Paul Gerhardt der Popstar der Kirche

Paul Gerhardt lebte in einem Jahrhundert voller Krieg, Seuchen und Hunger. Trotzdem sind seine Lieder wie "Die güldne Sonne", oder "Geh' aus mein Herz und suche Freud'" voller Lebensfreunde und Hoffnung auf Gottes Hilfe. Bis heute gehören sie zu den am meisten gesungenen Kirchenliedern.

Ein hartes Leben

Paul Gerhardt wird wahrscheinlich am 12. März 1607 in der Ortschaft Gräfenhainichen in Sachsen geboren. Vielleicht ist der 12. März aber auch sein Tauftag. Die Urkunden geben darüber keine genaue Auskunft.

In Gerhardts Lebenszeit fällt der gesamte 30jährige Krieg, der von 1618 bis 1648 ganz Deutschland verwüstete und einem erheblichen Teil seiner Bewohner den Tod brachte. Auch Hungersnöte und Seuchen, wie beispielsweise die Pest waren zu dieser Zeit an der Tagesordnung. Gerhardts Elternhaus wird von den Soldaten 1637 zerstört, sein Vater stirbt, als der Sohn zwölf Jahre ist. Die Mutter zwei Jahre später.

Gerhardt studiert evangelische Theologie und wird 1642 Hauslehrer in Berlin. Die Tochter des Hauses heiratet er 1655. Zu diesem Zeitpunkt ist Gerhardt schon 47 Jahre alt und mittlerweile Pfarrer. In der Berliner Nicolaikirche, in der er ab 1657 seinen Dienst tut, lernt er die Kantoren Johann Crüger und Johann Georg Ebeling kennen, die alle seine Liedtexte vertonen werden. 

Gerhardt und seine Frau Anna Maria bekommen fünf Kinder. Doch nur ein Sohn, Paul Friedrich wird erwachsen. Die anderen Kinder sterben im Säuglingsalter.

Der brandenburgische Landesvater, Kurfürst Friedrich Wilhelm, der selbst an die calvinistische Lehre glaubt, will durchsetzen, dass die evangelisch-lutherischen Pfarrer seines Landes den calvinistisch-reformierten Glauben in ihren Predigten nicht mehr angreifen. Wer Friedrich Wilhelms Erlass nicht unterschreibt, wird kurzerhand seines Amtes enthoben so auch Paul Gerhardt. Wie viele andere lutherische Theologen seiner Zeit, hält auch er den Calvinismus für Ketzerei und nicht vereinbar mit seinem Glauben. So kommt es dazu, dass Gerhardt 1666, im Alter von 59 Jahren, arbeitslos wird.

1668 trifft ihn mit dem Tod seiner Frau ein weiterer Schicksalsschlag. Ein Jahr später gelingt es Gerhardt, in Lübben, das außerhalb des Einzugsgebietes von Kurfürst Friedrich Wilhelm liegt, wieder eine Pfarrstelle zu bekommen. Bis zu seinem Tod am 27. Mai 1676 versieht er hier seinen Dienst.

Lieder voller Zuversicht

Paul Gerhardt schreibt fast sein ganzes Leben lang Gedichte. Viele von ihnen haben konkrete Anlässe wie Hochzeiten oder Begräbnisse. Am bekanntesten werden jedoch seine Kirchenlieder. Schon 1647 werden 18 von ihnen in das Berliner Gesangbuch aufgenommen und bald im ganzen deutschsprachigen Raum gesungen.

Noch zu Gerhardts Lebzeiten finden seine Lieder internationale Verbreitung und werden. Übersetzt in die jeweiligen Landessprachen sind sie in vielen Teilen Europas bekannt. Später gelangen sie mit den Missionaren sogar nach Afrika und Asien. Nicht nur in lutherischen Gemeinden singt man sie, sondern auch Gerhardts persönlichen Problemen zum Trotz in calvinistisch-reformierten Gottesdiensten und in anderen Konfessionen.

Noch heute finden sich mehr als 25 von ihnen im Evangelischen Gesangbuch. Und sie gehören zu den am meisten gesungenen Lieder in evangelischen Gottesdiensten.

Was sie so dauerhaft macht: Aus Gerhardts Liedern spricht immer die Hoffnung auf einen Gott, der den Menschen zwar auf der Erde kein Leid erspart, sie aber letztlich erlöst. Deshalb trösteten sie in den vergangenen vier Jahrhunderten immer wieder Menschen, denen es schlecht ging.

Als etwa 100 Jahre nach Gerhardts Tod einige Theologen die Texte altmodisch fanden und sie in verbesserter Version im neuen Gesangbuch drucken ließen, kam es zu tumultartigen Szenen. Das Volk protestierte. Es wollte seine alten Paul-Gerhardt-Songs wieder haben. Und die bekam es schließlich auch.

Auch wenn die Lieder in unseren Ohren nicht gerade nach Nummer 1 Hits klingen zu ihrer Zeit waren sie das. Und bis heute haben sie sich, trotz ihrer altmodischen Worte, einen ganz besonderen Zauber erhalten. Hier könnt ihr die ersten Strophen einiger Lieder lesen:

Geh aus, mein Herz, / und suche Freud

Geh aus, mein Herz, / und suche Freud / In dieser lieben Sommerzeit / An deines Gottes Gaben; / Schau an der schönen Gärten Zier / Und siehe, wie sie mir und dir / Sich ausgeschmücket haben.

 

 

Die güldne Sonne / voll Freud und Wonne

Die güldne Sonne / voll Freud und Wonne / bringt unsren Grenzen / mit ihrem Glänzen / ein herzerquickendes, liebliches Licht. / Mein Haupt und Glieder, / die lagen darnieder; / aber nun steh ich, / bin munter und fröhlich, / schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

Befiehl du deine Wege

Befiehl du deine Wege  / und was dein Herze kränkt / der allertreusten Pflege / des, der den Himmel lenkt. / Der Wolken, Luft und Winden / gibt Wege, Lauf und Bahn, / der wird auch Wege finden, / da dein Fuß gehen kann.

Ich steh' an deiner Krippen hier (Weihnachtslied)

Ich steh an deiner Krippen hier, / o Jesu, du mein Leben; / ich komme, bring und schenke dir, / was du mir hast gegeben. / Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, / Herz, Seel und Mut, nimm alles hin / und lass dir's wohl gefallen.

Hier die offizielle Website zum 400. Geburtstag von Paul Gerhardt.

Die kompletten Texte und Noten aller Lieder von Paul Gerhardt findet ihr hier.

Text: lm 12.03.07, Bild: GFDL.

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