Etrusker rätselhaftes Volk aus der Antike

Die Etrusker lebten vor den Alten Römern in Mittelitalien. Nur wenige Zeugnisse dieser alten Kultur sind uns bis heute überliefert. Zu diesen gehören Grabfunde, die auch Rückschlüsse auf die Jenseitsvorstellungen dieses Volkes zulassen. Eine Ausstellung in Tübingen macht die längst untergegangene Kultur wieder lebendig.

Wer waren die Etrusker?

Die Etrusker waren ein antikes Volk, das etwa von 800 bis 100 vor Christus seine kulturelle Blüte erlebte. Sie lebten im heutigen Mittelitalien, ungefähr in der Region zwischen den heutigen Städten Florenz, Perugia und Rom.

Karte: Das dunkel-ocker gefärbte Gebiet, das sich im Süden bis Rom erstreckte, bewohnten die Etrusker schon um 750 v. Chr., das hell-ocker gefärbte Gebiet eroberten sie dann zwischen 750 und 500 v. Chr.

Nach der Eroberung durch die Römer gingen die Etrusker im Römischen Reich auf.

Die römische Kultur wurde von der etruskischen stark beeinflusst. Im 6. Jahrhundert vor Christus wurde Rom sogar von einer etruskischen Königsdynastie aus Tarquinia regiert. Um 510 vor Christus revoltierte das römische Adelsgeschlecht jedoch gegen die Tarquinier und verjagte sie. So begann die römische Republik.

Die etruskische Religion

Parallel zur Kultur der Etrusker erlebten auch die Griechen eine kulturelle und politische Blütezeit. Trotz kriegerischer Auseinandersetzungen übernahmen die Etrusker vieles von der Religion der alten Griechen. So näherten sich ihre Göttervorstellungen immer mehr an die der Griechen an. Eine Vielzahl menschenähnlicher Göttern bestimmte das Leben der Etrusker. Voltumna hieß ihr oberster Gott.

Foto: Priester nutzten diese Nachbildung einer Schafsleber mit den Namen von 16 etruskischen Gottheiten als Hilfmittel für die Leberschau.

Später beeinflusste die etruskische Religion den römischen Ritus: die Vogel- und Leberschau waren schon bei den Etruskern üblich, um den Willen der Götter zu erkunden.




Vieles bleibt ungewiss

Während aus dem römischen Weltreich unzählige Bauwerke, Schriftstücke und andere Zeugnisse erhalten blieben, ist von der etruskischen Kultur nur sehr wenig überliefert. Es gibt nur einige Ruinenreste und knappe Texte. Dadurch wissen wir bis heute viel weniger über die Etrusker als über Römer oder Griechen.

Umso wichtiger sind die bekannten Zeugnisse etruskischen Lebens, zu denen auch Grabanlagen gehören. Diese lassen vielerlei Rückschlüsse auf die Vorstellung des antike Volkes über das Jenseits zu. Die Ausstellung in Tübingen widmet sich in erster Linie diesem Aspekt des etruskischen Lebens.

Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult...

...so der Titel der Tübinger Ausstellung. Über die Jahrhunderte hinweg veränderte sich der etruskische Totenkult erheblich. Während in der Frühzeit die Verstorbenen verbrannt und ihre Asche in Urnen bestattet wurde, beerdigte man die Toten später in Sarkophagen oder sogar eigens gebauten Anlagen, die Wohnhäusern ähnlich waren.

Um sich eine Vorstellung von dem Aufwand zu machen, den die Etrusker für ihre Verstorbenen betrieben, wurden in der Tübinger Ausstellung Modelle (siehe Foto rechts ) von Grabanlagen nachgebaut, die es euch ermöglichen, selbst im Totenhaus umherzugehen.

Fröhliche Wandmalereien (siehe Foto links) in diesen Grabstätten zeigen Feste, Jagd- und Kampfszenen. Sie sind quasi die Leichenspiele zu Ehren des Toten. Später wurde es üblich, die Verdienste des Verstorbenen und seiner Familie darzustellen.

Reise ins Jenseits

Eine ganz wichtige Rolle im etruskischen Totenkult spielte die Vorstellung von der Jenseitsreise. Diese gliederte sich in mehrere Etappen: Abschied von den Angehörigen, Reise, Ankunft und Empfang durch die Vorfahren.

Interessanter Weise glaubten die Etrusker also nicht an ein Gericht im Jenseits, nicht an eine wie auch immer geartete Abrechnung über ihr Leben sondern an ein Wiedersehen mit ihren Vorfahren, die sie dort bereits erwarteten.

Doch der Weg bis zur frohen Einkehr ins Ahnenreich war gefährlich und wurde von tückischen Dämonen begleitet. Grund genug für die Hinterbliebenen, den Reisenden mit allerhand nützlichen Utensilien auszustatten, damit er seinen letzten Weg gut überstand.

Foto rechts: Grabbeigaben.

 

Die Ausstellung ist bis zum 17. September 2006 zu sehen im

Museum Schloss Hohentübingen

Burgsteige 11

72070 Tübingen

Tel.: 07071/ 29 773 84

Fax: 07071/ 29 56 59

Eintritt:

Erwachsene: 4

Ermäßigte, Kinder: 2

Öffnungszeiten: Mi bis So 10-18 Uhr.

Hier gehts zum Museum.

Mehr über Archäologie lest ihr im WAS IST WAS Band 14 "Versunkene Städte".

Text: LM 21.08.06, Bilder: Karte: GFDL: Norman Einstein; Ausstellungsplakat, Leber-Nachbildung, Modell d. etrusk. Grabanlage: Institut für klassische Archäologie, Tübingen; Grabbeigaben: Staatliche Museen zu Berlin, Antikensammlung; etruskische Wandmalerei: Araldo de Luca.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt