Seit wann schmückt man den Weihnachtsbaum?

Das Basler Puppenhausmuseum ging vor einiger Zeit der Frage nach, warum wir eigentlich einen Baum zu Weihnachten schmücken. Wie kam man denn überhaupt dazu, einen Baum zu schmücken und ins Haus zu stellen? Und was hat das alles mit Weihnachten zu tun?


Die Fotos zeigen die Christbaumspitzen der damaligen Basler Ausstellung.

Heiliges Holz der Germanen

Unsere germanischen Vorfahren wussten noch nichts von Weihnachten im christlichen Sinne. Zur selben Zeit feierten sie ein anderes Fest: die Mittwinter- oder Sonnwendfeier. Um den 22. Dezember herum, den kürzesten Tag des Jahres verbrannten sie Holzblöcke oder Holzräder, die ihnen heilig waren und von denen sie sich Schutz erhofften. Die Asche streuten sie auf ihre Felder und in ihre Ställe. Sie sollte Fruchtbarkeit garantieren und vor Krankheiten schützen.

Bäume waren nämlich schon zu dieser Zeit ein Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Ganz besonders galt das für die immergrünen unter ihnen, die Nadelbäume. Sie betrachtete man als "Fortdauer des Lebens".

 

Immergrün im alten Rom

 

Glasspitze um 1910/1920

Auch die Römer schätzten die Symbolik des Immergrüns. Zu bestimmten Festen verschenkten sie aus Zweigen geflochtene Kränze, die ihrem Empfänger Schutz und Glück bescheren sollten.

 

Der Baum des Lebens

 

Als das Christentum sich ausbreitete, wurde die Baumsymbolik übernommen und in Verbindung mit dem Baum des Lebens im Paradies gebracht, der ewiges Leben verleiht.

Der Weg zum Geburtstagskind des Weihnachtstages war nicht mehr weit: da Jesus durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat, ermöglicht er auch den Menschen ein ewiges Leben. Ein alter Brauch wurde damit christlich umgedeutet.

Der Weihnachtsbaum kommt unter die Leute

Engelglasspitze um 1920/30

Während die Lebensbaum-Symbolik zunächst nur in den Klöstern bekannt war, verbreitete sich der Brauch, vor Unheil schützende grüne Zweige am Haus anzubringen, seit dem 13. Jahrhundert auch im Volk. Schon um 1350 war es erlaubt, in der Weihnachtszeit eine bestimmte Anzahl von Zweigen aus dem Wald zu holen. Von den Zweigen zum ganzen Baum war es nun kein weiter Weg mehr.

Erster Christbaumschmuck

Da das "Feierliche" des Tages klar gezeigt werden sollte, war der nächste Schritt ein geschmückter Baum. Historische Quellen belegen, dass bereits um 1419 die Bäckerknechte in Freiburg im Breisgau einen Baum mit Obst, Oblaten, Nüssen und Lebkuchen verzierten.  Entlang des Oberrheins verbreitete sich dieser Brauch rasch, sodass der geschmückte Baum am Weihnachtstag als Symbol des Lebens in Elsass und in Baden häufig zu sehen war.

 

Heidnisch oder christlich?

 

Glasspitze mit Lametta um 1920


 

Zur gleichen Zeit wurden erste Stimmen lauf, die den Weihnachtsbaum als heidnisches Überbleibsel bekämpften. Martin Luther setzte sich jedoch für das Beibehalten des immergrünen Baumes ein.

 

 

Mit der Verbreitung der lutherischen Lehre wurde damit auch der Weihnachtsbaum in ganz Deutschland bekannt. Von dort aus hielt er Einzug in ganz Westeuropa und mit den europäischen Auswanderern in Nord- und Südamerika.

Um 1840 ließ Königin Victoria einen der ersten britischen Weihnachtsbäume schmücken - nachdem sie sich mit ihrem deutschen Mann vermählt hatte. Ab 1870 wurde der Baum in Frankreich Mode. Nach Nordamerika kam der Brauch um 1700.

Womit schmücken eine Geschmacksfrage

Nikolaus-Glasspitze mit Engelshaar.

Zunächst verwendete man als Weihnachtsschmuck das, was man gerade zur Verfügung hatte. Eine Überlieferung aus dem Jahr 1597 aus Basel besagt, dass der Baum mit Äpfeln und Käse dekoriert wurde. Essbarer Schmuck war besonders bei den Armen und Kindern beliebt, war es doch üblich, den Baum zu plündern.

 

Um 1650 wurde an den Fürstenhöfen bereits Zuckerwerk, Puppen, Kleider und Silberschmuck an den Baum gehängt. Solche Kostbarkeiten konnte sich das einfache Volk natürlich nicht leisten. Daher kamen selbstgebastelte Dekorationen in Mode.

 

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden auch neue Industriezweige, die Christbaumschmuck nun maschinell herstellten. Von Glaskugeln über Schmuck aus Papiermaché und Krepp bis hin zu Lametta waren der Fantasie nun keine Grenzen mehr gesetzt.

 

Weihnachten auf die Spitze getrieben - die Christbaumspitze

 

Gablonzer Christbaumspitze um 1920.



Zur Vollendung des Weihnachtsbaumes diente zunächst, wenn überhaupt, nur eine Kerze. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich dafür aber eigens angefertigte Dekorationsartikel durch: die Christbaumspitzen.

 

Manche Regionen hatten typische "Spitzenprodukte": so kam der Hahn aus der Pfalz, der Nürnberger Rauschgoldengel aus der Lebkuchenstadt und die Glasspitze aus der tschechischen Glasstadt Gablonz.

 

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts kamen gläserne Christbaumspitzen in Mode, die in ihrer Form an preußische Pickelhauben erinnerten und mundgeblasen waren. Bis etwa 1960 entwickelte sich eine Vielfalt an Christbaumspitzen, die etwa Engel, Sterne oder Nikoläuse darstellen und aus vielen verschiedenen Materialien von Pappe bis Porzellan bestanden.

Text: lm 11.12.06 / aktualisiert 11.12.2008; unter Verwendung der Pressemitteilung des Puppenhausmuseums,

www.puppenhausmuseum.ch

- Fotos: Puppenhausmuseum Basel, Vorschaubild: GFDL.

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