu erkennen

Am 18. Februar es war die dritte Begegnung sprach sie die Müllerstochter zum ersten Mal an und gab sich als Gottesmutter Marias zu erkennen. Sie zeigte dem Kind eine geweihte Stelle, an der es nach einer Quelle graben sollte. Mit diesem heiligen Wasser, so Maria, könne viel Gutes getan werden. Weiter forderte sie Bernadette auf, zum Dorfpfarrer zu gehen. Er solle an der Stelle der Erscheinung eine Kirche errichten und die Gläubigen dazu anhalten dorthin zu pilgern. Für ihre Hilfe versprach Maria dem Mädchen ein besseres Leben in der jenseitigen Welt.

Unerklärliche Wunder

Zunächst zweifelten die Erwachsenen an den Erzählungen Bernadettes. Doch als sich an der Quelle die ersten wundersamen Krankenheilungen ereigneten, machte die unglaubliche Geschichte schnell im Dorf die Runde. Von überall her kamen die unheilbar Kranken, um von der Gottesmutter Beistand und Genesung zu erflehen. Bis heute sind unzählige Wunder geschehen, für die es keine wissenschaftliche Erklärung gibt.

Ein Leben für die Kirche

Für Bernadette, die den Stein ins Rollen gebracht hatte, veränderte sich das Leben durch die Erscheinungen grundlegend. Im Alter von 22 Jahren beschloss sie Nonne im Kloster Saint-Gilard zu werden und sich ganz in den Dienst Gottes und der heiligen Maria zu stellen. Nur 13 weitere Lebensjahre waren der tief gläubigen Ordensdame vergönnt. Doch der Schutz Marias begleitete Bernadette scheinbar auch nach ihrem Tode.

Unversehrte Bernadette

Nur so ließ es sich nach Ansicht der katholischen Kirche erklären, dass die Nonne 30 Jahre nach ihrem Dahinscheiden keine Spuren der Verwesung zeigte. Dieses Wunder kam deshalb ans Tageslicht, weil Bernadette selig gesprochen werden sollte. Geistliche öffneten ihren Sarg, um sie umzubetten und trauten ihren Augen nicht: Bernadette war unversehrt, nur ihr Leichentuch verrottet, das Sterbekreuz verrostet. Die meisten Gläubigen hegten keinerlei Zweifel an der Geschichte. Kritiker warfen dem zuständigen Bischof jedoch Betrug vor. Nur durch professionelle Mumifizierung direkt nach dem Tod ließ sich ein Körper über Jahrzehnte konservieren.

Die "Seherin von Lourdes"

Zweifler hegten den Verdacht, dass die Kirche dieses Wunder nur inszeniert hatte, um den Wallfahrtsbetrieb in Lourdes weiterhin zu rechtfertigen. Wahrscheinlich wird das Rätsel - auch im Interesse der Kirche - nie vollständig gelöst werden. Seit 1925 können sich die Wallfahrer ihr eigenes Bild machen. Die Seherin von Lourdes wie Bernadette im Volksmund genannt wird ruht in Ordenstracht gekleidet in einem gläsernen Sarg in der Klosterkirche von St. Gilard. Nur Gesicht und Hände sind von einer Wachsmaske überzogen.

Der Wallfahrtsort

Bald entstand bei der Grotte ein heiliger Bezirk. Mehrere großen Kirchen wurden errichtet, die Basilika der unbefleckten Empfängnis, eine Rosenkranz-Basilika, Krypta und ein Prozessionsplatz. Nach wir vor zieht der Ort Millionen von Pilgern an, darunter viele Kranke, die sich vom Wasser, dem Wunderheilungen zugesprochen werden, Hilfe versprechen.

Lourdes ist heute neben Fatima in Portugal der bedeutendste Wallfahrtsort der römisch-katholischen Kirche. An diese Erscheinungen soll auch der Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes erinnern, den die Katholische Kirche am 11. Februar feiert.

Nic/RR - 11.02.2008 / Grafik: wiw-Band 84 "Mumien"

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