Wer war der Rote Baron?

Am 21. April 1918 wurde eine der legendärsten Gestalten des Ersten Weltkrieges abgeschossen, der Rote Baron. Mehr über das Leben eines Kampffliegers, der als Held verehrt wurde und die Tatsachen des Krieges in der Luft.

Links: Manfred von Richthofen auf einer Postkarte.

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg begann, zogen Tausende junger Deutscher begeistert in die Schlacht, die ihnen als großes Abenteuer erschien. Unter ihnen auch Manfred Freiherr von Richthofen.

Seit seinem elften Lebensjahr war er auf Militärschulen und im westpreußischen Ulanenregiment für den Kriegseinsatz vorbereitet worden und nun mit 22 Jahren konnte er endlich beweisen, was er gelernt hatte. Zwar wurde er zunächst als Reiter der Kavallerie an der Ost- und Westfront eingesetzt, doch bald schon wollte er höher hinaus.

Die Ritter der Luft

Rechts: Das Einsitzer-Flugzeug Albatros DV kam in den deutschen Jagdstaffeln häufig zum Einsatz. Auch von Richthofen flog einen solchen Doppeldecker.

Ihn begeisterten die Kampfflieger, die in ihren Ein- und Zweimannflugzeugen erkundeten, wo der Feind als nächstes angreifen würde. Der Einsatz von Aufklärungsflugzeugen war damals noch etwas ganz Neues. Bald entwickelte sich dadurch ein Luftkrieg zwischen den Aufklärungsfliegern der einen und den Kampffliegern der anderen Seite, die versuchten, die Aktionen der Gegner zu vereiteln.

Während die Soldaten am Boden zu Tausenden in den Schützengräben auf ihren Tod warteten, fochten die Fliegerstaffeln in 3000 Metern Höhe ihre eigenen Kämpfe aus. Sie galten als Elite der Truppen und wurden bewundert.

Ihr Ziel war es, die Jagdflugzeuge der Gegner abzuschießen, was in den allermeisten Fällen sagen wir es ganz unverblümt dazu führte, dass deren Besatzung ums Leben kam. Sei es, weil sie vom gegnerischen Kampfpiloten direkt erschossen worden waren, sei es, weil sie den Absturz ihrer getroffenen Maschinen nicht überlebten.

Oswald Boelke der Fliegerei-Stratege

Manfred von Richthofen ließ sich 1915/16 zum Piloten ausbilden und startete seinen neuen Dienst im September 1916 in der Jagdfliegerstaffel des berühmten Oswald Boelke. Boelke war der wichtigste Stratege der deutschen Fliegereinheiten und entwickelte Taktiken und Grundsätze der modernen Jagdfliegerei, die bis heute gelten. Er verunglückte Ende Oktober 1916 im Alter von 25 Jahren bei einem Kampfeinsatz in der Luft.

Der Rote Baron

Links: Nachbau des roten Dreideckers, von dem sich Manfred von Richthofens Beiname ableitet.

Von Richthofen wurde sein Nachfolger, leitete die Jagdstaffel 11 und schließlich sogar ein ganzes Jagdgeschwader, das vier Staffeln umfasste. Legendär wurde die Jagdstaffel 11, da die Piloten ihre Kampfflugzeuge in knallbunten Farben streichen ließen im Gegensatz zur sonst üblichen Tarnfärbung. Sie erhielt deshalb auch den Beinamen Fliegender Zirkus. Von Richthofen machte den Anfang, indem er seinen Fokker DRI rot lackieren ließ. Seine Landsleute nannten ihn Roter Baron seine Gegner Roter Teufel.

Der rote Baron war mittlerweile nämlich der erfolgreichste Jagdflieger in Deutschen Reich. Nach seinem 18. Luftsieg erhielt er die höchste preußische Auszeichnung, den Ordre pour le mérite (Orden für den Verdienst). Allein im April 1917 schoss er 21 britische Flieger ab.

War er ein Held?

In Deutschland wurde er als Held gefeiert, ja geradezu als Idol verehrt war er doch nicht nur erfolgreich, sondern auch als edelmütig bekannt. Man sagte, er behandle seine Feinde fair und ließe sie am Leben, wenn sie den Absturz ihrer Maschine überstünden.

Tatsächlich überlebten nur 33 der über 100 von ihm abgeschlossenen Piloten und Besatzungsmitglieder. Er hatte es sich nämlich zur Regel gemacht, so nah an die gegnerischen Flieger heranzukommen, dass er die Piloten direkt erschießen konnte. Große Chancen, lebend davon zu kommen blieben dadurch nicht. Der Mythos vom edlen Ritter der Lüfte lässt sich daher nicht aufrechterhalten. 

Abwärts

Was es bedeutet, abgeschossen zu werden, erlebte von Richthofen im Juli 1917 selbst. Er wurde im Luftkampf schwer am Kopf getroffen. Durch eine Verletzung des Sehnervs war er vorübergehend blind geworden. Sein Flugzeug schoss 3000 Meter in die Tiefe und erst kurz vor dem Boden konnte er es abfangen und notlanden. Bereits nach wenigen Wochen Genesungszeit flog er wieder.

Am 21. April 1918 war das Geschwader des Roten Barons in ein Luftgefecht verwickelt. Über fanzösischem Gebiet verfolgte von Richthofen einen unerfahrenen britischen Piloten und wurde selbst von dessen Anführer, dem Kanadier Arthur Roy Brown in Beschuss genommen. Von Richthofen riskierte alles und flog weit über die gegnerischen Linien, was normalerweise nicht üblich war. So kam es, dass er von australischen Luftabwehrschützen also vom Boden aus getötet wurde.

Da auch die alliierten Truppen großen Respekt vor dem Flieger-Ass hatten, bestatteten sie ihn mit allen militärischen Ehren. Bis heute wird der Rote Baron von vielen als Held verehrt. Unzweifelhaft war er ein geschickter Pilot und Jäger, der von seiner Tätigkeit geradezu besessen war. Doch so glamourös, wie sich seine Bewunderer es vorstellten, empfand er seine Aufgabe nicht.

Bereits 1917 hatte er zugegeben: "Mir ist nach jedem Luftkampf erbärmlich zumute. Wenn ich meinen Fuß auf dem Flugplatz wieder auf den Boden gesetzt habe, dann mache ich, dass ich in meine vier Wände komme, will niemand sehen und von nichts hören. Ich glaube, so ist es wirklich, es ist nicht so, wie die Leute in der Heimat sich das vorstellen, mit Hurra und Gebrüll, es ist viel ernster, verbissener."

Mehr über Flugzeuge erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 10 Fliegerei und Luftfahrt.

Text: Liane Manseicher, Fotos: M. v. Richthofen: pd; Nachbau der Fokker DRI im Deutschen Museum München: GFDL: softeis; Albatros: pd.

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