Papst Paul VI.

Papst Paul VI. verfasste eine bedeutende so genannte Sozialenzyklika. Darin ruft er die Menschen in den Industrienationen dazu auf, sich für Entwicklungshilfe in ärmeren Ländern einzusetzen. Es war die erste Enzyklika, die sich ausschließlich mit der Entwicklung der ärmeren Ländern auf der Welt befasste.

Wer war Papst Paul VI.?

Giovanni Montini wurde im italienischen Brescia geboren. Er studierte in Mailand und Rom Jura und Theologie. In beiden Fächern erwarb er den Doktorgrad.

Zunächst war er enger Mitarbeiter von Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. Der schickte ihn unter anderem nach Mailand, wo Montini seelsorgerisch tätig war. Außerdem spendete er für den Bau von Kirchen sein Privatvermögen.

Papst Paul VI. wurde 1963 zum Papst gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1978 aus. Er wurde bekannt für seine Reformen innerhalb der katholischen Kirche aber auch für seinen Dialog zwischen den christlichen Konfessionen.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit tat er etwas Außergewöhnliches: er bat die nicht-katholischen Christen um Vergebung für die Mitschuld der katholischen Kirche an den Kirchenspaltungen. In den eigenen Reihen machte er sich damit nicht nur Freunde.

Paul VI. setzte sich auch besonders für die Kirchen in den Entwicklungsländern ein. Er erkannte, dass es wichtig ist, die Armut in diesem Ländern zu bekämpfen um Frieden in der Welt zu schaffen. Reisen nach Lateinamerika, Afrika, Jordanien und Indien führten ihm die Not der Menschen in den unterschiedlichsten Regionen der Welt direkt vor Augen.

1965 sprach er vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen und mahnte die Vertreter aller Nationen, Frieden zu schaffen. Seine Sozialenzyklika, die im Jahr 1967 erschien, befasste sich genau mit diesem Thema.

Er schaffte außerdem den "Index Librorum Prohibitorum" ab, die Liste der von der katholischen Kirche verbotenen Bücher. Vorher wurde ein Katholik exkommuniziert, wenn er eines der darauf befindlichen Bücher las.

Was ist eine Enzyklika?

Das Wort Enzyklika kommt vom griechischen Enkyklikos, was im Kreis laufend bedeutet. Es handelt sich also um ein Rundschreiben des Papstes  an alle Bischöfe. In den meist auf Latein abgefassten Schriften wird die Lehrmeinung der katholischen Kirche zu einer bestimmten Frage, die den Glauben, die Kirche oder auch die Gesellschaft betrifft, erläutert.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts (Papst Pius IX.) wurden sehr viele Enzykliken herausgegeben, die sich immer öfter auch mit gesellschaftlichen Problemen wie z. B. Armut und Krieg beschäftigten. Der Titel von Enzykliken besteht in der Regel aus ihren ersten Wörtern. So lautet die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. Deus caritas est, Gott ist Liebe.

Frieden auf Erden auch eine Frage der wirtschaftlichen Gerechtigkeit

Unter dem Titel "Populorum progressio" (Die Entwicklung der Völker) machte er deutlich, dass die ehemaligen Kolonien die in dieser Zeit nach und nach in die Selbstständigkeit entlassen wurden, vor großen Problemen stünden. Armut, Ausbeutung durch die Kolonialherren und der Hass zwischen den verschiedenen Volksgruppen erzeuge Kriege und Not. Er prangerte die Umweltzerstörung an, die in diesen Ländern betrieben würde und wies darauf hin, dass die Industrienationen ihre Augen vor den Bürgerkriegen in den Entwicklungsländern nicht verschließen dürften.

Er erklärte, dass niemand ein Recht darauf habe, sein Privateigentum auf Kosten Ärmerer zu vermehren. Im Gegenteil solle man seinen Reichtum dafür einsetzen, dass auch die Menschen in den Entwicklungsländern ein menschenwürdiges Dasein hätten, und bald in der Lage wären, die wirtschaftliche Situation ihrer Länder selbst zu verbessern. Bekämpfung von Hunger, Seuchen und die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten wären dafür von großer Bedeutung.

Die Enzyklika richtete sich übrigens nicht nur an die Katholiken auf der ganzen Welt, sondern auch an alle Menschen guten Willens. Auch nach 40 Jahren ist sie immer noch aktuell, denn leider ist die Lage in vielen ehemaligen Kolonien immer noch sehr schlecht. Neue Seuchen, allen voran AIDS werfen sogar die Länder wieder zurück, die bereits große Fortschritte gemacht hatten. Auch heute versprechen Regierungsvertreter häufig Geld für Entwicklungshilfe, zahlen dann aber nicht oder nur teilweise. 

Den deutschen Text der Enzyklika könnt ihr hier lesen.


Mehr über die Päpste erfahrt ihr im neuen WAS IST WAS Band 123 Päpste. Von der Entstehung des Papsttums bis zu den Päpsten unserer Zeit könnt ihr hier viel geschichtliches lesen. Aber auch ganz praktische Fragen wie der Tagesablauf des Papstes, die Papstwahl oder Papstreisen kommen zur Sprache. Der Vatikan als kleinster Staat der Welt wird vorgestellt und auch die dunklen Stunden der Papstgeschichte wie z. B. die Inquisition bleiben nicht außen vor. 

LM - 26.09.07.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt