Das Ende der Inquisition

Im spanischen Valencia richtete die Inquisition am 31.7.1826 den letzten "Ketzer" gegen den römisch-katholischen Glauben hin. Erst 1870 wurde sie auch im Vatikan abgeschafft. Hier erfährst du mehr über einen der dunkelsten Abschnitte der Kirchengeschichte.

Was ist die Inquisition?



Inquisition heißt wörtlich übersetzt (gerichtliche) Untersuchung. Im Mittelalter war die Inquisition eine Art Behörde. Diese Behörde hatte die Aufgabe, Ketzer (Andersgläubige bzw. Glaubensabweichler) zu verfolgen und vor ein Gericht zu stellen.



Ketzerei stand bereits im frühen Christentum unter Strafe. Wurde jemand der Ketzerei beschuldigt, wurde er von der religiösen Gemeinschaft ausgeschlossen (exkommuniziert). Erst im Mittelalter, als das Christentum die Staatsreligion war, haben auch Staaten aktiv in die Verfolgung von Ketzern eingegriffen.

Die Anfänge der Inquisition



Die Inquisition begann, als Papst Innozenz III. Strafgesetze erließ. Diese sollten ursprünglich innerkirchliche Missstände beseitigen, wurden jedoch später fester Bestandteil der kirchlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit.



Die eigentliche Inquisition begann, als Papst Gregor IX. im Jahr 1231 die Schrift Excommunicamus (wörtlich übersetzt: wir exkommunizieren) erließ. Er schlug bei der Bekämpfung der Ketzerei neue Wege ein. So sollten nun vom Papst persönlich auserwählte Personen gezielt nach Ketzern suchen und diese vor ein Gericht stellen.



Als die evangelische Kirche im 16. Jahrhundert als eine neue christliche Glaubensrichtung entstand und die Inquisition diese mit ihren Mitteln nicht erfolgreich bekämpfen konnte, musste der Vatikan darauf reagieren. Die katholische Kirche entschloss sich 1542 dazu, eine apostolische Verfassung zu erlassen.



Die Folge war, dass die sogenannte Kongregation für Inquisition (auch römische und weltweite Inquisition genannt) gegründet wurde. Dies war eine Behörde der Kirche zum Schutz vor abweichenden Glaubensvorstellungen.

Die katholische Kirche beabsichtigte damit vor allem ihre eigene Lehre von der protestantischen abzugrenzen. Die Idee war es, die Kirche neu zu organisieren und die Inquisition auch auf die spanischen und portugiesischen Kolonien auszuweiten, indem man ein Gericht schuf, das im gesamten katholischen Einflussbereich wirken durfte.


Wer war Ketzer?



Ketzer war jeder Andersgläubige, wer also einen Glauben vertrat, der von den Lehren der römisch-katholischen Kirche abwich. So wurden beispielsweise zum Christentum konvertierte Juden und Muslime, denen vorgeworfen wurde, sie würden ihren ursprünglichen Glauben weiterhin ausüben, der Ketzerei beschuldigt.

Auch Hexen, andere christliche Strömungen und Naturwissenschaftler, wie beispielsweise Galileo Galilei, wurden angeklagt und verurteilt. Mehr über Galileo erfährst du in einem anderen Artikel, der unter diesem Text verlinkt ist.



Wie wurden Ketzer bestraft?

Ketzer, die ihrer Ketzerei vor der Inquisition abschworen, bekamen milde Strafen. So mussten sie beispielsweise das Ketzerkreuz tragen, ein gelbes oder blaues Kreuz, welches auf das Gewand genäht wurde.




Schworen Ketzer ihrem Irrglauben nicht ab, wurden sie in der Regel am Scheiterhaufen verbrannt. Auch die Folter war erlaubt, allerdings unter dem Zusatz, dass dabei kein bleibender Schaden beim Betroffenen entstehen durfte. Wer einen Ketzer unterstützte, wurde ebenfalls mittels Geldstrafen, der Zerstörung des Hauses oder mit dem Tod bestraft.

Das Ende der Inquisition und die Kongregation für die Glaubenslehre



Erst am 31. Juli 1826 wurde das letzte Todesurteil der Inquisition in Valencia vollstreckt.



Abgeschafft wurde die Inquisition nur langsam im Lauf des 19. Jahrhunderts (1834 in Spanien, 1859 in Italien und 1870 im Vatikan).

Allerdings bestand die Kongregation für Inquisition weiterhin.

Diese wurde sowohl 1908, als auch 1965 erneuert und in Kongregation für die Glaubenslehre unbenannt.

Diese Glaubenskongregation gibt es noch heute. Sie hat die Aufgabe, die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und zu schützen.

Von 1981 bis 2005 wurde diese Institution unter anderem von dem heutigen Papst Benedikt XVI. geleitet.

Wollt ihr mehr über die Geschichte der Päpste, den Tagesablauf von Papst Benedikt XVI. oder die Papstwahl erfahren? Hier findet ihr Antworten: WAS IST WAS Band 123 Päpste.


Text: RR, Stand 22. 7. 2011, Foto: www.wikipedia; Manfred Richter.

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