Die Frage der Woche: Wie lernten Schulkinder im alten Rom?

Jede Woche beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Amelie: "Was lernten Schulkinder im alten Rom?" Hier erfahrt ihr die Antwort ...


Im frühen Rom gab es noch keine Schulen. Die Kinder erhielten ihre Bildung in den Familien vermittelt. Die Mutter war gleichzeitig die Lehrerin, weil die Väter oft nicht zu Hause waren.

Während die Töchter im Haus blieben und die Fähigkeiten der Mutter lernten, durften die Söhne später den Vater begleiten, der sie in seine Lebenswelt einführte, sei es im Handel, auf dem Acker oder im Krieg.


Die Mädchen lernten Kochen und Nähen. Die Söhne sollten das Führen der Waffen und die Kunst der öffentlichen Rede beherrschen.

Die altrömische Erziehung war an der Praxis orientiert. Die Kinder lernten am Beispiel der Erwachsenen.

Ungleichheit von Arm und Reich


Während die Erziehung bei der ärmeren Menschen, Handwerkern und Bauern auch in späteren Zeiten in der Familie blieb, leisteten sich reichere Menschen Hauslehrer.

Die reichsten Römer ließen ihre Kinder von griechischen Lehrern unterrichten, denn die griechische Kultur war hoch angesehen.

Es gab auch griechische Sklaven und Kindermädchen, von denen die Kinder bereits in jüngsten Jahren Griechisch als zweite Sprache neben dem Latein der Römer lernten.


Die ersten Schulen


Durch die griechischen Lehrer gab es ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus auch Schulen. Die Eltern konnten aber selbst entscheiden, ob sie die Kinder lieber daheim unterrichteten oder auf eine Schule schickten.

Damals gab es keine Schulgebäude, wie sie heute für uns selbstverständlich sind. Der Unterricht fand entweder auf öffentlichen Plätzen statt, im Haus des Lehrers oder in einem vom Lehrer gemieteten Raum.

Es gab auch keine Tische und Bänke. Die Kinder saßen um den Lehrer herum auf Holzschemeln und hielten kleine zusammenklappbare Holztafeln auf den Knien. Das Holz war mit einer Wachsschicht überzogen. Geschrieben wurde darauf mit einem Griffel aus Metall, Holz, Knochen oder Elfenbein. Die Buchstaben wurden in das Wachs eingeritzt.

Lehrer und Unterrichtsstoff

Lehrer war kein Ausbildungsberuf, so dass jeder unterrichten konnte, wie er wollte. In der Literatur aus dieser Zeit ist von brüllenden und prügelnden Lehrern zu lesen, die das Wissen sehr rüde vermittelten. Es wurde durch stetes Wiederholen, Abschreiben und Auswendiglernen eingepaukt.

Jungen und Mädchen gingen in den ersten Jahren gemeinsam zum Unterricht. Allerdings wurden die meisten Mädchen von der Schule genommen, sobald sie lesen und schreiben konnten. Sie blieben dann zu Hause und sollten gute Hausfrauen und Mütter werden.

Im weiteren Verlauf der Schule lernten die Jungen Astronomie, Griechisch und Latein, Rechnen, Geometrie und die römische Geschichte.

Viele von ihnen wurden mit dem Militärdienst vertraut gemacht, damit sie gehorchen, selbst zu befehlen und durch Unterordnung Führen lernten.

Die christlichen Schulen

Mit dem Aufkommen des Christentums veränderte sich auch die Schule. So wie Rom an Bedeutung verlor, so vollzog sich schleichend auch der Untergang weltlicher Schulen. Bald waren die geistlichen Schulen die einzigen Einrichtungen zum Erwerb von Bildung.

Diese Schulen vermittelten junger Leuten Allgemeinbildung und christliche Erziehung. Ihre Hauptaufgabe war aber die Vorbereitung auf das Priesteramt und die Ausbildung von Geistlichen.

Bis zum Übergang in die mittelalterliche Welt ging deshalb viel Wissen der alten Römer verloren und lebte erst viel später wieder auf, als die Königs- und Fürstenhäuser die antike Literatur wiederentdeckten.

Parallel dazu entstanden mit dem Vordringen des Islams universellere Bildungsideale, die auch Sprach- und Naturwissenschaften mit einschlossen und deren Zentrum in Europa die Universität von Córdoba war.

Mehr über das Leben, die Kaiser und die Geschichte des Alten Romas erfahrt ihr auch in WAS IST WAS Band 55 "Das Alte Rom".

 

 

Hier findest du Informationen zum RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten. Dort ist das Leben im alten Rom nachgestellt.

Text: RR, 31. 3. 2011, Fotos: RömerMuseum Xanten


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