Papst Hadrian VI. letzter deutscher Papst vor Benedikt XVI.

Vor 485 Jahren wurde Hadrian VI. zum Papst gewählt. Er war vor unserem heutigen Benedikt XVI. der letzte deutsche Papst. Nach ihm bekleideten fast 500 Jahre lang nur Italiener das höchste kirchliche Amt. Erst der Vorgänger von Joseph Ratzinger, Papst Johannes Paul II., der aus Polen stammte, beendete 1978 diese Reihe.

Die Zeit der Reformation

Bild: Papst Hadrian VI. auf einem Gemälde aus dem 16. Jahrhundert von Jan van Scorel.

Hadrian VI. wurde in einer für die katholische Kirche sehr brisanten Phase zum Papst gewählt. Es war die Zeit der Reformation. 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht und darin gegen unchristliche Bräuche in der Kirche, wie beispielsweise den Ablasshandel protestiert. Eigentlich wollte er damit eine innerkirchliche Veränderung herbeiführen. Doch daraus wurde nichts. Papst Leo X., Hadrians Vorgänger, verurteilte Luther als Ketzer und aus der Reformation entstand eine eigene Kirche.

Hadrians Vorgeschichte

Mit Hadrian VI. kam 1522 ein wissenschaftlich denkender Theologe, kein Kirchenpolitiker auf den Heiligen Stuhl. Vorher war Hadrian mit bürgerlichem Namen Adriaan Florisz Boeyens als Theologieprofessor in den Niederlanden sowie Bischof und Inquisitor in Spanien gewesen.

Außerdem unterrichtete er eine Zeit lang den niederländischen Prinzen Karl, den späteren Kaiser Karl V. Hadrian wirkte darauf hin, dass der Kaiser zu einem Feind Luthers wurde und ihn auf dem Reichstag in Worms 1521 ächtete, das heißt, ihm alle Rechte entzog.

Eigentlich vertrat Hadrian VI. aber sehr ähnliche Ansichten wie Luther. Auch er war von der angeblichen Unfehlbarkeit des Papstes nicht überzeugt und sagte das auch öffentlich. Gegen die Unsitte des Ablasshandels wollte auch er einschreiten.

Hadrians eigene Reform.... gescheitert

Hadrians Papstwappen.

Kaum war Hadrian zum Papst gewählt, unternahm er erste Schritte, um die Kirche zu erneuern. Zu dieser Zeit konnte man nicht nur die Vergebung der Sünden (Ablass), sondern auch kirchliche Ämter kaufen. Mit Glaube hatte das nichts mehr zu tun. Doch die Kirche verdiente auf diese Weise viel Geld und genau das wurde Hadrian zum Verhängnis.

Seine Berater beschworen ihn, alles beim Alten zu lassen, da der Kirche sonst ein großer Teil ihrer Einkünfte verloren gehen würde. Und obzwar Hadrian ein brillanter theologischer Denker und Wissenschaftler war im Taktieren und Ausüben von Macht hatte er kein Geschick. So schaffte er es nicht, sich durchzusetzen.

Hadrian hatte gehofft, durch seine Erneuerung der lutherischen Reformation den Boden zu entziehen und die bereits lutherisch gewordenen Regionen vor allem in Deutschland - zur Umkehr in die katholische Kirche zu bewegen. Allein von seinem guten Willen, der zu keinem Ergebnis führte, ließ sich jedoch niemand überzeugen und so machten sich die evangelischen deutschen Fürsten nur über den Papst lustig.

Nach eineinhalb Jahren im Amt starb Hadrian im September 1523 ob an Krankheit oder an Gift bleibt ungewiss, ohne irgendeinen seiner Reformpläne durchgesetzt zu haben.

Warum war Hadrian ein deutscher Papst?

Hadrian wurde am 2. März 1459 in Utrecht in den heutigen Niederlanden geboren. Damals gehörte dieses Gebiet zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Somit wird er gleichzeitig als deutscher und als (einziger) holländischer Papst betrachtet.

Papst-Statistik

Foto rechts: Papst Benedikt XVI.

Die Mehrheit der bisher 304 Päpste (inklusive Gegenpäpste) kam aus Italien. Insgesamt 238 von ihnen stammten aus diesem Land. An Platz zwei wird Italien von Frankreich gefolgt mit 19 Päpsten. Danach kommen Griechenland mit 15 und Deutschland mit 8 Päpsten.


Foto links: Papst Johannes Paul II. (gestorben 2. April 2005)

Die ersten sechs deutschen Päpste amtierten im Wechsel mit Päpsten aus anderen Ländern zwischen 996 und 1058. Nach dem Tod Hadrians VI. folgten 45 Italiener auf dem Heiligen Stuhl bis 1978 der Pole Karol Wojtya als Papst Johannes Paul II. gewählt wurde. Sein Nachfolger ist Benedikt XVI., der aus Deutschland stammt.



Links:

 

Mehr über die Päpste und den Vatikan erfahrt ihr hier. 

Eine Liste der deutschen Päpste findet ihr hier. 

Ende Februar 2007 erscheint der neue WAS IST WAS Band 123 Päpste.

Text: lm - 05.01.2007

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