Kaiser Tiberius echter Nachfolger des Augustus?

Tiberius wurde am 16. November im Jahre 42 vor Christus (Abkürzung: v. Chr.) als Tiberius Claudius Nero in Rom geboren. Sein Vater war ein Anhänger der Caesarmörder und ein überzeugter Republikaner und wurde deshalb verfolgt. Deswegen musste die ganze Familie schon kurz nach Tiberius' Geburt nach Griechenland und Sizilien fliehen.

Den Kaiser als Stiefvater


Junger Tiberius (Büste aus dem Louvre).

Nach der Rückkehr der ganzen Familie im Jahre 38 v. Chr. zwang Kaiser Augustus Tiberius' Eltern zur Scheidung, weil er selbst Tiberius' Mutter Livia heiraten wollte. Dadurch wurde Tiberius der Stiefsohn von Kaiser Augustus.

Drei Monate nach dieser Hochzeit bekam Livia dann einen zweiten Sohn und Tiberius damit einen Bruder. Sein Name war Drusus. Er wurde vom Kaiser als Sohn immer bevorzugt und besser behandelt, obwohl Augustus auch nicht der leibliche Vater von Drusus war.


Tiberius erhielt standesgemäß die traditionelle römische Bildung. Durch sein so erworbenes Wissen und seinen Status als Stiefsohn des Kaisers konnte er schon früh politisch aktiv werden. Er bekam schon mit 19 Jahren ein Senatorenamt übertragen, das man normalerweise erst ab einem vorgeschriebenen Mindestalter von 25 Jahren bekleiden konnte.


Der erfolgreiche Feldherr


Bild: Statue des Tiberius (Louvre).

Zusätzlich begann Tiberius auch sehr früh militärische Erfahrungen zu sammeln und unternahm mehrere Feldzüge. Sein erstes militärisches Kommando erhielt er 25 v. Chr., also bereits im Alter von 17 Jahren, als Offizier im Cantabrischen Krieg. Er wurde im Laufe der Zeit zu einem sehr fähigen und erfolgreichen Feldherren.

So eroberte er während der Herrschaft seines Stiefvaters z. B. das Alpengebiet. Nach dem Tod seines Bruders übernahm er dann auch das Kommando über die germanischen Feldzüge. Als Feldherr führte er noch viele weitere erfolgreiche Feldzüge durch. Tiberius war also von 25 v. Chr. bis 12 n. Chr. immer wieder als Feldherr im Einsatz und hatte weit mehr Erfolge als andere Feldherren seiner Zeit.

Tiberius als Nachfolger des Kaisers?!


Auf Drängen seines Stiefvaters Kaiser Augustus musste sich Tiberius schon vier Jahre nach der Hochzeit von seiner geliebten Frau Vipsania Agrippina scheiden lassen und seine Stiefschwester Iulia heiraten, was er nur gezwungenermaßen und mit Widerwillen tat.


Im Jahr 6 v. Chr. gab Tiberius sein Amt auf, zog sich nach Rhodos zurück und lebte dort bis 2 n. Chr. in freiwilliger Verbannung. Der Grund dafür war einerseits, dass Tiberius seine neue Ehefrau nicht lange ertragen konnte und andererseits die Tatsache, dass der Kaiser seine anderen potentiellen Nachfolger auffällig stark förderte, ihn aber nicht.

Während dieser Zeit im Exil wurde seine zweite Frau wegen Ehebruchs verhaftet und die Ehe wieder aufgelöst. Tiberius kehrte dann im Jahr 2 n. Chr. zwar wieder nach Rom zurück, aber da er zuvor sein Amt aufgegeben hatte, wurde ihm keinerlei politische Macht mehr übertragen.


Als Tiberius Kaiser war, wurde sein Bild auf römische Münzen gedruckt um ihn in seinem großen Reich bekannt zu machen.

Erst als alle anderen möglichen Thronfolger gestorben waren adoptierte ihn sein Stiefvater Kaiser Augustus im Jahr 4 n. Chr., da Tiberius seine letzte Möglichkeit war einen rechtmäßigen Thronfolger zu haben. Zehn Jahre später starb Kaiser Augustus und Tiberius übernahm im Alter von 55 Jahren die Macht. Er regierte von 14 37 n. Chr. das Kaiserreich. Diese 23jährige Herrschaft gilt als eine der längsten Alleinherrschaften eines römischen Kaisers.


Zur gleichen Zeit, zu der Kaiser Tiberius regierte, lebte und wirkte auch Jesus Christus. Deshalb wird Tiberius auch im Lukasevangelium (Lk 3, 1-2) erwähnt.


Während seiner Zeit als Kaiser wollte Tiberius die konservative Politik seines verstorbenen Stiefvaters fortsetzen, da er ja vor seiner Herrschaftszeit schon große militärische Eroberungen gemacht hatte. Konservativ heißt in diesem Fall zurückhaltend und eher bewahrend. Dies bedeutet, dass er keine riskanten Neueroberungen anstrebte, sondern die Grenzen des Römischen Reiches festigen wollte.

Seine eher konservative Einstellung zeigte sich beispielsweise im Jahr 16 n. Chr. durch den Verzicht auf alle Eroberungen die in Germanien rechts des Rheins lagen. Diese Grenze des römischen Reiches wurde gesichert und blieb während der römischen Kaiserzeit bestehen.


Das Ende der Regierung von Tiberius



Da Tiberius' Sohn aus erster Ehe bereits früh starb, adoptierte er seinen Neffen Germanicus, der aber auch nicht viel länger lebte. Tiberius' rechtmäßiger Nachfolger war damit Gaius Caligula (der berühmt und berüchtigte spätere Kaiser Caligula), der Sohn des Germanicus. Tiberius wollte auch, dass Caligula die Herrschaft über das Kaiserreich nach seinem Tod übernimmt.


Im Jahr 26 n. Chr. zog sich Kaiser Tiberius auf die Insel Capri zurück. Er überließ seinem Vertrauten Seianus weitgehend die Regierungsgeschäfte in Rom. Seianus sah dadurch die Chance nach Tiberius' Tod selbst Kaiser zu werden. Als Seianus aber öffentlich machte, dass er Kaiser werden wollte, wurden er und seine Anhänger auf Anweisung von Tiberius hingerichtet.


Regelmäßige öffentliche Hinrichtungen waren während Tiberius' Regierungszeit aber nichts Neues, da Tiberius immer Angst vor Intrigen hatte und viele Bürger, die er verdächtigte, hinrichten ließ. Deswegen lebten die Römer ständig in Angst und Tiberius' machte sich damit nicht nur bei den Bürgern, sondern auch beim römischen Senat sehr unbeliebt.


Foto: Grabmal (Mausoleum) des Augustus.

So kam es dann, dass die Bürger Roms Tiberius' Leiche nach seinem Tod am 16. März 37 n. Chr. einfach in den Tiber (Fluss durch Rom) werfen wollten, wie es sonst für die Leiche eines Verbrechers üblich war. Doch das passierte nicht. Der Leichnam des Kaisers wurde verbrannt und in das gleiche Grab wie der verstorbene Kaiser Augustus gebracht.

Mehr über die Kaiser des Römischen Reiches erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 55 Das Alte Rom.

Text: Alexandra Müller; Bilder Wikipedia: Münze Gunthram und Statue Jastrow, der Rest GNU.

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