Fragen rund ums Osterfest

Die Passionszeit und das sich anschließende Osterfest sind im christlichen Kirchenjahr wichtige Abschnitte. Wir kennen den Palmsonntag, den Gründonnerstag oder den Karfreitag. Doch warum haben sie besondere Namen und woher kommt eigentlich der Ausdruck "Ostern"?

Wann beginnt die Fastenzeit?

In der Passions- oder Fastenzeit (lateinisch "passio" bedeutet Leiden, Krankheit, Erdulden) wird an das Leiden und Sterben von Jesus Christus erinnert. Sie beginnt gleich nach Fasching mit dem Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Vom Aschermittwoch an sind es 40 Tage bis Ostern.

Wozu fasten?

Christliche Fastentraditionen erinnern an die vierzig Tage und Nächte, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbrachte und fastete. Viele Menschen einer aktuellen Umfrage zufolge jeder fünfte Deutsche - verzichten in der Fastenzeit auf bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel wie Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten oder Fleisch.

Andere schränken ihren Fernsehkonsum oder ihre Zeiten am Computer ein oder lassen die Flimmerkisten gleich ganz aus. Während viele einfach mal sehen wollen, ob sie auch ohne auskommen, geht es anderen darum, bewusst aus gewohnten Bahnen auszubrechen. Die Fastenaktion der evangelischen Kirche 2012 hat das ungewöhnliche Motto Gut genug". Der Anreiz soll sein, auch mal den persönlichen Ehrgeiz ruhen zu lassen und eine Pause vom ständigen Perfektionismus zu machen.    

 

Gab es das Osterfest schon vor dem Christentum?

 

Ostern ist das älteste christliche Fest. Es ist aus der christlichen Umdeutung des jüdischen Passahfestes hervorgegangen. Seit dem 2. Jahrhundert wird es jährlich zum Gedächtnis des Todes und der Auferstehung von Jesus gefeiert.

Der Name selbst leitet sich von der germanischen Göttin Eostrae ab. Sie wurde als Frühlingsgöttin verehrt und zum Frühlingsfest feierte man das zunehmende Tageslicht. Im frühen Christentum wurde dann das Fest zur Auferstehung im Mittelhochdeutschen schon osteren genannt. 

 


Wie beginnt die Karwoche?

 

In der Passionszeit ist die Passionswoche oder auch Karwoche (althochdeutsch "chara" bedeutet Wehklage, Trauer) besonders wichtig. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, dem letzten Sonntag vor Ostern. An diesem Tag wird an den Einzug von Jesus in Jerusalem gedacht. Er wollte mit seinen Freunden dort das jüdische Passahfest feiern. Ihm zu Ehren streuten die Menschen Palmenzweige auf den Boden.

 

Wofür steht die Farbe Grün?


 

Daher kommt auch unser Brauch zum Beispiel mit Palmkätzchen, Immergrün- oder Haselzweigen die Wohnung zu schmücken. Gründonnerstag ist der Tag vor der Kreuzigung. Man vermutet, dass der Name sich von Greindonnerstag (Greinen oder Weinen) zu Gründonnerstag gewandelt hat. Trotzdem findet sich die Farbe Grün in vielen Sachen. Zum Beispiel wurden früher grüne Messgewänder getragen, und noch heute wird häufig etwas Grünes gegessen. Bekannt ist die Sieben- oder Neunkräutersuppe und der Eintopf aus Nesseln und Grünkohl.

Was war das letzte Abendmahl?

Das Gemälde "Das letzte Abendmahl" stammt von Leonardo da Vinci.

Am Tag vor seiner Kreuzigung nahm Jesus mit seinen Jüngern auch das letzte Abendmahl ein. Er bereitete sie damit schon auf seinen Tod vor. Daran erinnern die Einsetzungsworte, die vor jedem Abendmahl (so heißt es in der evangelischen Kirche) beziehungsweise jeder Kommunionsfeier (so sagt man in der katholischen Kirche) gesprochen werden:

Der Herr Jesus in der Nacht, als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr des Herrn Tod, bis er kommt.

 


Was hat es mit dem Osterlamm auf sich?

 

Jesus hat mit seinen Jüngern am Gründonnerstag auch das Passahlamm verzehrt. In der jüdischen Religion wurde zum Passahfest ein Lamm geschlachtet, um an den Auszug der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten zu erinnern.

Damals forderte Gott die Israeliten auf, das Blut eines fehlerlosen Lammes an die Türpfosten ihrer Häuser zu streichen, um dem Todesengel, der durch die Straßen ging, anzuzeigen, dass er hier niemanden töten durfte. Während die erstgeborenen Söhne und Tiere der ägyptischen Familien starben, wurden die Israeliten verschont.

Das Osterlamm verweist nun darauf, dass Jesus wie das Passahlamm unschuldig gestorben ist, um die Menschen vom Tod zu erlösen. Bei uns gibt es häufig das Osterbrot in Form eines Lammes. Oder auch kleine Kuchen in Lammform. Häufig trägt es eine Siegesfahne als Zeichen der Auferstehung.

Was bedeutet Karfreitag?


Karfreitag ist der Todestag von Jesus Christus. An diesem Tag wurde Gottes Sohn verurteilt, gekreuzigt und in Jerusalem beerdigt. Besinnlichkeit, Stille und strenges Fasten zeigen die Trauer. In der Kirche wird keine Orgel gespielt, auf Blumenschmuck und Kerzen wird meist verzichtet. Traditionell rufen statt der Kirchenglocken die Kinder mit hölzernen Ratschen und Stöckeschlagen zum Gottesdienst.

Foto: Karfreitagsprozession in Stuttgart-Bad Cannstatt.



Wie feiert man die Osternacht?


 

Am Spätnachmittag des Karsamstag oder aber in der Nacht zu Ostersonntag brennt an manchen Orten vor der Kirche das Osterfeuer. In der Nacht oder am frühen Sonntagmorgen wird vielerorts die Osternacht gefeiert. Häufig beginnt der Gottesdienst in der dunklen Kirche. Die Osterkerze, die neben dem Altar steht, wird am Osterfeuer angezündet und von dieser erhalten alle anderen Kerzen in der Kirche ihr Licht. Die Kerze symbolisiert Jesus Christus. Das Licht, das von ihm ausgeht, vertreibt die Dunkelheit, so wie seine Auferstehung den Tod besiegt.

Am Ende des Gottesdienstes wird zum ersten Mal seit Gründonnerstag die Orgel gespielt und die Glocken läuten wieder. Das ist auch das Zeichen für das Ende der Fastenzeit. 

 


Wann beginnt die Osterzeit?

 

In der Nacht vom Karsamstag zum Ostersonntag beginnt die Osterzeit. Sie dauert bis zum Himmelfahrtstag. Am Ostersonntag wird die Auferstehung von Jesus in festlichen Gottesdiensten gefeiert. Nach dem Neuen Testament fand sie am ersten Tag der Woche nach dem Passafest statt.

Ostersonntag wird jedes Jahr an dem Sonntag gefeiert, der nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang liegt. Das jüdischen Passahfest allerdings findet genau am ersten Vollmondtag nach Frühlingsanfang statt. Früher war der Ostersonntag auch der Haupttauftag des ganzen Jahres.


Bild: Die Frauen kommen zum leeren Grab - Jesus ist auferstanden. Das Bild stammt vom italienischen Künstler Fra Angelico.

 


Weißer Sonntag

 

Der Ostermontag unterstreicht als zweiter Feiertag die Wichtigkeit des Festes. Der Weiße Sonntag ist der erste Sonntag nach Ostern. In vielen Gegenden gehen die Kinder an diesem Tag zur Kommunion oder Konfirmation. Die weiße Farbe der Kleider, Kerzen, Schleier und Blumen der Kommunionskinder steht für die Reinheit und Unschuld von Jesus und derer, die die Kommunion empfangen.

 

Text: 06.04.09: Heike Herrmann, Liane Manseicher. Fotos: Karfreitagsprozession in Stuttgart-Bad Cannstatt: enslin: cc-by-sa 2.0; Osterkerze: scv.osb: cc-by-sa; Kruzifix: Tessloff Archiv; Letztes Abendmahl: Leonardo da Vinci: pd; Gemälde Auferstehung: Fra Angelico; Kirchenfenster: Jesus trägt Kreuz: Tessloff Archiv.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt