Warum feiern wir Allerheiligen und Allerseelen?

Zwei besinnliche Gedenktage der Voradventszeit feiern wir am 1. und 2. November: Allerheiligen und Allerseelen. Seit über 1000 Jahren haben die beiden christlichen Feiertage einen festen Platz im Kirchenjahr.

Ursprünge im 4. Jahrhundert


Allerheiligen ist ein sehr alter katholischer Feiertag. Er geht auf einen Gedenktag zu Ehren aller heiligen Märtyrer im vierten Jahrhundert zurück. Lange gedachte man der Menschen, die für den christlichen Glauben ihr Leben ließen, am ersten Sonntag nach Pfingsten. Erst im achten Jahrhundert wurde der Festtag auf alle Heiligen ausgedehnt.

Foto: Statuen christlicher Märtyrer aus dem 20. Jahrhundert vor Westminster Abbey. Dargestellts sind Mutter Elizabeth von Russland, Martin Luther King, Jr., Erzbischof Oscar Romero sowie Pastor Dietrich Bonhoeffer.

Offizieller Feiertag ist Allerheiligen in Deutschland seit 835. Im 16. Jahrhundert verschob man das Fest auf den Herbst. Seit dieser Zusammenlegung mit Allerseelen ist Allerheiligen noch populärer.

Beten für die Verstorbenen

Allerseelen gibt es seit 998. Damals ordnete Abt Odilo von Cluny den 2. November als Gedenktag an, um für die armen Seelen Verstorbener zu beten, die im Fegefeuer Höllenqualen leiden. Nach katholischer Auffassung befinden sich alle Toten, die nicht gleich ins Paradies kommen, in diesem Zwischenzustand.

Hier werden sie gereinigt bevor sie in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen werden können. Der Termin verbreitete sich rasch, so dass Papst Johannes XVIII. das Allerheiligenfest 1006 offiziell einführte.

Seelenlicht für ewiges Leben


Bis heute hat sich der Charakter der beiden kirchlichen Feiertage deutlich gewandelt. Noch immer hält die katholische Kirche am 1. November morgendliche Messfeiern zu Ehren aller christlichen Heiligen und Märtyrer ab. Im Mittelpunkt steht jedoch die Auseinandersetzung mit dem Tod naher Angehöriger. Man geht auf den Friedhof, schmückt die Gräber und entzündet eine Kerze, die man Seelenlicht nennt. Sie symbolisieren das ewige Leben nach dem Tod.


Foto: Johannnisfriedhof, Nürnberg.

Die Geister der Toten

Gräbergänge am Nachmittag des Allerheiligenfestes sind seit dem 16. Jahrhundert belegt, haben aber wahrscheinlich eine noch ältere Tradition. Damals kamen die Menschen an Allerheiligen und Allerseelen in ihre Heimatdörfer zurück und besuchten das Grab ihrer Eltern. Wer sich allerdings in der Nacht zwischen den beiden Tagen auf dem Friedhof aufhielt, musste damit rechnen, von erzürnten Geistern getötet zu werden. Wer die Nacht überlebte, konnte angeblich alle Toten der nachfolgenden Jahre sehen.

Nic - 31.10.2002, aktualisiert: 29.10.07, lm. Fotos: Märtyrer: GNU: T. Taylor; Johannisfriedhof: Stadt Nürnberg, Kerze vor Kreuz: Tessloff Archiv.

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