Unter dem Mistelzweig

Über kaum eine andere Pflanze gibt es eine so umfangreiche Literatur wie über die Mistel. Die Sagen um den Mistelzweig reichen weit zurück in ein Zeitalter lange vor Christi Geburt.

Zum Abschuss freigegeben

Die Weihnachtsmistel ist ein immergrüner, kugelförmiger Busch von 60 bis 90 Zentimeter Durchmesser mit breiten, lederartigen Blättern. Die perlenartigen Beerchen sind etwa so groß wie Johannisbeeren und meist weiß oder gelblich. Die Misteln werden Anfang Dezember als Weihnachtschmuck gepflückt. Da man sie mit der Hand nicht erreichen kann, schießt man sie mit dem Gewehr herunter oder holt sie mit gabelförmigen Stangen vom Baum.

Widerstandsfähiges Pflänzchen

Die Weiße Mistel wächst auf Laubbäumen wie Pappeln, Birken, Apfel- und Ahornbäumen. Verbreitet wird die Pflanze ausschließlich durch Vögel. Sie bleibt von Insekten verschont, die Winde können ihr nichts anhaben, und sie ist sowohl gegen Winterfrost als auch gegen ausdörrende Hitze gefeit. In der Regel stirbt die Mistel erst, wenn der Wirtsbaum stirbt. So schätzten Förster das Alter einer Mistel, die auf einer Zeder wuchs, auf 400 Jahre.

Legenden und Mythen

Wie der Mistelzweig zum Weihnachtsgrün wurde, ist nicht bekannt. Seine Beeren reifen jedoch nur im Dezember, gerade rechtzeitig für die Weihnachtsbräuche.

Das Kussspiel

In England hat das Küssen unter dem MIstelzweig eine lange Tradition. Wer dort mit einem hübschen Mädchen oder einem netten jungen Mann unter dem Zweig steht, muss die Spielregeln streng beachten: Pflückt man eine Beere - ein Kuss; zwei Beeren - zwei Küsse. Wenn keine Beeren mehr da sind, ist Schluss mit der Küsserei!

Das Kussspiel geht nach der Theorie eines Historikers auf die Saturnalien im alten Rom zurück. Krieger, die unter einer Mistel im Wald zusammenstießen, schlossen für den Tag Waffenstillstand.

Holz für das Kreuz Christi

Nach einer anderen Legende soll die Mistel ursprünglich ein Baum des Waldes gewesen sein, der das Holz für das Kreuz Christi geliefert habe. Es heißt, dass der Baum vor Schmach auf seine jetzige Größe zusammengeschrumpft, sonst aber zum Wohltäter verwandelt worden sei, der auf alle Vorübergehenden Güte und Reinheit ausschüttet.


Tatsache ist jedenfalls, dass die Mistel sich vorzugsweise auf Apfelbäumen ansiedelt. Lange Zeit wurde die Pflanze wegen ihrer geheimnisvollen Zauberkräfte verehrt. Heute macht die Mistel als Weihnachtsschmuck Karriere.

20.12.02/sw

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