Der erste römische Kaiser - Teil 2

Augustus gewann die Machtkämpfe nach Caesars Ermordung und war von 31 v. Chr. an Alleinherrscher des Römischen Reiches. Er begründete die julisch-claudische Kaiserdynastie. Mit seiner Herrschaft begann für Rom eine lang anhaltende Zeit inneren Friedens, die als Pax Augusta verklärt wurde.

Über Oktavians Jugend und seinen Weg zum Herrscher erfährst du mehr, wenn du unten den Link zum ersten Teil dieses Artikels anklickst. Dieser schildert die Zeit von 63 bis 42 v. Chr. Ein Jahr vorher hatten Octavian, Marcus Antonius und der Reiterführer Marcus Aemilius Lepidus ein zweites Triumvirat gegründet, um Rom gemeinsam zu regieren. In Griechenland waren die Caesarenmörder Brutus und Longinus besiegt worden. Weil Antonius der eigentliche Sieger dieser Schlacht gewesen war, gewann er innerhalb des Triumvirats an Macht.

Der Weg zur Alleinherrschaft

Die drei Herrscher Roms waren sich keineswegs so einig wie es dem Reich gut getan hätte. Bei den Landverteilungen kam es zu brutalen Enteignungen und Vertreibungen ganzer Stadtbevölkerungen. Vielen Bürgern war Octavian  deshalb verhasst. Um den Einfluss auf die verschiedenen Ländereien wurde hart gerungen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Im Perusinischen Krieg besiegte Octavian Antonius' Bruder Lucius.


Daraufhin kehrte Antonius nach Italien zurück, um seinem Bruder beizustehen, doch die Legionen verweigerten den Kampf und zwangen ihre Herrscher zu einem neuen Bündnis. Im Herbst 40 v. Chr. schlossen die beiden den Vertrag von Brundisium. Darin wurde unter anderem die Hochzeit Antonius mit Octavians Schwester Octavia beschlossen und geregelt.



Der letzte politische Gegner des Triumvirats war Sextus Pompeius, der mit seiner Flotte die Seewege und Sizilien kontrollierte, was Octavians Autorität untergrub. 36 v. Chr.wurde Pompeius in der Seeschlacht bei Naulochoi vor der Nordküste Siziliens besiegt. Als im gleichen Jahr Lepidus Truppen zu Octavian überliefen, war der erste Triumvir entmachtet. Im Kampf um die Alleinherrschaft stand nur noch Antonius im Wege.

Der Herrscher und die Frauen

Im Oktober 43 v. Chr. heiratete Octavian Antonius Stieftochter Clodia. Damit wurde das Triumvirat bekräftigt. Die Ehe dauerte keine drei Jahre. Clodia starb im Jahr 40 v. Chr. und Octavian nahm im selben Jahr Scribonia zur Frau. Die gemeinsame Tochter, Julia sollte Octavians einziges leibliches Kind bleiben. Aber noch vor Julias Geburt verstieß er ihre Mutter wieder, um am 17. Januar 38 v. Chr. Livia Drusilla zu ehelichen. Sie brachte die beiden Söhne Tiberius und Drusus mit in die Ehe, die 51 Jahre andauern sollte. Tiberius folgte später seinem Stiefvater als Kaiser nach.

Antonius und Cleopatra

Durch seine dauerhafte Beziehung mit Königin Kleopatra VII. von Ägypten leitete Antonius seinen Untergang in Rom selbst ein. Als er im Jahr 32 v. Chr. die in Rom äußerst populäre Octavia verstieß nutzte Octavian dieses Verhalten propagandistisch zum eigenen Nutzen aus. Später verschenkte Antonius Teile des römischen Ostens an Kleopatra und ihre gemeinsamen Kinder. Daraufhin ließ Octavian ein möglicherweise gefälschtes -Testament des Antonius veröffentlichen, in dem dieser Kleopatras Kinder als Erben einsetzte. Als Reaktion darauf erklärte der Senat Antonius zum Staatsfeind, und Octavian zog gegen Kleopatra in den Krieg.

Die Entscheidung fiel am 2. September 31 v. Chr.  in der Seeschlacht bei Actium. Antonius und Kleopatra konnten gegen die Streitkräfte Agrippas und Octavians nichts ausrichten. Die Römer nahmen die ägyptische Hauptstadt Alexandria ein und gliederten Ägypten als neue römische Provinz dem Reich ein. Antonius stürzte sich in sein Schwert. 12 Tage später soll sich Kleopatra durch den Biss einer Giftschlange in die Brust getötet haben.

Kaiser Augustus

Die 100 Jahre währende Epoche der römischen Bürgerkriege war vorüber. Am 16. Januar des Jahres 27 v. Chr. verlieh der Senat Octavian den neu geschaffenen Ehrennamen Augustus. Der erinnerte an das augurium, eine Kulthandlung zur Deutung des Willens der Götter, die schon Romulus vorgenommen haben soll. So setzte der Name seinen Träger mit dem legendären Gründer der Stadt Rom gleich.

Der Staatsakt markierte nicht nur den Beginn seiner 40-jährigen Regierungszeit als Princeps, sondern auch den einer ganz neuen Epoche der römischen Geschichte.

In den folgenden Jahren musste der Staat vollkommen neu aufgebaut werden. Gleichzeitig galt es, das Reich gegen unzählige Gegner nach innen und außen zu sichern und die Nachfolge so zu regeln, damit das Reich über seinen Tod hinaus bestehen blieb und nicht zerfiel.

Ein neues Heer

Um zu verhindern, dass Heerführer sich zum Imperator ausrufen lassen und die Macht an sich reißen konnten, wie es von Marius über Sulla bis zu Caesar immer wieder geschehen war führte Augustus gleich eine Heeresreform durch.

Eine Berufsarmee sollte fortan das riesige Reich stabilisieren. Mit dem Geld aus der ägyptischen Staatskasse realisierte er seinen Plan und entließ ein Drittel der 70 Legionen. Das bisherige Heer wäre für Friedenszeiten zu groß und zu kostspielig gewesen. So kaufte er Land für die entlassenen Legionäre und schuf sich damit eine breite Schicht ihm ergebener Bauern.

Kaiser ohne Krone

Augustus lerne aus Caesars Fehlern und taktierte so, dass es nach Außen hin so scheinen musste, als bestünde die Republik weiter fort. Die Konsuln wurden weiterhin jedes Jahr gewählt und der Senat blieb bestehen. Allerdings ließ Augustus 190 Mitglieder ausschließen, die als nicht standesgemäß galten. Gleichzeitig füllte er die gelichteten Reihen des Senatsadels wieder auf, indem er verdiente Personen beförderte. Er selbst nannte sich betont bescheiden princeps senatus, Erster des Senats. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Prinzipat für die augusteische Herrschaftsform, die etwa so viel bedeutet wie Herrschaft des ersten Bürgers.

Der Senat verwaltete weiter die im Reichsinnern gelegenen Provinzen, doch die Verwaltung der Grenzprovinzen übernahm Augustus. Nur in jenen kaiserlichen Provinzen, wo ihm die Gouverneure direkt unterstellt waren, ließ er die Armee stationieren.

Als Inhaber der militärischen Befehlsgewalt war Augustus der Mächtigste im Reich: Er beherrschte die mächtigsten Grenzprovinzen, hatte eine eigene Finanzverwaltung, und die Amtsgewalt des Volkstribuns machte ihn unverletzlich an Leib und Leben.

Am Ende des Weges

Im Sommer des Jahres 14 unternahm der Kaiser eine Reise, die ihn über Capri nach Benevent führen sollte. Unterwegs erkrankte er an Diarrhoe, reiste aber unbeirrt weiter nach Nola der Überlieferung nach in das selbe Haus, in dem 71 Jahre zuvor sein Vater Gaius Octavius gestorben war. Dort verstarb Augustus in Gegenwart seiner Frau Livia und einer Reihe herbeigeeilter Würdenträger am 19. August, am gleichen Tag, an dem er über 50 Jahre zuvor sein erstes Konsulat angetreten hatte.

Damals hatte er Recht und Gesetz noch mit Füßen getreten, später jedoch ging er als Schöpfer einer Ordnung, die er selbst und wahrscheinlich die Mehrheit seiner Zeitgenossen als den besten und glücklichsten Zustand des römischen Staates bezeichneten, in die Geschichte ein.

Ein Monat für den Kaiser

Augustus Leiche wurde auf dem Marsfeld in Rom verbrannt und die Asche in dem Mausoleum beigesetzt, das der Kaiser dort für sich und seine Familie hatte errichten lassen. Dem Kaiser zu Ehren beschloss der Senat, den Monat, in dem Augustus erstmals Konsul geworden und gestorben war, von Sextilis in Augustus umzubenennen. Außerdem wurde dem Monat August ein  31. Tag angefügt. Dafür wurde dem Februar ein Tag genommen, er zählt seither nur noch 28 Tage.


RR 6. 8. 2007


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