Astrologie: Der Blick in die Sterne

Unsere Zukunft liegt in den Sternen. Davon sind Astrologen schon seit Jahrtausenden überzeugt. Anhand von Planetenkonstellationen erstellen sie aussagekräftige Horoskope, von denen sich noch heute so manche Monarchen und Politiker leiten lassen. Wir erklären euch, wie diese Wissenschaft entstanden ist und was es mit den Tierkreiszeichen auf sich hat.

Wenn wir nachts ans Firmament schauen, dann sehen wir die Nachbarsonnen so, als würden sie sich nie bewegen. Sie scheinen fix am Himmel zu stehen und werden deshalb auch Fixsterne genannt. Sie bilden mit anderen Himmelskörpern immer die selben Figuren und Muster, die so genannten Sternbilder. Wenn man zwischen den einzelnen Sternen Linien zieht, so kann man manche von ihnen besonders gut erkennen,  z.B. Skorpion und Krebs.




Wurzeln in der Antike

Schon vor Jahrtausenden haben die alten Völker wie Ägypter, Griechen und Babylonier diese Figuren am Himmel beobachtet und sie nach Tiere, Helden und Göttern benannt. Als Ursprungsland der Astrologie gilt Mesopotamien (der heutige Irak), wo schon die Sumerer im 4. Jahrtausend vor Christus diese Wissenschaft betrieben. Wie in allen Hochkulturen spielte die Beobachtung der Sterne eine wichtige Rolle und lag deshalb häufig in den Händen privilegierter Schichten, häufig der Priester.

Priester als Himmelskundler

Anhand von Sternkonstellationen wurden z.B. günstige Termine für Aussaat und Ernte bestimmt. Aber auch für den Ausgang von Kriegen und Schlachten holten sich Herrscher und Feldherren den Rat von Astrologen ein. Das älteste Individualhoroskop datiert aus dem Jahr 409 v.Chr. Ab dem 5. Jahrhundert arbeiteten die Himmelskundigen von Mesopotamien und Griechenland eng zusammen. Aus dieser Zeit stammt auch die noch heute übliche Einteilung des Tierkreises in zwölf gleich große, je 30 Grad umfassende Abschnitte.



Zwölf Tierkreiszeichen

Nach dieser Auffassung wandert die Sonne im Verlauf eines Jahres durch 12 Sternbilder: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Diese Sternzeichen werden, weil sie überwiegend Tiernamen haben, auch Tierkreiszeichen genannt. Sternbilder sind uns bis heute 88 bekannt, obwohl das von Kultur zu Kultur natürlich unterschiedlich ist. So haben Chinesen und Indianer die Sterne z.B. zu ganz anderen Bildern zusammengefasst als die westliche Kultur.

Die Macht der Planeten

In der Antike wurden den Sternen und Sternfiguren auch bestimmte Kräfte und Eigenschaften zugesprochen. So steht z.B. der Mars für Aktivität. Bewegen sich nun Planeten auf ihrer Bahn durch ein Tierkreiszeichen, so glauben die Sterndeuter noch heute, dass diese Planeten mit ihrer Kraft auch die Menschen, die unter einem bestimmten Tierkreiszeichen geboren sind, beeinflussen. Zieht also z.B. der Mars durch das Sternbild des Krebses, wird dieser Mensch besonders aktiv.



Was ist eine Radix? 

Doch das individuelle Horoskop eines Menschen ist wesentlich präziser als nur sein Tierkreiszeichen. Anhand von Geburtszeit und Geburtsort erstellt der Astrologe eine so genannte Radix. Das heißt, er zeichnet auf, wie die Planeten zum Geburtszeitpunkt am Himmel standen.

Der Aszendent

Neben der Sonne (dem Tierkreiszeichen) und dem Mond, spielt auch der so genannte Aszendent eine wesentliche Rolle. Er bestimmt das Tierkreiszeichen, das zum Zeitpunkt der Geburt am östlichen Horizont aufging und soll Auskunft darüber geben, wie jemand von seiner Persönlichkeit her nach außen auftritt. Jeder Mensch besitzt also nicht nur ein Sternzeichem, z.B. Schütze oder Widder, sondern auch einen Aszendenten. Das kann ebenfalls jedes der 12 Tierkreiszeichen sein. Dadurch ergeben sich beliebig viele Kombinationsmöglichkeiten und Charakteristika.

Disziplin an Universitäten

 

Ihre große Blüte erreichte die Astrologie übrigens bei den alten Griechen. Die Araber, die das Erbe der Antike antraten, entwickelten ab dem 8. Jahrhundert hoch komplizierte Berechnungs- und Deutungssysteme. Seriöse Astrologenschulen gab es ab dem 12. Jahrhundert dann auch in der westlichen Welt, wo an den großen Universitäten in Paris, Padua, London, Oxford und Bologna Lehrstühle in dieser Disziplin eingerichtet wurden.



Anerkannte Wissenschaft

Die Astrologie galt als hoch anerkannte Wissenschaft und wurde von berühmten Forschern wie Galileo Galilei, Tycho Brahe oder Nikolaus Kopernikus praktiziert. Sie waren der Meinung, dass die Sterndeutung in keinerlei Widerspruch zu ihren anderen naturwissenschaftlichen Forschungen stand. Das Horoskop, das Johannes Kepler für den Feldherren Wallenstein während des 30jährigen Krieges erstellte, ging aufgrund seiner Treffsicherheit sogar in die Geschichte ein.

Niedergang seit der Aufklärung

Der Niedergang der Astrologie kam erst durch die rationalistische Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts zustande. Sie lehnte alles ab, was nicht zu begründen oder mit Experimenten zu belegen war. Die Sterndeutung wurde als lächerlich und unglaubwürdig hingestellt und mit Magie und Hexerei gleichgesetzt. Viele große Geister dieser Zeit, z.B. der Dichter Goethe, pflegten allerdings weiterhin ihr astrologisches Gedankengut. Der letzte deutsche Lehrstuhl für Astrologie schloss 1817 in Würzburg seine Pforten.

Astrologie und Astronomie

Heute genießt die Astrologie ein zweispältiges Dasein. Manche Menschen glauben an sie, andere halten Sterndeutung für kompletten Unfug. Doch egal, auf welcher Seite man steht: man sollte bei der Abgrenzung der Begriffe Astrologie und Astronomie vorsichtig sein. Häufig verwechselt, ist das nämlich etwas ganz Unterschiedliches! Obwohl beide Begriffe bis zum 4. Jahrhundert gleichbedeutend verwendet wurden, versteht man heute unter Astronomie die Beobachtung der Sterne mit naturwissenschaftlichen Mitteln, unter Astrologie dagegen die systematisch betriebene Deutung der Stellung von Himmelskörpern.

Nic - 1.3.2007 / Abbildungen: wikipedia, public domain

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