Warum ein Gladiatorenforscher zum Holzschwert greift

Dr. Junkelmann erforscht nicht nur anhand von Quellen, wie Texten oder Ausgrabungsstätten ein Thema. Er wird auch selbst aktiv. So überquerte er 1985 mit sieben Begleitern in römischer Legionärsausstattung die Alpen um mehr über das Leben und die Bedingungen eines römischen Feldzuges herauszufinden. Er schreibt Bücher und berät auch bei historischen Filmproduktionen. Seine derzeitige Forschungsleidenschaft gilt den Gladiatoren.

Der Experimentalarchäologe

Dr. Junkelmann forscht nicht nur anhand von Quellen. Er testet auch selbst seine Vermutungen und vorläufigen Ergebnisse aus. So kämpft er mit originalen Holzwaffen, mit denen die Gladiatoren im Vorspiel, dem so genannten "prolusio" oder auch beim Training kämpften, und zeigt, wie solch ein Kampf ausgesehen haben könnte.

Er rekonstruiert dabei auch die unterschiedlichen Ausrüstungen der Gladiatoren, die sich in extra eingerichteten Gladiatorenschulen zu ganz speziellen Kämpfertypen ausbilden ließen.


Natürlich haben diese Experimente ihre Grenzen und dürfen nie lebensgefährlich werden. Aber mit seinen Mitstreitern setzt Dr. Junkelmann die Kämpfe so in Szene, dass man sich ein sehr genaues Bild davon machen kann, wie es damals in den Arenen wohl zugegangen sein mag und warum die Zuschauer so begeistert von den Gladiatoren waren.

Und wenn es auch nicht lebensgefährlich wird, die eine oder andere Blessur holte sich der Historiker im Kampf schon!

Welche Quellen gibt es zu den Gladiatoren?

Bisher wurde das Leben der Gladiatoren noch nicht systematisch erforscht - daran arbeitet Dr. Junkelmann. Er greift dabei auch auf schriftliche Aufzeichnungen der Massenspektakel von antiken Schriftstellern wie Cicero oder Seneca zurück.

Es gibt aber auch spezielle Friedhöfe, auf denen Grabsteine und ihre Inschriften mehr über die Herkunft und das Leben von Gladiatoren erzählen. Darauf werden die Männer auch in ihren Ausrüstungen dargestellt. Skelette von Gladiatoren geben Auskunft darüber, wie diese Männer gebaut waren: Sie mussten kräftig, gesund und von großer Statur sein und begannen mit einem Alter von rund 20 Jahren mite dem kämpfen.

Die bekannteste Gladiatorenschule Roms befand sich direkt neben dem Colosseum.

Überreste von Gladiatorenschulen und -kasernen geben Aufschluss über das alltägliche Leben der Gladiatoren. Die berühmteste der kaiserlichen Gladiatorenschulen in Rom war der "ludus magnus", dessen Überreste noch heute in Rom zu sehen sind. Auch durch Fresken und Wandgemälde erfährt man mehr über das Aussehen der Kämpfer oder die Farben, die sie trugen.

Viele originale Waffen und Rüstungsteile, die bisher bekannt sind, sind dem Vesuvausbruch zu verdanken. So stammen die meisten Funde aus den Gladiatorenkasernen aus den Städten Pompeji und Herculaneum, die 79 n. Chr. durch den Vulkansausbruch verschüttet wurden. Die Tragödie von damals ist für Forscher wie Dr. Junkelmann heute eine archäologische Fundgrube.

Wer waren die Gladiatoren?

Die ersten Gladiatoren waren versklavte Kriegsgefangene. Später kamen auch Sklaven dazu, die von ihren Herren an Gladiatorenschulen verkauft wurden. Daneben wurden verurteilte Verbrecher zu Gladiatoren. Hatten sie drei Jahre kämpfend in den Amphitheatern überlebt, erhielten sie gewöhnlich die Freiheit.

Dann kamen aber auch immer mehr Männer dazu, die sich freiwillig meldeten. Sie ließen sich in den harten Gladiatorenschulen ausbilden. Darunter waren auch viele freigelassene Sklaven. Sie wurden dann zu den Berufsfechtern, die sich ausbilden ließen, um in den Arenen den Kampf auf Leben und Tod anzutreten.

Was will Dr. Junkelmann herausbekommen?

Bis vor kurzem war kaum erforscht, mit welchen Waffengattungen die Gladiatoren kämpften. Eine spannende Frage, für die Dr. Junkelmann eine Projektgruppe ins Leben rief. Gemeinsam mit dem Rheinischen Landesmuseum Trier und dem Archäologischen Park Carnuntum in Niederösterreich lässt er Waffen und Rüstungen nachbauen. Indem er die Waffen mit anderen ausprobiert, möchte er herausfinden, wie gefochten wurde und welche unterschiedlichen Gladiatoren gegeneinander kämpften.

Dr. Junkelmann und seine Gladiatorenkämpfer sind mittlerweile auf vielen Römerfestspielen zu sehen und vielleicht habt ihr ja auch einmal Gelegenheit, sie als "Retiarius" ("Netzkämpfer") oder "Secutor" ("Verfolger"), als "Scissor" ("Schlitzer") oder "Eques" ("Reiter" zu Pferd) zu erleben.

Mehr Infos zu Dr. Junkelmann und zu Terminen für römische Festspiele bekommt ihr auf der Homepage von Dr. Junkelmann, auf der Seite des Archäologischen Parks Carnuntum und auf dem Internetangebot des archäologischen Parks in Xanten.

-ab-21.09.2005 Text / Fotos: M. Junkelmann, Zeichnung: WAS IST WAS 82; Colosseum: Destination Europe.

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