Die Entzifferung der Hieroglyphen

Am 15. Juli 1799 wurde der Stein von Rosette auf Napoleons ägyptischer Expedition entdeckt. Auf dem Stein ist eine Inschrift in drei verschiedenen Sprachen eingemeißelt. Dadurch wurde die Entzifferung der Hieroglyphen möglich. Wie dieses komplizierte Schriftsystem entschlüsselt wurde, lest ihr hier.

Was sind die Hieroglyphen?

Foto: Hieroglyphen-Inschrift auf einem Stein.

 Hieroglyphen bedeutet auf Altgriechisch heilige Schriftzeichen. Diese ältesten uns bekannten ägyptischen Schriftzeichen, von denen viele so aussehen wir kleine Bilder, wurden von etwa 3200 vor Christus bis 300 nach Christus verwendet. Nach dieser Zeit gerieten sie für viele Jahrhunderte in Vergessenheit. Man konnte sie zwar noch auf vielen alten Gebäuden und Statuen sehen, aber niemand wusste mehr, was sie bedeuteten.

Das lag auch daran, dass es sich bei den Hieroglyphen nicht beziehungsweise nicht nur um Buchstaben handelt. Manche Hieroglyphen stehen für ganze Wörter, andere für Laute oder Konsonanten, wieder andere verändern die Bedeutung eines ganzen Satzes.

Was ist der Stein von Rosette?

Die Stadt Rosette befindet sich am Nildelta, also an der vielarmigen Mündung des Nils ins Mittelmeer. Hier entdeckte ein französischer Offizier am 15. Juli 1799 einen großen Stein, in den eine lange Inschrift in drei verschiedenen Schriftzeichen eingemeißelt war: eine Version in Altgriechisch, eine in Demotisch und eine in Hieroglyphen.

Der Stein besteht aus einer Art Granit. Er ist nicht mehr vollständig erhalten Seine linke obere Ecke fehlt, wodurch nur noch etwa ein Drittel der Hieroglyphenschrift lesbar ist.

Foto: Der Stein von Rosette im British Museum in London.

Der Stein wurde zunächst von französischen Wissenschaftlern in Ägypten untersucht. Nachdem die Franzosen jedoch den Briten im Kampf um Ägypten unterlagen, mussten sie diesen den wertvollen Stein abgeben. Er befindet sich seither im British Museum in London.

Warum wurde die Inschrift in drei Sprachen niedergeschrieben?

Bei der Inschrift des Steines handelt es sich um eine Art Gesetzestext, in dem die Pflichten der ägyptischen Priester gegenüber Pharao Ptolemaios V. festgelegt wurden. Damals wurde Ägypten von griechischen Königen beherrscht und regiert. Auch Ptolemaios V. war Grieche deshalb erschien der Gesetzestext auf Griechisch. Für die Priester wurde er in Hieroglyphen niedergeschrieben und für die ägyptischen Beamten in demotischer Schrift.

Nach der Entdeckung des Steines dauerte es jedoch noch mehr als zwei Jahrzehnte, bevor ein genialer Sprachforscher entzifferte, was die Hieroglyphen bedeuten sein Name war Jean-François Champollion (sprich: scho-frosoa schampojo).

Wer war Jean-François Champollion?

Bild:  Jean-François Champollion

Geboren 1790, mitten in den Wirren der Französischen Revolution, konnte Jean-François Champollion zunächst keine geregelte Ausbildung erhalten. Damals war ganz Frankreich vom Alten Ägypten begeistert, was unter anderem daran lag, dass Napoleon von 1798 bis 1801 einen Feldzug in das nordafrikanische Land unternahm.

Als Champollion 1802 er war erst zwölf Jahre alt die ägyptische Sammlung des französischen Mathematikers Jean Baptiste Fourier gezeigt bekam, entsprang in ihm der Wunsch, die Ägyptischen Hieroglyphen zu entschlüsseln.

Als er 13 Jahre alt war, begann er verschiedene orientalische Sprachen zu lernen, die er sich zum Teil selbst beibrachte. Mit 18 beherrschte er bereits acht Sprachen des Altertums. Während seines Studiums in Paris lernte er außerdem noch Persisch, Koptisch und Arabisch. Er war so wissensdurstig, dass er nahezu Tag und Nacht Bücher las, wodurch er bereits in jungen Jahren zahlreiche gesundheitliche Probleme bekam.

Wie gelang es Champollion, die Hieroglyphen zu entziffern?

Foto: Auf dem Place des écritures in Campollions Heimatstadt Figeac wurde der Stein von Rosette stark vergrößert auf den Boden kopiert.

Obwohl es sich bei der Inschrift auf dem Stein von Rosetta dreimal um den gleichen Text handelt, war die Übersetzung der Hieroglyphen-Zeichen trotzdem sehr schwierig. Das lag an der oben beschriebenen Besonderheit der Hieroglyphen. Da manche für Wörter, andere hingegen für einzelne Laute standen und wieder andere die Bedeutung ganzer Sätze änderte, ließ sich der Text vom Griechischen nicht einfach so übertragen.

Champollion orientierte sich daher zunächst an sogenannten Kartuschen, also umkreisten Zeichenfolgen, die für den Namen von Herrschern standen. Er verglich diese mit anderen ägyptischen Inschriften. Diese Kartuschen waren gut zu erkennen und kamen häufig vor. Nachdem Champollion dadurch bereits einige Konsonanten entziffert hatte, kam er auch mit dem restlichen Text besser voran. Nach und nach entdeckte er, dass einzelne Hierglyphen für ganze Wörter stehen können, da er merkte, dass manchmal der Text in den anderen Sprachen deutlich mehr Zeichen erforderte.

Während seines Studiums in Paris (1807-1809) bekam Champollion die Inschrift des Steins von Rosetta erstmals zu Gesicht. Im September 1822 stellte er Forscherkollegen das System für die vollständige Entzifferung der Hieroglyphen vor. Etwa 14 Jahre lang hatte er also immer wieder daran gearbeitet, die altägyptischen Zeichen komplett zu verstehen. Zunächst glaubte ihm niemand und er wurde geradezu ausgebuht. Heute wird sein Lebenswerk als Meilenstein in der Erforschung des Alten Ägyptens gefeiert.

Jean-François Champollion war übrigens nicht der einzige Forscher, der sich mit den Schriften auf dem Stein von Rosetta befasste. Andere wie Silvestre de Sacy und Johan David Akerblad leisteten Vorarbeiten für Champollions Entdeckung. Und noch etwas ist interessant: Champollion konnte gar nicht am Original-Stein von Rosetta arbeiten. Er hatte nur eine Abschrift zur Verfügung.

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Mehr über die Bedeutung der Hieroglyphen lest ihr bei der Blinden Kuh.

Weiteres über Hieroglyphen lest ihr auch auf www.hieroglyphen.de.

Text: Liane Manseicher, 15.07.09; Fotos: Bsp. für Ägyptische Hieroglyphen: cc-by-sa: Aineko; Gemälde Champollions: pd; Place des écritures in Figeac: pd; Stein von Rosetta im British Museum: pd.

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